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MELDUNG/636: Ärzteorganisationen rufen zum Verbot von Atomwaffen auf (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 2. Mai 2016
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Ärzteorganisationen rufen zum Verbot von Atomwaffen auf

UN-Arbeitsgruppe nimmt Gespräche über rechtliche Schritte zur Abrüstung auf


Führende internationale medizinische Organisationen legen heute zum Start der zweiwöchigen Sitzung einer UN-Sonderarbeitsgruppe medizinische und wissenschaftliche Fakten zu den Folgen eines Einsatzes von Atomwaffen vor. Vor diesem Hintergrund sprechen sie sich für ein Verbot und die Eliminierung der Massenvernichtungswaffen aus. Angesichts der existentiellen Gefahr, die sie darstellen, sei die Ächtung von Atomwaffen die einzige mögliche Handlungsoption.

Die internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), die Weltärztekammer (WMA), der Internationaler Dachverband für Gesellschaften des öffentlichen Gesundheitswesens (WFPHA) und der Internationale Rat der Pflegeberufe (ICN) überreichen der ergebnisoffenen Arbeitsgruppe der UN (OEWG) heute ein Arbeitspapier mit dem Titel "Die gesundheitlichen und humanitären Argumente für das Verbot und die Eliminierung von Atomwaffen". Die OEWG führt in den nächsten zwei Wochen unter Beteiligung von UN-Mitgliedsstaaten Gespräche über die notwendigen rechtlichen Maßnahmen für die nukleare Abrüstung. Über die Ergebnisse wird im Herbst bei der UN-Vollversammlung berichtet.

Das Arbeitspapier der Medizinerorganisationen fasst die Fakten zusammen, die auf drei internationalen Konferenzen zu den humanitären Folgen von Atomwaffen vorgestellt wurden:

  • ein Atomkrieg, in dem die bestehenden Atomwaffenarsenale eingesetzt werden, würde binnen weniger Stunden mehr Menschen töten als im gesamten Zweiten Weltkrieg;
  • radioaktives Fallout von Atomwaffen bleibt lange in der Umwelt und verursacht über mehrere Generationen Krebs und andere Krankheiten;
  • der Einsatz von weniger als ein Prozent der in der Welt heute bestehenden Atomwaffen würde das globale Klima empfindlich stören und eine nukleare Hungersnot auslösen;
  • der Einsatz von tausenden Atomwaffen in den größten Arsenalen würde einen globalen Kollaps der Ökosysteme bedeuten und einen "nuklearen Winter" verursachen; eine sinnvolle medizinische und humanitäre Hilfe für Überlebende eines Atomkrieg ist unmöglich.

Die OEWG-Regierungsdelegationen haben "die einzigartige Möglichkeit und gleichzeitig die Mitverantwortung, eine Führungsrolle bei der atomaren Abrüstung zu übernehmen. Sie können das Ziel, Atomwaffen zu verbieten und zu vernichten, auf der Grundlage der humanitären Aspekte neu definieren," so die vier Organisationen. Sie rufen die UN-Arbeitsgruppe dazu auf: "Die Notwendigkeit eines neuen Vertrages geltend machen, der die derzeitige Gesetzeslücke füllt und explizit Entwicklung, Produktion, Testung, Erwerb, Lagerung, Verlegung, Aufstellung, Androhung des Einsatzes sowie den Gebrauch von Atomwaffen aufgrund ihrer inakzeptablen Konsequenzen verbietet."


Die IPPNW ist eine berufsbezogene, friedenspolitische Organisation, die 1981 von einer Gruppe von Ärzten aus den USA und Russland gegründet wurde. Ihre Überzeugung: Als Arzt hat man eine besondere Verpflichtung zu sozialer Verantwortung. Daraus entstand eine weltweite Bewegung, die 1984 den UNESCO-Friedenspreis und 1985 den Friedensnobelpreis erhielt. Heute setzen sich Mediziner und Medizinerinnen der IPPNW in über 60 Ländern auf allen fünf Kontinenten für eine friedliche, atomtechnologiefreie und menschenwürdige Welt ein.


"Die gesundheitlichen und humanitären Argumente für das Verbot und die Eliminierung von Atomwaffen", Empfehlungen an die OEWG in deutscher Übersetzung:
www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomwaffen/2016_05_02_OEWG_IPPNW_01.pdf

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Quelle:
Pressemitteilung vom 2. Mai 2016
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2016

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