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MELDUNG/519: Protest in Berlin und Büchel gegen US-Atomwaffen in Deutschland (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 25. März 2015
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Atomwaffen wieder auf die politische Agenda setzen!

Protest in Berlin und Büchel gegen US-Atomwaffen in Deutschland


Vor fünf Jahren, am 26. März 2010, verabschiedete der Deutsche Bundestag eine überparteiliche Resolution, in der der Abzug der verbliebenen US-Atomwaffen aus Deutschland gefordert wurde. Morgen werden einem Vertreter des Bundesverteidigungsministeriums um 15 Uhr rund 2.500 Unterschriften für ein atomwaffenfreies Deutschland übergeben, die in den letzten Monaten gesammelt wurden.

Zugleich beginnt vor den Zufahrtstoren des Atomwaffenstandortes in Büchel eine 65 Tage anhaltende Dauerpräsenz. Die Initiative "büchel65" kündigt Blockaden des Fliegerhorsts Büchel in der Südeifel an. An möglichst vielen der 65 Tage werden unterschiedliche Gruppen aus dem gesamten Bundesgebiet den reibungslosen Verkehr durch gewaltfreie Blockaden behindern. Damit soll der Forderung nach einem sofortigen Abzug der US-Atomwaffen Ausdruck verliehen werden. Die Gruppen halten in der Tradition des Zivilen Ungehorsams begrenzte Regelüberschreitung für notwendig. "Wenn das Parlament in dieser Frage ohnmächtig ist, braucht es den Druck von der Straße", so IPPNW-Arzt Ernst-Ludwig Iskenius, der die Aktion mit vorbereitet.

"In der derzeitigen Ukraine-Krise und dem Atomkonflikt zwischen Israel und dem Iran wird in hitzigen politischen Diskussionen und in Äußerungen wieder von den existierenden Atomraketen gesprochen und mit ihnen geprahlt. Die Gefahren eines mit Atomwaffen geführten Krieges sind also wieder sehr groß", sagt Prof. Dr. med. Ulrich Gottstein, Mitbegründer der deutschen Ärzteorganisation IPPNW.

Während in Büchel blockiert wird, übergibt der Initiator der Petition Hermann Theisen, die Unterschriften an Ministerialdirigent Norbert Weber, zuständig für "Ausrüstung Luft" in der Hauptabteilung Rüstung im Bundesverteidigungsministerium . VertreterInnen der IPPNW und der traditionsreichsten deutschen Friedensorganisation, der DFG-VK, die den Aufruf mittragen, sind dabei. Viele Prominente haben den Aufruf gezeichnet.

Andreas Buro sagt dazu: "Viele Menschen in unserem Lande denken vermutlich, die Atombomben der USA liegen schon so lange in Büchel und es ist nichts passiert. Warum sollen wir uns jetzt darüber aufregen? Sie wissen vermutlich nicht, dass diese und die in anderen europäischen Ländern stationierten Atomwaffen zu den weltweit modernsten Waffensystemen umgebaut werden sollen. Dementsprechend sollen auch die deutschen Trägersysteme für sehr viel Geld im Rahmen der nuklearen Teilhabe modernisiert werden."

In Büchel lagern die ca. 20 noch auf deutschem Boden stationierten Atomwaffen. Mit einer Sprengkraft von jeweils 20 Hiroshima-Bomben sollen sie im Kriegsfall von deutschen Tornados unter amerikanischem Befehl zum Einsatz kommen. Damit sind sie Teil einer alten Logik der Abschreckung. Die AktivistInnen von "büchel65" setzen dem eine andere Logik entgegen: "In politischen Spannungszeiten sind Zeichen der Abrüstung eine wirksame Möglichkeit, eine Eskalationsspirale wieder herunterzudrehen" so die Sprecherin der Initiative Katja Tempel, "wir fordern den sofortigen Abzug der Atomwaffen und keine Modernisierung!"


Die Kampagne:
Ziel unserer Kampagne ist, Atomwaffen durch einen juristisch verbindlichen Vertrag weltweit zu ächten, so wie es bei anderen Massenvernichtungswaffen schon geschehen ist. Denn es gibt nur eine Antwort auf die Gefahren, die Atomwaffen mit sich bringen: ihre vollständige Abschaffung. Auf dem Weg zur weltweiten Abrüstung ist ein erster wichtiger Beitrag der Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland. Deswegen setzen wir uns mit Nachdruck dafür ein. Die geplante Modernisierung der in Europa stationierten Atombomben ist kontraproduktiv und außerdem eine Verschwendung von Finanzressourcen. Daher fordern wir einen Stopp dieser Pläne.


Link zum Aufruf:
https://www.frieden-mitmachen.de/50/Oeffentlicher_aufruf_fuer_ein_atomwaffenfreies_deutschland

Webseite der Dauerpräsenz büchel65:
http://buechel-atomwaffenfrei.de

Webseite der Kampagne "atomwaffenfrei.jetzt":
http://www.atomwaffenfrei.de

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Quelle:
Pressemitteilung vom 25. März 2015
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. März 2015

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