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MELDUNG/019: Der Goldabbau zerstört die Umwelt und verletzt die Menschenrechte


Fian - Pressemitteilung vom 08.09.2010
Internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht, sich zu ernähren

Gold glänzt nur im Tresor - Deutsche Anleger kaufen immer mehr Gold, obwohl der Abbau die Umwelt zerstört und Menschenrechte verletzt


Köln, 8.9.2010. Die Menschenrechtsorganisation FIAN zeigt sich besorgt über die stark gestiegene Goldnachfrage durch Anlagefonds und private Anleger. Allein im zweiten Quartal 2010 kauften deutsche Anleger 44,4 Tonnen Gold. In keinem anderen Land der Welt wurde mehr Gold als Wertanlage gekauft. Aktuell wird fast die gesamte weltweite Fördermenge von Anlegern aufgekauft. Die durch den Abbau entstehenden Schäden für Menschen und Umwelt werden völlig ignoriert. Der Bedarf für Schmuck und Industrieprodukte könnte dagegen fast komplett durch Goldrecycling gedeckt werden.

Der momentane Goldrausch befördert also völlig unnötig die Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen beim Goldabbau. Gold wird mit immensem Aufwand und mithilfe von hochgiftigen Substanzen wie Zyanid oder Quecksilber aus der Erde geholt, nur um kurz darauf in einem Tresor zu landen. "Für die Menschen in den Abbaugebieten bedeutet dieser Goldrausch, dass sie ihr Land verlieren, ihr Wasser vergiftet und die Umwelt zerstört wird. Das auf diese Weise geförderte Gold glänzt nicht, sondern vergiftet." so Sebastian Rötters, Bergbau-Referent von FIAN Deutschland.

Goldabbau führt weltweit zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen. FIAN hat gemeinsam mit anderen Menschenrechtsorganisationen dokumentiert wie in Peru Regenwald und Gebirge den Goldminen zum Opfer fallen, in Guatemala die Rechte indigener Gemeinschaften ignoriert und BergbaugegnerInnen attackiert, in Ghana Flüsse vergiftet und Menschen vertrieben werden. In Indonesien wurde bereits ein kompletter Berg zerstört. Hunderttausende Tonnen giftiger Abraum werden dort täglich ungeklärt in Flüsse geleitet. In Kolumbien sollen die ökologisch sensiblen Paramo-Gebiete in den Anden dem Goldabbau geopfert werden. Goldabbau zerstört die Lebensgrundlage tausender Menschen weltweit.

Die EU-Kommission könnte ein wichtiges Zeichen setzen

Die Europäische Kommission könnte ein erstes wichtiges Zeichen setzen und eine Resolution des Europäischen Parlamentes umsetzen. Dieses hatte mit überwältigender Mehrheit gefordert, dass der Einsatz des hochgiftigen Zyanids bei der Goldextraktion innerhalb der Europäischen Union verboten wird. Ein solches Verbot hätte weltweit Signalwirkung. Doch mit Hinweis auf fehlende Alternativen und den Goldbedarf der Industrie mauert der zuständige Umweltkommissar Janez PotoÄìnik.

"Der Hinweis auf den Bedarf der Industrie ist absurd. Der Goldbedarf von Industrie und Zahnmedizin betrug im zweiten Quartal 2010 weltweit 107 Tonnen. Im gleichen Zeitraum wurden über 600 Tonnen von privaten Investoren erworben. Hier wird Profitinteressen der Vorzug vor einer nachhaltig orientierten Ressourcenpolitik gegeben." so Rötters. Doch nicht nur die EU-Kommission sieht er in der Pflicht: "Gold als Wertanlage ist nicht zu empfehlen. Die Menschenrechte auf Nahrung, Wasser, Gesundheit und gesunde Lebensgrundlagen sind wichtiger als die Sicherung von Vermögenswerten."


Kontakt:
Sebastian Rötters
Bergbau-Referent FIAN Deutschland e.V.
s.roetters@fian.de

http://ml.new.fian.de/attachments/100908_PM_Gold_als_Wertanlage_und_EU_Zyanidverbot.pdf

http://ml.new.fian.de/attachments/100908_Letter_to_EU_Commissioner_Potocnik.pdf


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Quelle:
Pressemitteilung vom 8. September 2010
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Briedeler Straße 13, 50969 Köln
Tel.: 221/702 00 72, Fax: 0221/702 00 32
E-Mail: fian@fian.de
Internet: www.fian.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2010