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MELDUNG/432: IPPNW verlangt Paradigmenwechsel - Konfliktbearbeitung und Kooperation (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 17. Juni 2014
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

IPPNW verlangt politischen Paradigmenwechsel: Konfliktbearbeitung und Kooperation statt Konfrontation

Bundespräsident Gauck fordert deutsches militärisches Engagement



Die Forderung des Bundespräsidenten nach einer größeren Bereitschaft Deutschlands zu Militäreinsätzen weist in die falsche Richtung, kritisiert die ärztliche Friedensorganisation IPPNW. Stattdessen sei ein politischer Paradigmenwechsel notwendig hin zu ziviler Konfliktbearbeitung. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk vom Wochenende hatte Gauck militärische Interventionen damit gerechtfertigt, dass Deutschland an der Seite der Unterdrückten stehen und für Menschenrechte kämpfen müsse.

Susanne Grabenhorst, Vorsitzende der IPPNW, erklärt: "Wir wissen, dass das Ziel die Mittel bestimmen muss: Wer Frieden erreichen will, der muss dementsprechend auch friedliche Mittel einsetzen. Sogenannte humanitäre Interventionen sind angesichts der vielen aktuellen Krisenlagen völlig unglaubwürdig. Auch in der deutschen Politik werden die vielen aktuellen Krisenlagen durch die Brille von Ressourcen, Transportwegen und global-strategischen Interessen betrachtet. In Wahrheit hat sich doch immer wieder gezeigt, dass Kriege für die nachhaltige Durchsetzung von Demokratie und Frieden absolut ungeeignet sind. Auch der 'War on Terror' hat nichts erreicht, als das Ausmaß des Terrors in der Welt zu vergrößern."

Grabenhorst verweist zudem darauf, dass der Rekorde brechende Waffenexport Deutschlands begleitet wird von der immer öfter beworbenen Strategie einer ausgeweiteten militärischen Rolle Deutschlands in der Welt. Sie kritisiert Gaucks Argumentation: "Wenn ich im Zusammenhang mit Militär von Menschenrechten höre und von Deutschland an der Seite der Unterdrückten, kommt mir der seit Jahren heftig umstrittene und immer noch nicht abgelehnte Panzerexport nach Saudi-Arabien in den Sinn. Dabei geht es um 270 Spezial-Kampfpanzer Leopard-2 A7+ zur Aufstandsbekämpfung."

Grabenhorst verweist auf die prekäre Lage in Saudi Arabien: "Saudi Arabien ist ein autoritär regiertes Land, in dem die Menschenrechtslage hochproblematisch ist. Ein Land, dass sich im Frühjahr 2011 mit Panzern und Soldaten an der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten in Bahrain beteiligt hat. Moral predigen und zugleich Geschäfte machen, die gegen diese Moral verstoßen - dieser Widerspruch ist eklatant."

Die IPPNW engagiert sich im Rahmen der bundesweiten "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel" gegen alle Waffenexporte, besonders von Kleinwaffen, deren weiterer Verbleib besonders schwer zu kontrollieren ist. Am 24. Juni 2014 beteiligt sich die IPPNW an Aktionen gegen die 2. Strategie-Konferenz des Bundesverbandes der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) in Berlin-Mitte.

Hier finden Sie den entsprechenden Aufruf:
www.leo-kette.de/resources/Flugblatt_Juni_fertig.pdf


Die IPPNW ist eine berufsbezogene, friedenspolitische Organisation, die 1981 von einer Gruppe von Ärzten aus den USA und Russland gegründet wurde. Ihre Überzeugung: Als Arzt hat man eine besondere Verpfl ichtung zu sozialer Verantwortung. Daraus entstand eine weltweite Bewegung, die 1984 den UNESCO-Friedenspreis und 1985 den Friedensnobelpreis erhielt. Heute setzen sich Mediziner und Medizinerinnen der IPPNW in über 60 Ländern auf allen fünf Kontinenten für eine friedliche, atomtechnologiefreie und menschenwürdige Welt ein.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 17. Juni 2014
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juni 2014