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AKTION/105: Honduras - Landlose fordern Umsetzung der Agrarreform (FoodFirst)


FoodFirst Nr. 3/2007
FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte

FIAN-Eilaktion 0717A HND von 2007 - Mittelamerika

Honduras: Landlosengemeinschaft "Jericó" fordert Umsetzung der Agrarreform in Colón


Die Bauerngenossenschaft "Jericó" besteht derzeit aus 46 Bauernfamilien. Seit 1981 leben und arbeiten sie auf einem Landstück von 550 Hektar in der Nähe der Stadt Trujillo im Bezirk Colón, wo sie derzeit Weiden mit 80 Kühen bewirtschaften und Mais, Kokos- und Ölpalmen sowie Yucca anpflanzen.

Die Bauerngruppe hatte sich auf dem Land niedergelassen mit einer Garantie zur Landnutzung seitens des nationalen Agrarreforminstituts (INA). Dennoch haben seit 1995 immer wieder Dritte Ansprüche auf das Land angemeldet. Die Bauerngruppe wurde mehrfach gewaltsam vertrieben und der widerrechtlichen Aneignung angeklagt, insbesondere durch eine mächtige Großgrundbesitzerfamilie. Allem Anschein nach hatte die Stadtverwaltung von Trujillo ohne jegliche Zuständigkeit Besitztitel zugunsten dieser Familie und anderer Personen ausgestellt: es ist von 98 öffentlichen Urkunden für verschiedene Parzellen dieses Landstück die Rede, die nach verschiedenen Aussagen bis zum heutigen Tag schon immer staatliches Land waren.

Im vergangenen Jahr wurde ein neues Verfahren beim INA initiiert mit der Forderung, die juristische Situation des Landstücks zu klären. Der Beschluss des INA bestätigt, dass es sich um staatliches Land handelt. Weiterhin fordern sie, dass alle unrechtmäßig ausgestellten Landtitel annulliert werden, damit sie anschließend zugunsten der Bäuerinnen und Bauern übertragen werden können und ihnen somit der Besitz des Landes - und damit ihr Recht auf Nahrung - gesichert wird.


Zusammenfassung

Die 46 Familien der Bauerngenossenschaft "Jericó" leben und arbeiten seit mehr als 25 Jahren auf einem Landstück von 550 Hektar in der Nähe der Stadt Trujillo im Bezirk Colón. Als sie sich auf dem Land niederließen, hatten sie vom nationalen Agrarreforminstitut (INA) die Garantie der Landnutzung, doch seit 1995 besteht ein Konflikt mit einer mächtigen Großgrundbesitzerfamilie aus der Gegend, die das Land für sich beansprucht und Besitztitel hierfür vorlegt. Die Bäuerinnen und Bauern wurden der widerrechtlichen Aneignung angeklagt und gewaltsam vertrieben, zuletzt im Januar 2007. Doch eine neue Untersuchung des INA über die juristische Situation des Landstücks hat ergeben, dass es sich um staatliches Land handelt, was bedeutet, dass jeglicher Anspruch angeblicher "Eigentümer" nichtig ist.


Die menschenrechtlichen Verpflichtungen von Honduras

Honduras ist Unterzeichnerstaat des internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte. Daher sind sämtliche honduranischen Behörden verpflichtet, die in diesem Pakt anerkannten Rechte zu achten, zu schützen und zu gewährleisten, insbesondere das Recht auf Nahrung.


Ende der Aktion: 31. Dezember 2007


Aktion

Schicken Sie bitte einen Brief an den Präsidenten von Honduras, in dem Sie Ihre Besorgnis über den Fall zum Ausdruck bringen und ihn auffordern, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die unrechtmäßigen Landtitel zu annullieren und der Bauerngemeinschaft das Land zu übertragen. Senden Sie bitte Kopien dieses Schreibens an den Minister des INA und an den Anwalt der Bauerngemeinschaft.


Adressen:

Lic. José Manuel Zelaya Rosales
Presidente de la República de Honduras
Colonia Lomas del Mayab
Boulevard Juan Pablo II
Edificio José Cecilio del Valle
Tegucigalpa
Honduras
Fax: ++504-239-3298

Kopien an

Lic. José Francsico Fúnez Rodríguez
Ministro-Director
Instituto Nacional Agrario
Col. Alameda, 4. avenida
entre 10 y 11 calle, #1009
Tegucigalpa
Honduras
Fax: ++504-239-73-98

FIAN Honduras
Apartado Postal N. 5303
Tegucigalpa
Honduras
E-Mail: fin@fian.hn

Ein Brief nach Übersee kostet
aus Deutschland 1,70 Euro,
aus Österreich 1,40 Euro,
aus Belgien 0,80 Euro.



