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STANDPUNKT/049: Friedensehrung offenbart falsche Prioritäten (forumZFD)


Presseerklärung des Forum Ziviler Friedensdienst e. V. - 13. Juni 2013

Friedensehrung offenbart falsche Prioritäten

Ein Kommentar zum ersten Tag des Peacekeepers der Bundesregierung

von Heinz Wagner



Köln, 13. Juni 2013. Die Minister für Auswärtiges, Verteidigung und Inneres der Bundesregierung nahmen sich am Mittwoch Zeit, um deutsche Teilnehmer internationaler Friedenseinsätze am ersten 'Tag des Peacekeepers' für ihr Engagement zu ehren.

Auf den ersten Blick eine lobenswerte Initiative, Menschen für ihren Einsatz für den Frieden - so das Motto der Veranstaltung - auszuzeichnen. Und ohne Zweifel haben die ausgezeichneten Frauen und Männer Anerkennung verdient.

Doch bereits die Presseankündigung der Veranstaltung offenbart, was diese Bundesregierung immer noch hauptsächlich unter "Einsatz für den Frieden" versteht: Den Einsatz von Soldaten. Stolz wird darauf verwiesen, dass 6.000 Soldat/innen, 450 Polizist/innen und 200 zivile Fachkräfte im Jahr 2012 an internationalen Friedensmissionen beteiligt waren. Wie kann es sein, dass alle(!) Parteien seit Jahren den Vorrang ziviler(!) Krisenprävention betonen und wir es dann feiern, wenn Deutschland in internationalen Missionen immer noch rund zehn Mal mehr Soldaten entsendet, als ziviles Personal?

Militäreinsätze werden nach wie vor als passendes Mittel betrachtet, Frieden zu schaffen. Die zivile Komponente hingegen wird sträflich vernachlässigt. So wird eine gut gemeinte Ehrung zum Offenbarungseid der deutschen Friedenspolitik.

Bitter erscheint zudem, dass hier mit großem Aufwand der Fokus auf einen kleinen Teilaspekt des internationalen Friedensengagements gelegt wird. Peacekeeping, zu deutsch Friedenserhaltung, meint nur jene Einsätze, die der Eskalation von Gewalt unmittelbar entgegenwirken. Mit vor allem militärischem Peacekeeping kann also im besten Fall unmittelbare Gewalt verhindert werden, Frieden wird damit nicht erreicht.

Ein wichtiger Teil - in meinen Augen der bedeutendere - internationalen Friedensengagements gerät dabei aus dem Blickfeld: Die Programme ziviler Konfliktbearbeitung und langfristiger Friedensförderung, die Ursachen von Konflikten angehen und verhindern, dass Konflikte zu Krieg und Gewalt eskalieren. Der Fachbegriff lautet: Peacebuilding. 300 Friedensfachkräfte im Zivilen Friedensdienst waren im Jahr 2012 weltweit als Peacebuilder im Einsatz. Ihre Arbeit, ebenso wie die unzähliger, hoch kompetenter und engagierter ziviler Experten, finden in der Öffentlichkeit kaum Beachtung.

Dass gerade die Friedensfachkräfte, die weltweit mit zivilen Instrumenten verhindern, dass Konflikte gewaltsam eskalieren, an solch einem Tag keine Erwähnung finden, ist mehr als bedauerlich. Mindestens ebenso wie einen Tag der Peacekeeper, braucht es einen Tag der Peacebuilder.

Heinz Wagner ist Geschäftsführer des Forum Ziviler Friedensdienst


Forum Ziviler Friedensdienst e. V. Das Forum Ziviler Friedensdienst e. V. (forumZFD) ist eine Dachorganisation von 39 Mitgliedsorganisationen und durch das Entwicklungsministerium anerkannte Entsendeorganisation. Es setzt sich für die Entwicklung ziviler Methoden der Konfliktbearbeitung und des Zivilen Friedensdienstes ein. Friedensfachkräfte des forumZFD sind in Projekten im westlichen Balkan, in Nahost, auf den Philippinen und in Deutschland tätig. In seiner Akademie für Konflikttransformation bildet das forumZFD Friedensfachkräfte aus, die weltweit in der Gewaltprävention und der Friedensförderung eingesetzt werden.

Weitere Informationen: www.forumZFD.de

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Quelle:
Presseerklärung vom 13. Juni 2013
Forum Ziviler Friedensdienst e. V.
Am Kölner Brett 8, 50825 Köln
Telefon: 0221 91 27 32 - 0, Fax: 0221 91 27 32 - 99
E-Mail: kontakt@forumZFD.de
Internet: www.forumZFD.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juni 2013