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MELDUNG/403: Bremer Baumwollkonferenz - Nachhaltigkeit und Menschenrechte bleiben außen vor (Südwind e.V.)


SÜDWIND e.V. - 18. März 2014

Bremer Baumwollkonferenz: Nachhaltigkeit und Menschenrechte bleiben außen vor



Unter dem Motto "Cotton for People" treffen sich vom 19. bis zum 21. März 2014 Fachleute aus aller Welt zur 32. Internationalen Baumwolltagung von Wirtschaft, Industrie und Handel in Bremen. Baumwollanbau und -verarbeitung haben immense Auswirkungen auf das Leben von Millionen von Menschen in Ländern wie zum Beispiel Indien und Usbekistan. Doch diesen Menschen sind mit dem Motto offensichtlich gar nicht gemeint: Im Konferenzprogramm ist von ihnen und den problematischen Arbeitsbedingungen nicht die Rede. Im Fokus stehen dagegen Qualität und Gentechnologie.

Auf allen Produktionsstufen der Bekleidungsherstellung kommt es zu massiven Verletzungen der Menschenrechte: In Indien beispielsweise werden aufgrund von gentechnisch verändertem (GMO) Baumwollsaatgut und der damit einhergehenden Verschuldung unzählige KleinbäuerInnen ihrer Existenz beraubt. Sowohl auf den Baumwollfeldern als auch in den Verarbeitungsfabriken herrschen katastrophale Zustände: 12-Stunden-Schichten, Bezahlung unterhalb der Mindestlöhne und Kinderarbeit scheinen die Regel zu sein. Die Menschen werden in hohem Maße giftigen Pestiziden ausgesetzt und nicht selten werden sie aus ihrer Heimatregion in die Anbau- bzw. Verarbeitungsregionen verschleppt.

In Usbekistan organisiert die Regierung das größte staatlich organisierte Zwangsarbeitssystem der Welt und zwingt jedes Jahr Millionen Kinder und Erwachsene, wochenlang ohne angemessene Bezahlung Baumwolle zu ernten. Sie arbeiten oft sieben Tage die Woche ohne Pausen, kommen in unmittelbaren Kontakt mit Pestiziden und haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Wer sich gegen den Einsatz wehrt, riskiert Job oder Studienplatz oder muss hohe Strafen zahlen. Der Großteil des erzielten Gewinns fließt in die Hände der Eliten rund um die usbekische Regierung.

Von dem unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellten begehrten und knappen Rohstoff profitieren dann sowohl Groß- als auch Einzelhändler, darunter globale Unternehmen der Fashion-Industrie aber auch Bayer und Daewoo. Die Cotton Campaign und die Clean Clothes Arbeitsgruppe BaumwollePLUS fordern die Unternehmen auf, endlich Verantwortung zu übernehmen. "Groß- und Einzelhändler sollen keine Baumwolle aus Zwangs- oder Kinderarbeit und keine mit GMO verseuchten Fasern verwenden", betont Berndt Hinzmann von INKOTA-netzwerk. Die Rückverfolgbarkeit ist zu gewährleisten, damit VerbraucherInnen die Möglichkeit haben, ethisch korrekt einzukaufen. Regierungen in Deutschland und in der Europäischen Union sollen ihren politischen Einfluss nutzen, um Sorgfaltspflichten für Menschenrechte bei der Arbeit und zum Schutz der Umwelt zu stärken.

Das ist Anlass für Aktionen unter dem Titel END COTTON CRIMES zur Eröffnung der Bremer Konferenz.

Wann: 19. März 2014, ab 13.00 Uhr
Wo: Bremer Rathaus

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Quelle:
Pressemitteilung vom 18. März 2014
SÜDWIND e.V. - Institut für Ökonomie und Ökumene
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. März 2014