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MELDUNG/659: Ein Verbot von Atomwaffen ist überfällig - IPPNW-Protestwoche in Büchel (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 27. Juni 2016
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Ein Verbot von Atomwaffen ist überfällig

IPPNW-Protestwoche in Büchel


Zwanzig Ärztinnen, Ärzte und Medizinstudierende haben drei Tore des Atomwaffenlagers in Büchel von 6-8 Uhr blockiert und den reibungslosen Ablauf des Betriebes gestört. Damit machten sie auf das Unrecht aufmerksam, das aufgrund der Existenz von Atomwaffen tagtäglich begangen wird. Bereits Anfang Mai haben sich mehrere internationale medizinische Organisationen - darunter der Weltärztebund und die IPPNW - anlässlich der Sitzung einer UN-Sonderarbeitsgruppe in Genf für ein Verbot und die Eliminierung dieser Massenvernichtungswaffen ausgesprochen. Atomwaffen seien die destruktivsten und unmenschlichsten Waffen, die der Mensch je geschaffen habe. Sie hätten das Potential, auf einen Schlag das Leben von Millionen von Menschen zu zerstören, das Weltklima nachhaltig zu verändern und der Gesundheit zukünftiger Generationen zu schaden.

Bereits Ende 2014 hatte die österreichische Regierung andere Staaten dazu eingeladen, gemeinsam mit ihr an einer Schließung der "Rechtslücke" im internationalen Völkerrecht zu arbeiten und neben Bio- und Chemiewaffen auch Atomwaffen zu verbieten. Bisher sind dieser Einladung 127 Staaten gefolgt. Auf der Sitzung der UN-Sonderarbeitsgruppe im Mai rief eine Gruppe von neun Staaten dazu auf, bereits im kommenden Jahr mit den Verhandlungen zu einem völkerrechtlichen Verbotsvertrag zu beginnen. Ein von allen atomwaffenfreien Staaten der Welt unterzeichneter Verbotsvertrag würde diese unmenschlichen Waffen völkerrechtlich delegitimieren und den Weg zu ihrer vollständigen Abschaffung vorzeichnen. Mittlerweile zeichnet sich ab, dass die Mehrheit bereit ist, gegen den Willen der Atomwaffenstaaten Verhandlungen über ein Verbot aufzunehmen.

Deutschland hat sich in Genf jedoch deutlich gegen ein Verbot von Atomwaffen ausgesprochen. und übernimmt die Position der Atomwaffenstaaten, dass Atomwaffen für die Sicherheit in Europa weiterhin benötigt würden. Die deutsche IPPNW fordert die Bundesregierung auf, ihre Blockadehaltung bei den derzeitigen Verhandlungen auf UN-Ebene über einen Verbotsvertrag von Atomwaffen aufzugeben.

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IPPNW-Pressemitteilung vom 26. Juni 2016

Unser Rezept gegen die Bombe: Atomwaffen verbieten


Vor dem Haupttor des Fliegerhorstes Büchel in der Eifel demonstrieren heute [26.06.2016] etwa 50 Ärztinnen, Ärzte und Medizinstudierende der Friedensorganisation IPPNW mit einem bunten Protest gegen die dort stationierten Atomwaffen. Sie halten Redebeiträge für ein Atomwaffenverbot, spielen Friedens- und Protestlieder und stellen auf der sogenannten "Friedenswiese" ein IPPNW-Logo auf. Circa 20 US-Atombomben lagern in Büchel einsatzbereit, um im Ernstfall durch Bundeswehr-Piloten mit deutschen Tornado-Kampfjets ins Zielgebiet geflogen werden zu können. Diese Massenvernichtungswaffen sollen kostspielig aufgerüstet und einsatzfähiger werden. Laut dem neuesten Bericht des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI investieren die USA in den kommenden Jahren 348 Mrd. Dollar in die Modernisierung ihres Atomwaffenarsenals.

Die deutsche Bundesregierung will sich laut Medienberichten in den nächsten Jahren maßgeblich an der Modernisierung des Bundeswehrstandorts Büchel beteiligen. Gegen den Willen der Bevölkerung: Denn in der jüngsten von der IPPNW in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage hat sich eine überwältigende Mehrheit von 85 % der BundesbürgerInnen dafür ausgesprochen, die US-Atomwaffen von deutschem Boden abzuziehen. Doch die Bundesregierung hält trotz gegenteiligen Parlamentsbeschlusses vom 26. März 2010 an deren Existenz und deren "Modernisierung" fest.

Das NATO-Vorhaben, neue, zielgenauere und flexibel einsetzbare Waffen mit atomaren Sprengköpfen zu entwickeln und zu stationieren, läutet eine neue gefährliche Runde der atomaren Aufrüstung ein, auf die andere Staaten ebenfalls mit Aufrüstung reagieren werden. "Wir Ärztinnen und Ärzte warnen vor einer nuklearen Aufrüstung und der Rückkehr in einen Kalten Krieg. Wir setzen uns für atomare Abrüstung sowie eine Entspannungspolitik ein und begrüßen die Äußerung von Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der vor einer reinen Abschreckungspolitik gewarnt und sich für Abrüstung und Rüstungskontrolle stark gemacht hat. Atomwaffen können unsere Sicherheit nicht erhöhen, sondern nur deren Eliminierung bzw. ein Verbot", erklärt die IPPNW-Vorsitzende Susanne Grabenhorst.

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Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW gestaltet in der Woche vom 26. Juni bis 2. Juli 2016 Protestaktionen, um für einen Abzug der US-Atomwaffen, Abrüstung und ein Verbot von Atomwaffen zu demonstrieren. Atomwaffen können unsere Sicherheit nicht erhöhen, sondern nur deren Eliminierung bzw. ein Verbot.


Die IPPNW ist eine berufsbezogene, friedenspolitische Organisation, die 1981 von einer Gruppe von Ärzten aus den USA und Russland gegründet wurde. Ihre Überzeugung: Als Arzt hat man eine besondere Verpfl ichtung zu sozialer Verantwortung. Daraus entstand eine weltweite Bewegung, die 1984 den UNESCO-Friedenspreis und 1985 den Friedensnobelpreis erhielt. Heute setzen sich Mediziner und Medizinerinnen der IPPNW in über 60 Ländern auf allen fünf Kontinenten für eine friedliche, atomtechnologiefreie und menschenwürdige Welt ein.

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Quelle:
Pressemitteilungen vom 26. und 27. Juni 2016
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juni 2016

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