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MELDUNG/129: Atomwaffenfreie Welt noch lange nicht in Sicht (IPPNW)


IPPNW-Presseinfo vom 11. Oktober 2011
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

30 Jahre Großdemo Bonn, 25 Jahre Hasselbach, 25 Jahre Gipfel Reykjavik

"Die meisten Menschen wissen nicht mal, dass es Atomwaffen noch gibt"


Drei wichtige Jahrestage erinnern in diesen Tagen an die bleibende globale Bedrohung durch Atomwaffen. Der Trägerkreis "Atomwaffen abschaffen - bei uns anfangen", dem 50 Organisationen und Gruppen angehören, fordert anlässlich dieser Jahrestage erneut, Verhandlungen eines Vertrags zur Ächtung von Atomwaffen - ähnlich der Bio- und Chemiewaffenkonvention.

Gestern vor genau dreißig Jahren - am 10. Oktober 1981 - protestierten 300.000 Menschen im Bonner Hofgarten anlässlich der von der NATO geplanten Stationierung von "Pershing II"-Mittelstreckenraketen und Marschflugkörpern. Sie forderten damals ein atomwaffenfreies Europa und ein Ende der Blockkonfrontation. Heute vor genau 25 Jahren - am 11. Oktober 1986 - fand in Hasselbach die größte politische Demonstration in der rheinland-pfälzischen Geschichte statt. Und am 11./12. Oktober jährt sich zum 25. Mal das Gipfeltreffen von Gorbatschow und Reagan in Reykjavik, das kurz vor dem Durchbruch zu einer atomwaffenfreien Welt stand, dann aber an dem geplanten US- Raketenabwehrsystem scheiterte.

Xanthe Hall, Sprecherin des Trägerkreises: "Es ist kaum zu glauben, aber wir waren vor 25 Jahren wahrscheinlich näher an einer atomwaffenfreien Welt als heute. Damals war das Thema präsenter als heute und über die Abschaffung aller Atomwaffen wurde tatsächlich verhandelt. Heute reden die Regierungen nicht mehr über eine atomwaffenfreie Welt, sondern nur darüber, wie sie andere Länder daran hindern können, Atomwaffen zu erwerben. Die meisten Menschen wissen nicht mal, dass es sie noch gibt."

Roland Blach, Koordinator des Trägerkreises, sagt: "Der Kalte Krieg ist mittlerweile seit über 20 Jahren Geschichte, die Teilung Europas überwunden, die atomaren Mittelstreckenraketen längst abgezogen. Das Ziel einer atomwaffenfreien Welt wird aber nur noch als "Vision" bezeichnet. Es ist an der Zeit, tatsächlich zu verhandeln, statt Lippenbekenntnisse zum Ziel 'Global Zero' abzugeben".

In Deutschland hat sich ein breites Bündnis aus über 50 Organisationen und das Bürgermeisternetzwerk "Mayors for Peace" zusammengeschlossen, um sich für ein Verbot und die Vernichtung aller Atomwaffen einzusetzen. Die Bürgermeister für den Frieden sind eine der größten Nichtregierungsorganisationen mit über 5.000 Mitgliedern weltweit, darunter allein 400 in Deutschland. Mayors for Peace vertritt nunmehr über 1 Milliarde Menschen in über 150 Ländern. Nach dem Abschluss der dreijährigen Kampagne "unsere zukunft - atomwaffenfrei" im November 2010 für einen Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland, plant das Bündnis eine neue Kampagne mit dem Ziel, die Unterstützung Deutschlands für ein Verbot und die Vernichtung aller Atomwaffen zu erhalten.

Weitere Informationen zum Stand der Planung unter:
www.atomwaffenfrei.de


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Quelle:
Pressemitteilung vom 11. Oktober 2011
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2011