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MELDUNG/070: Zum Tag der Gewalt an der Frau (Sehrazat - Transkultureller Frauen- u. Kunstverein)


Sehrazat - Transkultureller Frauen- u. Kunstverein - 25.11.2010

Aus Anlass des 25. November 20010, des Internationalen Tages gegen Gewalt an der Frau

Sechs Frauen mit türkischsprachigen Plakaten '25. November - Stopp zu Gewalt an Frauen', © SEHRAZAT - Transkultureller Frauen- und Kunstverein

Gegen jede erhobene Hand gegen Frauen stehen wir zusammen.
© SEHRAZAT - Transkultureller Frauen- und Kunstverein

Sehr geehrtes Publikum, sehr geehrte Presseangehörige, liebe Frauen,

Wir haben die Rolle des Opfers satt!

Wir haben beschlossen die Hauptrolle zu spielen, um menschenrechtswidrigen Taten gegenüber Frauen ein Ende zu machen.

Zuhause eingesperrt zu werden, unter Kontrolle gehalten zu werden, umgebracht zu werden, sobald wir in eigener Bestimmung leben möchten wird betitelt mit Tradition, mit Ehre, mit Kultur, mit Islam. Und wie möchtet ihr dann die Morde an den Frauen anderer Religionszugehörigkeiten und Kulturen erklären?

Lassen wir diese Hexenjägerei! Wie sollen denn die Vergewaltigungen, 8000 im Jahr, von denen viele noch nicht einmal geahndet werden, wie sollen die als "Familiendrama" titulierten 150 Morde im Jahr erläutert werden.

Sind nicht auch diese Morde wie diese, welche in islamischen Kreisen als "Ehrenmord" benannt sind, solche, welche der männlichen Herrschaftsvorstellung entspringen, in der eine tote Frau, einer freien Frau vorzuziehen ist.

Frauenfeindliche Politik wird in diesem Land betrieben! Muslimische Migrantinnen werden zur Zielscheibe auf diese Weise. Was unseren deutschen Schwestern angetan wird, wird verschwiegen! Sind es nicht Teile der Gewalt gegen Frauen, dass Frauen noch immer mit geringerem Lohn arbeiten müssen, Arbeitslosigkeit und Armut auf ihre Schultern gelastet wird, Migrantinnen mit rassistischer Politik ausgegrenzt werden? Islam, ja auch der Islam ist wie jede andere monotheistische, institutionalisierte Religion frauenfeindlich; weder mehr noch weniger; wer sieht das nicht?

Sprachrohre der Nutznießer der Ausbeutung, Politiker, Journalisten, angebliche Aufgeklärte und die mit Mikrofonen umherirrenden anderen: Wenn ihr so überzeugt seid von der Unterdrückung der Frauen, dann lasst das Weinen um sie; öffnet stattdessen die Grenzen Europas! Öffnet Frauen die Türen, welche vor Krieg, Hunger, sexueller Verfolgung fliehen.

Erteilt Frauen, welche sich auf Grund von Gewalt scheiden lassen mussten, bedingungslos ein Bleiberecht und die Erlaubnis zu arbeiten.
Stellt die Gelder der Staatskassen an Stelle von Kriegsausgaben lieber der Bildung von Frauen zur Verfügung.
Schafft Gesetze, welche Frauen den Weg zu Lehrstuhl, Labor, Leitungsposition und Öffentlichkeit ebnen. Schafft sie, damit ihr glaubwürdig werdet.
Krokodiltränen erkennen wir, ihr braucht sie nicht zu vergießen!

Noch einige Worte haben wir an die, welche profitieren von der männlichen Herrschaftsstruktur:
Wir geben Euch nicht das Recht, uns in schön, unattraktiv, muslimisch, christlich, Hausfrau, Straßenfrau, homosexuell, heterosexuell zu kategorisieren und zu spalten, unsere Körper und Arbeitskraft auszunutzen und uns zu definieren.
Wir lassen uns, mit unserer Vielfalt, nicht zum Werkzeug für eure Integrationsdebatten, rassistische, ausgrenzende und kapitalparteiische Politik machen!

Unsere Vielfalt ist unser Reichtum!
Wir werden weiterhin arabisch singen und spanisch tanzen. Mit unseren Kindern kurdisch sprechen und türkische Gedichte schreiben, uns in Saris kleiden und gegen die Alpen jodeln. Wir werden Bilder malen, obendrein Bilder welche zeigen wie hässlich ihr und wie schön wir sind.

Was dagegen?

Gegen jede erhobene Hand gegen Frauen stehen wir zusammen.

Wir werden die Frauenmorde stoppen. Wir sind nämlich in überhand und überall

SEHRAZAT - Transkultureller Frauen- und Kunstverein


Türkischer Originaltext:
25 Kasim 2010 Birlesmis Milletler Kadinlara Karsi Siddeti Engelleme günü itibariyla
V.i.s.d.P. Kadriye Baksi, kadriye.baksi@arcor.de
Übersetzung ins Deutsche: Leman Stehn

Plakat '25. November - Stopp zu Gewalt an Frauen', © SEHRAZAT - Transkultureller Frauen- und Kunstverein

© SEHRAZAT - Transkultureller Frauen- und Kunstverein

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Quelle:
Pressemitteilung vom 25.11.2010
Sehrazat - Transkultureller Frauen- u. Kunstverein
Kontakt: Leman Stehn
E-Mail: leman@email.de
Telefon: 040/39 11 04, Mobil: 0176 70550370


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2010