*


Übersetzung des Musterbriefs


Sehr geehrter Herr Präsident,

ich habe besorgniserregende Informationen erhalten, wonach die 46 Bauernfamilien der Bauerngenossenschaft "Jericó", die seit 1981 auf einem Landstück von 550 Hektar in der Nähe der Stadt Trujillo im Bezirk Colón leben und arbeiten, in einen Konflikt mit einer mächtigen Großgrundbesitzerfamilie aus der Gegend und mit anderen Personen verwickelt sind, die das Land für sich beanspruchen und Besitztitel hierfür vorlegen. Die Bäuerinnen und Bauern wurden der widerrechtlichen Aneignung angeklagt und gewaltsam vertrieben, zuletzt im Januar dieses Jahres. Doch laut Angaben einer neuen Untersuchung des nationalen Agrarreforminstituts über die juristische Situation des fraglichen Landstücks handelt es sich um staatliches Land, so dass allem Anschein nach jeglicher Anspruch angeblicher "Eigentümer" nichtig ist.

Honduras ist Unterzeichnerstaat des internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte. Daher sind sämtliche honduranischen Behörden verpflichtet, die in diesen Pakten anerkannten Rechte zu achten, zu schützen und zu gewährleisten, insbesondere das Recht auf Nahrung.

Daher bitte ich Sie, Herr Präsident, in Zusammenarbeit mit den anderen zuständigen Behörden unverzüglich geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um den Zugang zu und den Besitz des Landes für die Bauerngemeinschaft sicherzustellen und so ihr Recht auf Nahrung zu gewährleisten. Ich fordere Sie deswegen auf

der Bauerngemeinschaft unverzüglich die Landtitel für all diejenigen Anteile des Landstücks zu übertragen, für die es keine widersprüchlichen öffentlichen Urkunden gibt;
alle unrechtmäßig ausgestellten Landtitel zu annullieren, damit diese anschließend zugunsten der Bäuerinnen und Bauern übertragen werden können.

Hochachtungsvoll

Bitte informieren Sie FIAN über die Reaktionen auf Ihre Schreiben!


*


Lic. José Manuel Zelaya Rosales
Presidente de la República de Honduras
Colonia Lomas del Mayab
Boulevard Juan Pablo II
Edificio José Cecilio del Valle
Tegucigalpa
Honduras


Excelentísimo Señor Presidente,

con profunda preocupación he recibido la información de que las 46 familias campesinas de la Empresa Asociativa Campesina "Jericó", que desde 1981 están viviendo y trabajando en un predio de 550 hectáreas cerca de Trujillo, departamento de Colón, están sufriendo un conflicto con una familia terrateniente de esta zona y con otros particulares que pretenden la tierra presentando títulos de propiedad. Los campesinos han sido procesados por usurpación y desalojados forzosamente, por última vez en enero de este año. Pero según las informaciones recibidas una nueva investigación del Instituto Nacional Agrario sobre la naturaleza jurídica del terreno en disputa determina que la tierra es nacional, por lo tanto al parecer cualquier reclamo por supuestos "dueños" es nulo.

Honduras es Estado Parte del Pacto Internacional de Derechos Económicos, Sociales y Culturales. Por lo tanto, toda autoridad del Estado tiene que respetar, proteger y garantizar los derechos reconocidos en estos tratados, en particular el derecho a la alimentación.

Por lo tanto, le solicito, Sr. Presidente, adoptar en cooperación con las demás autoridades competentes las medidas inmediatas y apropiadas para asegurar el acceso y la tenencia de la tierra por parte del grupo campesino y así garantizar su derecho a la alimentación. Por lo tanto le solicito

titular inmediatamente todas las partes del terreno donde no hay interferencias por otras escrituras públicas a favor del grupo campesino;
anular todos los títulos ilegalmente extendidos para poder después titulárselas al nombre del grupo campesino.

Atentamente


*


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Quelle:
FoodFirst - FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen,
sozialen und kulturellen Menschenrechte, Nr. 3/2007,
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Dezember 2007