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MELDUNG/618: Friedensorganisationen präsentieren Forsa-Umfrage zum Verbot von Atomwaffen (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

Überwältigendes Votum für Abzug und Verbot von Atomwaffen

Von Reto Thumiger, 23. März 2016



Teilnehmer der Pressekonferenz zeigen Plakate mit der Aufschrift 'Büchel ist überall. Atomwaffenfrei jetzt' - Bild: © Reto Thumiger

Friedensorganisationen präsentieren Forsa-Umfrage zum Verbot von Atomwaffen - Pressekonferenz am 23. März 2016 am Berliner Reichstagsufer
Bild: © Reto Thumiger

Berlin - 23.03.2016. Die von Friedensorganisationen in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage weist eine überwältigende Mehrheit von 85% der Bundesbürger für einen Abzug der in Deutschland stationierten und gelagerten Atomwaffen aus. Sogar 93% befürworten dass Atomwaffen generell, ähnlich wie Chemie- und Biowaffen, völkerrechtlich verboten werden sollen.

Die Studie wurde nicht zuletzt anlässlich des vor 6 Jahren vom Bundestag gefassten und bis heute von der Bundesregierung komplett ignorierten Beschlusses von der deutschen Sektion der Internationalen Arzte zur Verhütung eines Atomkriegs (IPPNW) [1] in Auftrag gegeben. Am 26. März 2010 hatten die Bundestagsabgeordneten fraktionsübergreifend den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland und den engagierten Einsatz für eine atomwaffenfreie Welt gefordert [2]. Im Gegensatz dazu hat sich die Bundesregierung in der Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 8. Dezember 2015 mit Enthaltungen und zwei Gegenstimmen gegen den Fortschritt in der nuklearen Abrüstung gestellt (Deutschland stimmt gegen Atomwaffenverbot) [3].

Die aktuellen Auseinandersetzungen um die atomaren Drohgebärden Nordkoreas, aber auch die Angst vor einer schmutzigen Bombe in Belgien nach den gestrigen Terroranschlägen zeigen, wie groß die atomare Gefahr ist. Alle Atomwaffenstaaten planen eine umfangreiche Aufrüstung ihrer Arsenale. Die sogenannte Doomsday Clock [4] wurde daher 2015 auf drei Minuten vor zwölf gestellt.

Weltweit existieren weiterhin mehr als 15.000 Atomwaffen. Über 90% dieser Arsenale besitzen die USA und Russland, die meisten davon mit einer vielfachen Sprengkraft der Hiroshima-Bombe. Eine solche Bombe kann, über einer großen Stadt abgeworfen, mehrere Millionen Menschen töten. 1.800 dieser Atomwaffen befinden sich immer noch in höchster Alarmstufe und können innerhalb von Minuten abgefeuert werden. Wie groß das Risiko ist, zeigen die zahlreichen dokumentierten Pannen und Fast-Katastrophen.


Podiumsteilnehmer während der Pressekonferenz - Bild: © Reto Thumiger

Bild: © Reto Thumiger

"Nach dem Einsatz einer Atomwaffe wäre effektive humanitäre Hilfe unmöglich", meint die Ärztin Inga Blum. Krankenhäuser, Verkehrs- und Kommunikationssysteme sowie Stromversorgung wären zum Großteil nicht mehr vorhanden und humanitäre Hilfe nicht möglich. "Die Mehrheit der internationalen Staatengemeinschaft fordert deshalb aus humanitären Gründen die Ächtung von Atomwaffen und einen Verbotsvertrag", so Sascha Hach, Vorstandsmitglied von ICAN Deutschland [5]. Derzeit streben 127 Staaten ein Verbot von Atomwaffen an. Deutschland ist nicht dabei.

Roland Blach von atomwaffenfrei.jetzt [6] stellt vor diesem Hintergrund die Kampagne "Büchel ist überall" [7] vor. An dem Atomwaffenstandort wird mit einer Fotoaktion am 26. März und den dortigen Ostermarsch zwei Tage später für ein atomwaffenfreies Deutschland demonstriert. Es ist äußerst wichtig, den Druck auf die Bundesregierung zu verstärken, betonte er abschließend.


Über den Autor

Seit über 25 Jahren ist der gebürtige Schweizer und gelernte Kaufmann Reto Thumiger Aktivist des Neuen-Humanismus. Seine Anliegen, wie kulturelle Vielfalt, gleiche Rechte und Möglichkeiten für alle Menschen sowie eine innere und äußere Revolution - basierend auf der aktiven Gewaltfreiheit, führte ihn in sehr unterschiedliche Länder, wie Ungarn, Spanien, Togo und Sierra Leone. Mit seiner freiwilligen Tätigkeit in Pressenza Berlin möchte er der neuen Sensibilität und dem neuen Bewusstsein ein Sprachrohr verleihen und mit seinem Engagement bei der Organisation Begegnung der Kulturen von einem multikulturellen Nebeneinander zu einer weltweiten menschlichen Nation gelangen.


Anmerkungen:
[1] https://www.ippnw.de/
[2] https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2010/29155758_kw12_de_abruestung/201446
[3] http://www.pressenza.com/de/2015/12/deutschland-stimmt-gegen-atomwaffenverbot/
[4] http://thebulletin.org/timeline
[5] http://www.icanw.de/
[6] http://www.atomwaffenfrei.de/
[7] http://buechel-atombombenfrei.jimdo.com/


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2016

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