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MELDUNG/812: Ärzte befassen sich mit Atomwaffen, da sich die Vereinten Nationen auf eine Verbotsresolution vorbereiten (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

Ärzte befassen sich mit Atomwaffen, da sich die Vereinten Nationen auf eine Verbotsresolution vorbereiten

Von Tony Robinson, 6. September 2017


York, Vereinigtes Königreich - 06.09.2017. Der Vorstellung von SIPRI's jährlichem Bericht über die globalen Atomwaffenarsenale [1] zeigt die steigende Tendenz zu massiven Investitionen in die Modernisierung der Atomwaffenprogramme durch alle neun Nuklearmächte, und dies obwohl im vergangenen Jahr ihre Anzahl um 3%, sprich 460 Atomsprengköpfe, reduziert wurde.

Die USA und Russland halten 93% des weltweit verfügbaren Arsenals vorrätig, davon sind Tausende in höchster Alarmbereitschaft und bereit innerhalb von Sekunden nach dem Abschussbefehl zu starten. Nach Angaben von SIPRI sind die USA bereit, innerhalb der nächsten 30 Jahre bis zu einer Billion Dollar für die Modernisierung auszugeben.

Diese besorgniserregende Statistik steht einer Publikation der "Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges" (IPPNW) aus dem Jahr 2013 [2] gegenüber, die für eine Konferenz über die humanitären Auswirkungen von Atomwaffen [3] vorbereitet wurde. Ihr neuestes Klima- und Bevölkerungsmodell deutet darauf hin, dass ein begrenzter Atomkrieg unter Verwendung von 100 auf Städte abgeworfenen Sprengköpfen zu einem nuklearen Winter führen wird, der bis zu zwei Milliarden Menschen töten könnte.

Solche beunruhigenden Zahlen haben zu zahlreichen zivil-gesellschaftlichen Initiativen wie ICAN, die internationale Kampagne zur Abschaffung von Nuklearwaffen [4] geführt. Sie werben nachdrücklich für ein Atomwaffenverbotsabkommen und wollen diese den chemischen und biologischen Waffen als verbotene Massenvernichtungswaffen gleichstellen.

Nach jahrelangem Werben, die UN von so einem Vertrag zu überzeugen, wurde im Juni ein Vertragsentwurf [5] von 120 Staaten genehmigt. Der Vertrag wird während der UN-Vollversammlung im September vorgelegt werden. Mit der Unterzeichnung und Ratifizierung durch 50 Staaten tritt der Vertrag in Kraft.

Diese Entwicklung bildete die Kulisse des internationalen IPPNW-Kongresses, der vom 4.- bis 6. September [6] in der britischen Stadt York unter dem Titel "Health Through Peace" stattfindet. In einer Reihe von Podiumsdiskussionen, Workshops und akademischen Tagungen werden Diskussionen über "Gesundheit und Frieden" geführt - zu Themen wie Krieg und Nuklearwaffen, Flüchtlingskrise und Klimawandel.

Pressenza war während dieser drei Tage vor Ort und wird Neuigkeiten berichten sowie Fotos und Interviews veröffentlichen.


Übersetzung aus dem Englischen von Valentin Grünn


Über den Autor

Tony Robinson ist Aktivist der Humanistischen Bewegung, Vize-Direktor von Pressenza und Autor des Buches "Coffee with Silo and the quest for meaning in life" (Kaffee mit Silo und die Suche nach dem Sinn des Lebens).


Anmerkungen:
[1] https://www.pressenza.com/2017/08/global-nuclear-weapons-modernization-remains-priority/
[2] http://www.ippnw.org/pdf/nuclear-famine-two-billion-at-risk-2013.pdf
[3] https://www.regjeringen.no/en/topics/foreign-affairs/humanitarian-efforts/humimpact_2013/id708603/
[4] https://www.regjeringen.no/en/topics/foreign-affairs/humanitarian-efforts/humimpact_2013/id708603/
[5] https://treaties.un.org/doc/Treaties/2017/07/20170707%2003-42%20PM/Ch_XXVI_9.pdf
[6] https://www.medact.org/project/forum-2017/


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2017

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