Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → FAKTEN


MELDUNG/559: Ein weiterer gescheiterter Einwanderer Europas wird zu Grabe getragen (Zentrum für Politische Schönheit)


Zentrum für Politische Schönheit - 18. Juni 2015

Das Zentrum für Politische Schönheit präsentiert die Toten Europas

Die Toten kommen: Ein weiterer gescheiterter Einwanderer Europas wird zu Grabe getragen. Die Politik hat nicht reagiert.


19.06./12 Uhr: zweite Bestattung eines toten Einwanderer Europas. Letzte Beerdigung mit Teilnahme der Öffentlichkeit: Friedhof Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof, Kolonnenstr. 24-25, 10829 Berlin

19.06./09.30 Uhr: das Zentrum für Politische Schönheit stellt sich in der Bundespressekonferenz den Fragen ausländischer Korrespondenten

21.06./14 Uhr an der Neuen Wache / Unter den Linden 4, 10117 Berlin: Der "Marsch der Entschlossenen" bringt Tote zum Kanzleramt, um sie direkt vor den politischen Entscheidungsträgern zu beerdigen. Bezirk Berlin-Mitte bereitet sich auf die Beerdigung von Toten vor dem Kanzleramt vor.


Zwei große frische Grabhügel auf offenem Gelände - Foto: © Marily Stroux

Massengrab mit 200 Flüchtlingen im griechischen Hinterland (Sidiro)
Foto: © Marily Stroux


(Berlin, 19. Juni) Die militärische Abriegelung Europas hat im ersten Halbjahr 2015 mehrere Tausend Todesopfer gefordert. An den Außengrenzen werden Leichen verscharrt, monatelang in Kühlhäusern gelagert, vergessen und in anonyme Massengräber gestapelt. Nun bekommt ein weiteres Opfer des mörderischen Abriegelung Europas an diesem Freitag eine ehrenvolle Bestattung in der Hauptstadt: auf dem Friedhof Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof, Kolonnenstr. 24-25, 10829 Berlin um 12 Uhr.

Die Beerdigung findet zum letzten Mal in diesem Jahr öffentlich statt. Es wird ausdrücklich darum gebeten, die Friedhofsverwaltung im Vorfeld nicht zu belästigen. Der Bundespräsident hat für die letzte öffentliche Beerdigung in diesem Jahr seine Teilnahme signalisiert. Er könnte den freiheitssuchenden Einwanderern die letzte Ehre geben.

"Wer etwas über die Menschenrechte erfahren will, schaut am Besten auf die Lage von Flüchtlingen. Wir alle retten mit ihrer Würde unsere Würde. Wir geben ihnen im politischen Zentrum Europas zurück, was ihnen an den Außengrenzen durch unsere Abschottungspolitik geraubt wurde", erklärt Philipp Ruch, künstlerischer Leiter des Zentrums für Politische Schönheit. "Wir geben einem gescheiterten Einwanderer seine Menschlichkeit zurück. Es geht nicht darum, das Notwendige zu denken und zu sagen. Es geht darum, es auch zu tun."

"Warum sollen die toten Einwanderer Europas unbekannt bleiben?" fragt Justus Lenz, Sprecher des Zentrums. "Sie kamen mit Angehörigen, Träumen und Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit. Die Niedertracht Europas bei dem Versuch, die in unser aller Namen Getöteten unkenntlich zu machen, sie zu verstecken, muss herausgestellt werden."

Vor der Beerdigung stellt sich das Zentrum für Politische Schönheit ebenfalls am Freitag um 9.30 Uhr in der Bundespressekonferenz auf Einladung der ausländischen Presse in Deutschland den Fragen der ausländischen Medienvertreterinnen und -vertretern. Das Zentrum hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass es "eine parallele deutsche Außenpolitik" betreibe, die schöner und besser sei als die der Bundesregierung.


"Die Toten kommen"

Das Zentrum für Politische Schönheit überführt seit Wochenbeginn tote Einwanderer Europas nach Deutschland. Gemeinsam mit den Angehörigen der Opfer hat das Künstlerkollektiv unwürdige Grabstätten geöffnet und die Toten von der Peripherie ins Zentrum Europas gefahren. Die Opfer der Abschottungspolitik werden im mächtigsten Mitgliedsstaat der EU vor den Augen der europäischen Öffentlichkeit menschenwürdig bestattet.


Leere Stuhlreihen für Regierungsvertreter auf einem Podest, im Hintergrund die Flaggen der EU-Staaten - Foto: © Nick Jaussi

Die Politik reagiert nicht - erste Beerdigung europäischer Mauertoter in der deutschen Hauptstadt
Foto: © Nick Jaussi

Weitere Informationen unter:
www.die-toten-kommen.de


Über das Zentrum für Politische Schönheit

Das Zentrum für Politische Schönheit ist eine Berliner Menschenrechts- und Aktionskünstlergruppe, die zum 25. Jahrestag des Mauerfalls die Mauerkreuze aus dem Regierungsviertel an die europäischen Außengrenzen entführte und damit "Die wohl wichtigste und unbequemste Gedenkaktion des Jahres!" (Die Zeit) anzettelte. 2014 initiierte sie im Namen der Bundesregierung eine Rettungsaktion für 55.000 syrische Flüchtlingskinder. Für die neueste Aktion recherchierte das Zentrum an den Außengrenzen der EU: auf italienischen Inseln, im griechischen Hinterland und in zwei nordafrikanischen Staaten.

*

Quelle:
Zentrum für Politische Schönheit
E-Mail: presse@die-toten-kommen.de
Internet: www.die-toten-kommen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang