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MELDUNG/452: 21. IPPNW-Weltkongress - Vom Ende der Atomtests zu einer atomwaffenfreien Welt (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 20. August 2014
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Vom Ende der Atomtests zu einer atomwaffenfreien Welt

21. IPPNW-Weltkongress in Kasachstan, 27.-30. August 2014



Zum 21. IPPNW-Weltkongress vom 27.-30. August 2014 in Astana reisen etwa 20 deutsche IPPNW-Ärztinnen und -Ärzte und Medizinstudierende nach Kasachstan und informieren sich dort u.a. über die humanitären Folgen von Atomwaffen. Kasachische ÄrztInnen werden über die wichtigsten Ergebnisse aus 50 Jahren Forschung zu den gesundheitlichen Folgen der sowjetischen Atomtests in Semipalatinsk berichten. "Kasachstan engagiert sich für die atomare Abrüstung. Während das Land sein Atomwaffenarsenal aus Sowjetzeiten verschrottet hat, hält die Bundesregierung entgegen einem Beschluss des Bundestages bis heute an den US-Atomwaffen in Deutschland fest und duldet deren Modernisierung ", erklärt IPPNW-Atomwaffenexpertin Xanthe Hall, die nach Astana fliegen wird.

Der IPPNW-Weltkongress widmet sich u.a. dem politischen Prozess für eine Ächtung von Atomwaffen. Aktuell stehen die Bestrebungen der atomwaffenfreien Staaten auf dem Spiel, mit Blick auf die humanitären Folgen dieser Massenvernichtungswaffen eine neue Abrüstungs-Dynamik zu erzeugen. Im Jahr 2015 findet in New York die große UN-Überprüfungskonferenz statt, in der die Atomwaffen-Staaten erklären müssen, wie sie ihrer völkerrechtlichen Verpflichtung zur atomaren Abrüstung nachkommen. Begleitet wird die Verhandlung durch eine globale, von der Zivilgesellschaft wie der IPPNW unterstützten Kampagne (ICAN), einen internationalen Ächtungsvertrag gegen einen Einsatz von Atomwaffen zu erreichen.

"In Zeiten der Ukraine-Krise ist der Kongress ein wichtiges Signal, denn der aktuelle Konflikt zeigt, wie sehr der Ost-West-Konflikt und das Blockdenken unsere politische Gegenwart immer noch im Griff haben", erklärt der europäische IPPNW-Präsident Dr. Lars Pohlmeier. Halte der derzeitige Abrüstungsstillstand an, drohe das Sperrvertrags-Gefüge auseinanderzufallen. Andere Staaten könnten dann legal atomar aufrüsten. Auch in der Ukraine gebe es erste Tendenzen zu einer erneuten Atombewaffnung, obwohl damit keines der aktuellen Probleme gelöst werde.

Weiteres Thema des Weltkongresses sind die Auswirkungen der gesamten "Nuklearen Kette" auf Gesundheit, Umwelt und Sicherheit. Kasachstan ist das mit Abstand größte Abbauland für Uran (38 % der Weltproduktion). Der Uranabbau in Kasachstan wird mittels der "in-situ leaching" Methode durchgeführt: Mit Chemikalien wird das Uran aus dem Gestein gelöst und aus der Lösung das Uran extrahiert - mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. In Kasachstan ist das Unternehmen "Kazatomprom" am stärksten in das Geschäft mit dem Uranabbau verwickelt, ein Staatskonzern, der in den 90er Jahren auf Geheiß des Präsidenten Nursultan Nasarbajew gegründet und von der deutschen WestLB mit einem Kredit unterstützt wurde.

Die IPPNW-Ärztedelegation wird am 30. August 2014 zudem das ehemalige Atomwaffentestgelände in Semipalatinsk sowie die Gedenkstätte für die Opfer der Atomtests und das Forschungsinstitut für Nuklearmedizin und Ökologie besichtigen.


Die IPPNW ist eine berufsbezogene, friedenspolitische Organisation, die 1981 von einer Gruppe von Ärzten aus den USA und Russland gegründet wurde. Ihre Überzeugung: Als Arzt hat man eine besondere Verpfl ichtung zu sozialer Verantwortung. Daraus entstand eine weltweite Bewegung, die 1984 den UNESCO-Friedenspreis und 1985 den Friedensnobelpreis erhielt. Heute setzen sich Mediziner und Medizinerinnen der IPPNW in über 60 Ländern auf allen fünf Kontinenten für eine friedliche, atomtechnologiefreie und menschenwürdige Welt ein.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 20. August 2014
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. August 2014