Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → FAKTEN

MELDUNG/173: Israel bombardiert wieder - und gießt Öl ins Feuer (Bundesausschuss Friedensratschlag)


Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag - 12.03.2012

Israel bombardiert wieder - und gießt Öl ins Feuer

Bundesregierung schweigt - Friedensbewegung protestiert


Kassel, 12. März 2012 - Zu den jüngsten Angriffen der israelischen Luftwaffe auf Ziele im Gazastreifen erklärte ein Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag am Montag in Kassel:

Über 20 Tote und mehr als 70 Verletzte: Das ist die erschreckende Bilanz der israelischen Bomben- und Raketenangriffe auf Ziele im Gazastreifen in den letzten drei Tagen. Unter den Opfern befinden sich nicht nur "Extremisten und Terroristen" - ein regierungsoffizieller Sammelbegriff aus Israel für Angehörige der von der Hamas kontrollierten Verwaltung -, sondern es sind etliche Frauen und Kinder darunter. So wurde am Montagmorgen ein 16-jähriger Schüler getötet, als eine Gruppe von fünf Zivilisten Ziel eines Angriffs wurde.

Die israelischen Angriffe werden in Tel Aviv begründet mit den fortgesetzten palästinensischen Raketenangriffen auf südisraelisches Gebiet. Tatsächlich wurden diese aber durch einen israelischen Bombenangriff vom Freitag ausgelöst. Davon abgesehen gehört es zum Ritual in den Nicht-Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern, jeweils der anderen Seite die Schuld an den Militäraktionen zuzuschieben. In einem derart aufgeladenen Konflikt verschwimmen ohnehin die Grenzen zwischen "Aktion" und "Reaktion".

Die israelische Friedensorganisation Gush Shalom ("Friedensblock") verurteilt die Aggression gegen Gaza und spricht von einer "Generalprobe" für den geplanten Krieg gegen Iran. Offenbar will die Regierung in Tel Aviv mit ihren Aktionen austesten, ob die Ankündigung der Hamas, im Fall eines israelischen Angriffs auf Iran sich nicht an dem Konflikt beteiligen zu wollen, in einer zugespitzten Situation hält. Doch selbst vom israelischen Standpunkt aus betrachtet, sind die Militärschläge kontraproduktiv und Öl ins Feuer: Die Stimmung unter den Palästinensern wird dadurch erst recht angeheizt, sodass sich die Hamas-Führung im Falle eines Krieges nur schwer wird heraushalten können.

Von einer Wiederaufnahme der israelisch-palästinensischen "Friedensverhandlungen" sind beide Seiten weiter entfernt denn je. Das passt auch ganz in die Linie der reaktionären israelischen Regierung: keine Verhandlungen - kein Siedlungsstopp - keine Chance auf einen palästinensischen Staat ...

Die Bundesregierung schweigt zu all dem. Die von Merkel verkündete deutsche "Staatsräson" vorbehaltlos hinter Israel zu stehen, verhindert wieder einmal eine klare Distanzierung von der tödlichen Politik der israelischen Rechtsregierung. Die Friedensbewegung hält es da eher mit ihren Freundinnen und Freunden in Israel, welche die jüngsten Militärschläge eindeutig verurteilen. Sie hält es auch mit dem Lebensmotto des ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Heinz Galinski: "Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu schweigen."

Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)


*


Quelle:
Pressemitteilung vom 12. März 2012
Bundesausschuss Friedensratschlag
Germaniastr. 14, 34119 Kassel
Telefon: (0561) 93717974
E-Mail: strutype@uni-kassel.de
Internet: http://www.ag-friedensforschung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2012