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ASIEN/001: Philippinen - Aufklärung der Morde an zwei Radiomoderatoren gefordert (ROG)


Reporter ohne Grenzen e.V.
Deutsche Sektion von Reporters sans frontières

Pressemitteilung vom 17.06.2010

Philippinen: ROG fordert Aufklärung der Morde an zwei Radiomoderatoren


Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die philippinische Präsidentin Gloria Arroyo und deren designierten Nachfolger Benigno "Noynoy" Aquino auf, die Ermordung der Hörfunkjournalisten Desidario Camangyan und Joselito Agustin am 14. und 15. Juni zu verurteilen. Die Regierung muss außerdem ernst zu nehmende Anstrengungen unternehmen, die Täter zu ermitteln und zu bestrafen. Die beiden Mitarbeiter lokaler Radiostationen wurden auf der südlichen Insel Mindanao beziehungsweise auf der nördlichen Insel Luzon des südostasiatischen Staates von Unbekannten erschossen.

"Diese beiden Morde zeigen die Unfähigkeit von Präsidentin Arroyo, die Sicherheit von Journalisten zu garantieren", so ROG. "Die Bekämpfung der Gewalt gegen Medien muss jetzt Priorität für Arroyos Amtsnachfolger Aquino haben. Wir fordern Polizei und Justizbehörden auf, zusätzliches Personal für die Ermittlungen abzustellen und zu untersuchen, ob die Morde mit der Arbeit der Opfer in Zusammenhang stehen."

Der 52-jährige Radiomoderator Desidario Camangyan des Senders "Sunshine FM" wurde am Abend des 14. Juni bei einem Gesangswettbewerb in der Stadt Manay in der östlichen Provinz Davao Oriental auf Mindanao erschossen. Laut Aussage eines Polizisten saß Camangyan auf der Bühne, als der Täter ihm in den Kopf schoss und zu Fuß flüchtete. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde ein Ermittlungsteam gebildet, um den Fall zu untersuchen.

Camangyan moderierte eine Diskussionssendung bei "Sunshine FM". Seine Kollegen beschreiben ihn als Journalisten, der in seinen Sendungen unter anderem lokale Politiker kritisierte. Er hinterlässt eine Frau und einen sechsjährigen Sohn.

Joselito Agustin, Radiomoderator beim Lokalsender "DZJC Aksyon Radyo" wurde am 15. Juni von zwei Männern erschossen, als er mit seinem Neffen in Laoag City in der nördlichen Provinz Illocos Norte auf Luzon auf einem Motorrad unterwegs war. Die Angreifer verletzten dabei auch seinen Neffen. Der 37-jährige Journalist verstarb in der Nacht nach dem Attentat im Krankenhaus.

Laut eines Kollegen erhielt Agustin vor dem Angriff Drohungen per SMS. Agustin habe hinter den Einschüchterungsversuchen einen Lokalpolitiker vermutet, den er zuvor der Korruption beschuldigt habe, so der Kollege. Im Mai gaben zudem Unbekannte Schüsse auf Agustins Haus ab.

Im vergangenen Jahr wurden im südostasiatischen Land 33 Journalisten ermordet. Die Zahl der seit Amtsantritt Arroyos im Jahr 2001 getöteten Journalisten erreicht damit 139. Die Gewalt gegen Medienmitarbeiter gipfelte im November 2009 in einem Massaker an 30 Medienmitarbeitern auf der südlichen Insel Mindanao.


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Quelle:
Pressemitteilung, 17.06.2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juni 2010