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MELDUNG/074: Seit 49 Jahren erstmalige NICHT-Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille (ILMR)


InternationaIe Liga für Menschenrechte - 8. Dezember

Seit 49 Jahren erstmalige NICHT-Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille

Mordechai Vanunu darf nicht nach Berlin reisen


Die Liga wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach keinen Festakt der Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille durchführen können. Der ausgezeichnete Mordechai Vanunu wird, so jedenfalls der bisherige Stand, nicht aus Israel ausreisen können, um die Medaille in Berlin persönlich entgegen zu nehmen.

Die geplante Medaillenverleihung am 12.12. wird eine Manifestation des Protestes werden müssen. Die Liga ruft dazu auf, zahlreich an dieser Protestveranstaltung der NICHT-Verleihung der Carl-von-Ossietzky- Medaille teilzunehmen, die zugleich Auftakt einer internationalen Kampagne werden soll:

"Reisefreiheit für den Whistleblower Mordechai Vanunu!"

Der von Vanunus Anwalt Michael Sfard für seinen Mandanten beim israelischen Innenministerium gestellte Antrag auf Ausreise blieb bisher unbeantwortet. Ohne die Anwesenheit des Geehrten macht die Ehrung keinen Sinn. Ausdrücklich hat Mordechai Vanunu gegenüber seinem Anwalt den dringenden Wunsch geäußert, dass die Verleihung in Berlin und nur in seiner Gegenwart stattfindet. Diesem Wunsch fühlt sich der Vorstand der Liga verpflichtet.

Zugleich ist der Vorstand der Liga enttäuscht und empört darüber, dass alle Bemühungen zu keinem Erfolg geführt haben: Weder ein Offener Brief international angesehener Persönlichkeiten an die in Israel politisch Zuständigen - unterzeichnet u. a. von Günter Grass, Chemienobelpreisträger Harry Kroto (GB), Physiknobelpreisträger Jack Steinberg (USA), Ambassadeur de France Stéphane Hessel, Träger des Alternativen Nobelreises Dan Ellsberg (USA), Ronnie Kasrils (Südafrika) - zeigte Wirkung, noch ein dringender Appell, den sechs Friedensnobelpreisträgerinnen - darunter Shirin Ebadi, Mairead Corrigan Maguire, Jody Williams u.a. - von ihrem Treffen anlässlich des 65. Jahrestages des Abwurfs der ersten Atombomben auf Nagasaki und Hiroshima an den israelischen Präsidenten Peres und Premier Netanjahu gerichtet haben,

Die Liga protestiert gegen die in Israel offenbar sanktionierte Rechtspraxis, die es ermöglicht, dass Mordechai Vanunu nach vollständiger Verbüßung einer 18-jährigen Haftstrafe weiterhin in seinen Rechten eingeschränkt ist. Vanunu darf Israel nicht verlassen, sich auch auf israelischem Territorium nicht frei bewegen und gegenüber ausländischen Medien, Botschaften und Personen seine Meinung nicht frei äußern. Eine solche, sich seit 2004 hinziehende "Staffelstrafe" verstößt gegen die universellen Menschenrechte; ausdrücklich gegen Art. 14 Abs. 7 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte.

Gemeinsam mit Vanunus Anwalt fragen wir: Hat man in "Israel ein Interesse daran, sich zu der unschönen Gruppe von Nationen zu gesellen, die ihre Bürger daran gehindert haben, internationale Preise entgegen zu nehmen, indem sie deren Teilnahme an den jeweiligen Festakten verhinderten"?

Gegenwärtig teilt Mordechai Vanunu das Schicksal Liu Xiabos, der in China daran gehindert wird, das Land zu verlassen, um den Friedensnobelpreis 2010 in Empfang zu nehmen.



"Für eine Welt ohne Atomwaffen!

Atomwaffenfreie Zonen auf die Tagesordnung - jetzt und überall!"

Am Sonntag, den 12. Dezember um 11:00 Uhr im GRIPS-Theater, Altonaer Str. 22, 10557 Berlin


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Quelle:
Presseerklärung vom 8. Dezember 2010
InternationaIe Liga für Menschenrechte
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Tel.: 030 - 396 21 22, Fax: 030 - 396 21 47
E-Mail: vorstand@ilmr.de
Internet: www.ilmr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2010