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MELDUNG/646: Vorbereitungen für einen Weltfriedenskongress in Berlin (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

Vorbereitungen für einen Weltfriedenskongress in Berlin

Von Johanna Heuveling, 28. Mai 2016


Bei der Pressekonferenz - Bild: © Reto Thumiger

Reiner Braun und Ingeborg Breines vom IPB
Bild: © Reto Thumiger

Berlin - 28.05.2016. "The World is over-armed and Peace is under-funded". Mit diesem Zitat von Ban Ki Moon als Motto organisiert das International Peace Büro (IPB) vom 30. September bis 2. Oktober einen Weltkongress zum Thema Abrüstung [1] in Berlin an der Technischen Universität. Am 27. Mai hat ein erstes Pressegespräch stattgefunden und Pressenza, welche als Medienpartner beim Kongress auftritt, war anwesend.

1,8 Billiarden US-Dollar werden weltweit für das Militär ausgegeben, die Tendenz ist steigend. Die NATO hat ihren Mitgliedsstaaten auferlegt, die Kürzungen im Militäretat zu stoppen und die Ausgaben stattdessen auf 2% des Staatshaushaltes aufzustocken, das bedeutet 56 Milliarden Euro im Falle von Deutschland. Auf der Liste [2] der größten Aufrüster ist inzwischen Saudi Arabien auf Platz drei angekommen, mit großer Unterstützung deutscher Waffenschmieden. Andere, die stark aufrüsten, wie China, produzieren in zunehmendem Maße selbst. Und auch Länder wie Äthiopien und Eritrea, die mit ihrem Geld besser die Armut in ihrem Land bekämpfen sollten, stecken einen hohen Prozentsatz ihres Haushaltes in das Militär.

Gleichzeitig nehmen die Konflikte zu, die Flüchtlingszahlen und die Schere zwischen den "Haves und Have-nots", wie Ingeborg Breines aus Norwegen, Co-Präsidentin von IPB, sagt. Konsens der Kongressorganisatoren ist, dass es keine militärischen Lösungen für die Konflikte geben wird. Nur mit Verhandlungen und nur in einem Klima der Entspannung und Abrüstung könnten die Konflikte überwunden werden. Aufrüstung sei kontraproduktiv und werde zu mehr Konflikten führen, statt diejenigen zu lösen, die bereits bestehen.

Der geplante Kongress geht mit starker internationaler Unterstützung ins Rennen: Organisiert von IPB und SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute), christlichen und buddhistischen Organisationen (Pax Christi und Church and Peace), internationalen Nachhaltigkeitsorganisationen wie Friends of the Earth, WILPF (Womens international League for Peace & Freedom) und - wie Reiner Braun, ebenfalls Co-Präsident von IPB, besonders hervorhebt - den globalen Gewerkschaftszusammenschlüssen ITUC und UNI, möchte der Kongress ein starkes Signal, aber auch eine Aktionsagenda liefern. Auch die Vereinten Nationen werden in der Person von Michael Møller, Direktor des Büros der Vereinten Nationen in Genf, vertreten sein. Zahlreiche andere prominente Redner_innen sowie Organisationen kann man im vorläufigen Programm [3] nachlesen. Zeichen für eine große Unterstützung des Kongresses ist auch, dass das Aussenministerium Hilfe bei der Visabeschaffung für ausländische Teilnehmer_innen angekündigt hat.

Im ersten Konferenzteil soll die momentane Weltlage bezüglich Konflikte, Aufrüstung, Flüchtlinge und steigender Verteilungsungerechtigkeit analysiert werden. "Wir haben alles andere als eine nachhaltige Weltlage", fasst es Breines bei der Pressekonferenz zusammen. Im zweiten Teil sollen dann konkrete Lösungen und Alternativen eruiert werden, die auf die Entwicklung einer Action Agenda hinauslaufen werden. Erklärtes Ziel der Organisatoren ist es, nicht nur die engagierten Bürger_innen zu erreichen, sondern darüber hinaus den Entscheidungsträger_innen, den Industriellen und anderen Bevölkerungsschichten, Argumente zu liefern und pragmatische Vorschläge zu machen. Daher sind auch namhafte Ökonomen und Wissenschaftler_innen, aber auch Vertreter_innen der Arbeiterschaft eingeladen.

Um die Widerstände gegen einen Abbau der mächtigen Waffenindustrie zu addressieren, wird das Thema Konversion angesprochen. Der Wechsel der Produktion von Militärgütern zu Gütern, die der Nachhaltigkeit, wie regenerative Energien, Elektromobilität etc. dienen, wird existentiell sein für Länder wie die USA oder Frankreich, die stark von dieser Industrie abhängen, während in Deutschland relativ wenige Menschen (80.000) im Waffengeschäft tätig sind.


Über die Autorin

Johanna Heuveling lebt in Berlin und arbeitet als Biologin an der Humboldt Universität. Aktiv ist sie in Welt ohne Kriege e.V. und Pressenza Berlin. Journalistisch interessiert sie besonders Flüchtlingspolitik, Waffenhandel, Afrika, ausserdem Kunst und Spannendes aus den Wissenschaften. Ihr Interesse ist die Überwindung der Gewalt durch gewaltlose Methoden: Versöhnung und die Überwindung der Angst, welche die Wurzel der Gewalt ist.


Anmerkungen:
[1] https://www.ipb2016.berlin/
[2] http://www.sipri.org/media/pressreleases/2016/milex-apr-2016
[3] https://www.ipb2016.berlin/program/program-structure/


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2016

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