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APPELL/123: Keine Menschenleben von Schutzsuchenden aufs Spiel setzen (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 13. August 2018
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Keine Menschenleben von Schutzsuchenden aufs Spiel setzen

Weitere Sammelabschiebung nach Afghanistan


Anlässlich der bevorstehenden Sammelabschiebung nach Afghanistan fordert die ärztliche Friedensorganisation IPPNW Innenminister Horst Seehofer auf, die Abschiebungen in das Kriegsland umgehend zu stoppen. Laut dem neuen Lagebericht des Auswärtigen Amtes ist die Sicherheitslage in Afghanistan nach wie vor »volatil«. Die jüngsten Gefechte der islamistischen Talibankämpfer in der ostafghanischen Stadt Gasni, bei denen mindestens 100 Sicherheitskräfte getötet wurden, zeigen erneut wie unsicher die Lage in dem Land ist.

Die ärztliche Friedensorganisation kritisiert, dass bei der letzten Abschiebung am 3. Juli 2018 psychisch kranke Geflüchtete sowie viele gut in Deutschland integrierte Afghanen abgeschoben wurden. Insbesondere im Bundesland Bayern werde die Personengruppe derjenigen, die in das Kriegsland abgeschoben werden, offenbar stark ausgeweitet - ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Betroffenen und teilweise sogar unter Umgehung des Rechtswegs. So seien bei der letzten Sammelabschiebung ein depressiver Flüchtling abgeschoben worden, den die Polizisten aus der Psychiatrie holten. Ein weiterer abgeschobener Afghane hatte sich am Tag vor der Abschiebung selbst schwere Verletzungen zugefügt. Bundesweit Schlagzeilen machte der abgeschobene Afghane, der sich in Kabul erhängte. Der junge Afghane Nassibullah S. wurde darüber hinaus ohne abgeschlossenes Asylverfahren abgeschoben. Mittlerweile befindet er sich wieder in Deutschland.

"Die schlechte Sicherheitslage und schlechte medizinische Versorgung stellt für die Abgeschobenen eine Gefahr für die Gesundheit und das Leben dar. Insbesondere bei traumatisierten Menschen wird durch die Begegnung mit Krieg und Gewalt ein neues Trauma erzeugt, das zu einer lebensgefährlichen Verstärkung ihres Krankheitsprozesses führen kann. Das Bundesinnenministerium und das BAMF müssen endlich eine Entscheidungspraxis verfolgen, die der Gefahrenlage in Afghanistan gerecht wird, und dürfen nicht länger Menschenleben von Schutzsuchenden aufs Spiel setzen", erklärt Susanne Grabenhorst, stellvertretende IPPNW-Vorsitzende.


Die IPPNW hat Empfehlungen für heilberuflich Tätige in Abschiebesituationen herausgegeben. Sie können Sie downloaden unter:
https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Soziale_Verantwortung/IPPNW-Empfehlung_Abschiebung.pdf

Am morgigen Dienstag 14.08.2018 findet in München um 20.30 Uhr am Odeonsplatz eine Nachtdemonstration gegen die Abschiebung nach Afghanistan statt.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 13. August 2018
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. August 2018

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