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OFFENER BRIEF/006: An die Heinrich-Böll-Stiftung (The Mizrahi Democratic Rainbow)


Mizrahi Democratic Rainbow - Hakeshet Hademocratit Hamizrahit
27. Januar 2011

Ein offener Brief an die Heinrich-Böll-Stiftung


Die Misrachi Demokratic Rainbow Organisation wendet sich an Sie, die Organisatoren der Israelischen Filmtage, um gegen das Programm zu protestieren. Wir freuen uns, dass Sie die Kritik an dem Festival angehört haben, obwohl die neuen Texte, die danach veröffentlicht wurden defizitär sind und eine eindimensionale Betrachtung der Emigration der arabischen Juden aus ihren Heimatländern nach Israel zeigen.

Wir lasen diese Texte und möchten diese mit wichtigen Kommentaren zum Misrachi-Kampf und -gemeinden ergänzen.

Erstens möchten wir Sie darauf aufmerksam machen, dass der Misrachi-Kampf nicht mit dem wichtigen Kampf der Black Panther anfing, sondern schon in den Zeltlagern, in denen die arabischen Juden untergebracht wurden, oder manchmal sogar schon in der Übergangslagern der Heimatländer. Die Jüdischen Agenturen (The Jewish Agency) ließen Leute verhungern, verhafteten Leute und anderes, um die Bevölkerung noch im Herkunftsland zu unterdrücken.

Zweitens kann es nicht sein, dass bei einem Ereignis, das den Misrachi Juden gewidmet ist, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die der Zionismus gegen die Misrachi beging nicht thematisiert werden, wie z.B. Schläfenlocken abschneiden, Zwangssäkularisierung, Entführung von Kindern, medizinische Experimente, der Raub von Kulturschätzen der Gemeinden - die bis heute nicht zurückgegeben wurden, das Stehlen von Geld, Schmuck und traditionell gestickten Kleidern.

Der erste organisierte zionistische Transfer, den jemenitische Juden 1930 in Kineret durchmachen mussten, und der sich bis heute in Kfar-Shalem (in Tel-Aviv), Kfar Gvirol (Rehovot) abspielt, wie er sich auch heute noch in Sheich-Dsharach in Jerusalem ereignet, all dieses taucht in Ihrem Programm auch nicht auf.

Wir finden es unmöglich, dass eine Diskussion über Filme veranstaltet wurde, in der man verschweigt, dass 90% der öffentlichen Unterstützungsgelder, die von israelisch staatlichen Film-Fonds verteilt werden, an das Zentrum der Aschkenasi Hegemonie gehen und dass, 90% der Lektoren, die diese Budgets verteilen, auch aus diesem Zentrum kommen.

Es ist bedauerlich, dass die Filmtage ohne Beteiligung der Misrachi Organisationen vorbereitet wurden. Die Misrachi Democratic Rainbow Bewegung kämpft seit Jahren gegen diese anthropologischen Kreise in Israel, in denen es keinen ethischen Kode gibt, weshalb ein bestimmter Diskurs über Misrachi nicht möglich ist. Wir denken, dass der Diskurs unter Aktivisten dem akademisch-institutionellen Diskurs vorangeht, weshalb die Ignorierung der Misrachi Organisationen und Aktivisten das Programm der Filmtagen benachteiligt.


Wir hoffen, dass Sie daraus eine Lehre für die Zukunft ziehen können.

Mit freundlichen Grüßen,

MitgliederInnen der Misrachi Democratic Rainbow - Bewegung


*


Quelle:
Hakeshet Hademocratit Hamizrahit
tel aviv-jaffa, 8 Ruhama
Phone: 03-5247702, Fax: 03-5222224
E-Mail: hakeshet@netvision.net.il
Internet:
http://hakeshethamizrahit.blogspot.com
http://www.ha-keshet.org.il/
http://hakeshethademocratit.blogspot.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2011