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MELDUNG/462: Das gute Leben für alle - Konferenz in Leipzig geht zu Ende (Degrowth-Konferenz)


Vierte Internationale Degrowth-Konferenz - Leipzig, 5. September 2014

Das gute Leben für alle - 3000 Menschen diskutieren in Leipzig Alternativen zur Wachstumswirtschaft



Die Vierte Internationale Degrowth-Konferenz für ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit in Leipzig bietet noch bis Samstag rund 3000 Menschen den Raum, Alternativen zum Wachstumsparadigma zu diskutieren. Die Konferenz findet großen Anklang unter Wissenschaftlern, Aktivisten und Künstlern.

Am Dienstag begeisterte die Eröffnungsveranstaltung der Konferenz bereits über 1000 Menschen. Dort sprachen der ecuadorianische Wirtschaftswissenschaftler und Politiker Alberto Acosta im und die bekannte Globalisierungskritikerin Naomi Klein im größten Saal der Universität, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Sie betonten, dass eine Abkehr vom Wachstum auch eine Abkehr vom Kapitalismus bedeutet. Für die, die keinen freien Stuhl mehr fanden, wurde die Veranstaltung in andere Hörsäle und im Internet übertragen. Den Livestream schalteten bis zu 7000 Menschen zur selben Zeit ein. Auch jetzt gibt es täglich mehr als zehn Veranstaltungen, die live auf der Webseite der Konferenz übertragen werden.

Einigkeit besteht unter den Konferenzteilnehmenden darin, dass eine Gesellschaft nötig ist, die nicht länger unter dem Diktat des Wirtschaftswachstums steht. Wie ein gutes Leben für alle Menschen jedoch aussieht, darüber wird lebhaft diskutiert. Sicherlich war das ein Grund für den großen Andrang beim Vortrag von Prof. Dr. Hartmut Rosa. Der Soziologe und Zeitforscher gehört zu den bekanntesten Rednern auf der Konferenz. Er begeisterte sein Publikum, als er über sein Konzept der "Resonanz" sprach, welches er als zentral für ein gutes Leben sieht.

"Es geht aber nicht nur darum, über das gute Leben zu sprechen, sondern auch strategisch zu überlegen, was politisch dafür nötig ist", so Christopher Laumanns, Pressesprecher der Konferenz. Das ist eine der Fragen, die heute im "Open Space" diskutiert wird, dem Ort der Konferenz, wo die Teilnehmenden selbst die Themen bestimmen.

Neben den großen strategischen Fragen geht es auf der Konferenz auch um die Alternativen, die bereits existieren. In den praktischen Workshops können Teilnehmende Bauwägen begehen, Saatgutkisten bauen und aus Abfällen Brennstoffe herstellen. Außerdem sind Unternehmen anwesend, die bereits sozial, ökologisch und demokratisch wirtschaften. Sie geben ihr Wissen in eigenen Veranstaltungen weiter, so etwa die feministische Kollektivdruckerei Hinkelstein-Druck, ein Unternehmen mit ökologischem Anspruch, das auch die Programmhefte der Degrowth-Konferenz gedruckt hat. Am Samstag endet die Konferenz mit einer Podiumsdiskussion zur Frage, wie es weitergehen soll mit der Degrowth-Bewegung. "Nächstes Jahr wir das Thema Klimawandel wieder stärker in die Aufmerksamkeit rücken", so Christopher Laumanns. "Das Klima ist nur zu retten, wenn wir uns vom Wachstumspfad verabschieden. Ich bin gespannt zu sehen, ob die Bewegung es schafft, diese Erkenntnis in die breite Öffentlichkeit zu tragen." Praktischen Klimaschutz werden die Konferenz-Teilnehmer bereits zum Ende der Konferenz erproben: Nach einem Aktionszug durch die Leipziger Innenstadt mit vielen kreativen Stationen geht es zum Protest-Picknick vor das lokale Braunkohle-Kraftwerk.

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Quelle:
Vierte Internationale Degrowth-Konferenz
c/o Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V.
Klingenstr. 22, 04229 Leipzig
Telefon: +49-(0)176-98289392
E-Mail: info@degrowth.de
Internet: http://leipzig.degrowth.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2014