die zeitung - terre des hommes, 1. Quartal 2009
Ein internationales Problem
Verantwortliche benennen und bestrafen
Von Athanasios Melissis
"Vertreibung tötet nicht. Sie zerstört aber Leben, und es dauert für die Binnenvertriebenen oft Jahre oder gar Jahrzehnte, die Bruchstücke zusammenzusetzen und wieder normal leben zu können", beschreibt Dr. Water Kälin, Repräsentant des UNO-Generalsekretärs für die Menschenrechte Binnenvertriebener, die Folgen von Vertreibungen. Im Jahr 2007 gab es in 28 Ländern Vertreibungen, in zehn Fällen - darunter Burma, Sudan und Simbabwe - waren allein die Regierungen dafür verantwortlich. Wo Staaten die Menschenrechte ihrer Bürger verletzen, ist es Aufgabe der Weltgemeinschaft, sich zu engagieren. Doch deren Antwort auf das Problem ist unzureichend. Zwar werden über die UN, die EU, nationale Regierungen und viele Nichtregierungsorganisationen jährlich Milliardenbeträge für Nothilfe ausgegeben, die auch Binnenvertriebenen zugute kommen. Doch weil es sich bei einem Engagement für Binnenvertriebene immer auch um eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten handelt, scheuen sich viele Regierungen, diese Länder allzu deutlich an den Pranger zu stellen.
"Auch wenn es - anders als für die Flüchtlinge, die sich auf die Genfer Flüchtlingskonvention berufen können - keine spezifische Konvention für Binnenvertriebene gibt", erklärt Dr. Walter Kälin, "heißt das nicht, dass das Völkerrecht sie rechtlos lässt. Binnenvertriebene unterstehen dem Schutz der Menschenrechtskonventionen und des humanitären Völkerrechts. Die für sie relevanten Garantien sind in den UN-Leitlinien zur Binnenvertreibung zusammengestellt." terre des hommes fordert, dass alle Regierungen diese Leitlinien in ihren jeweiligen nationalen Gesetzgebungen umsetzen. Ebenso müssen die Verantwortlichen für Vertreibungen - gleich ob Regierungen oder Einzelpersonen - öffentlich benannt und sanktioniert werden. Im Falle von Regierungen ist dies die Zuständigkeit des UN-Sicherheitsrats, für Einzelpersonen die des Internationalen Strafgerichtshofs und nationaler Gerichte. Geraubtes Land muss zurückgegeben werden. Im Rahmen des Demobilisierungsprozesses in Kolumbien geschieht das nicht: Hier dürfen die Täter das geraubte Land behalten und die Opfer gehen leer aus. Deswegen muss die politische Arbeit das Ziel haben, dass Vertreibungen sich nicht lohnen - langfristig ist das der wirksamste Schutz.
Ein internationales Problem:
Vertreibung gibt es in mehr als 40 Ländern (Stand: 10/2008) |
|
---|---|
Mexiko
|
5,500
|
Guatemala
|
undetermined
|
Colombia
|
1,976,970-3,940,164
|
Peru
|
150,000
|
Turkey
|
954,000-1,200,000
|
Serbia
|
247,500
|
Croatia
|
2,900
|
Georgia
|
New caseload: 128,703
Old caseload: 22,000-247,000 |
Russian Federation
|
17,907-136,550
|
Armenia
|
8,400
|
Azerbaijan
|
572,531
|
Uzbekistan
|
3,400
|
Turkmenistan
|
undetermined
|
Afghanistan
|
132,000
|
Bosnia & Herz.
|
124,958
|
Mecedonia
|
790
|
Cyprus
|
undetermined
|
Israel
|
150,000-420,000
|
Palestinian
Territories |
24,500-115,000
|
Algeria
|
undetermined
|
Senegal
|
10,000-70,000
|
Chad
|
185,901
|
Guinea
|
19,000
|
Liberia
|
undetermined
|
Côte d'Ivoire
|
709,000
|
Nigeria
|
undetermined
|
CAR
|
197,000
|
Congo
|
7,800
|
DRC
|
1,250,000
|
Angola
|
19,566
|
Zimbabwe
|
880,000-960,000
|
Burundi
|
100,000
|
Rwanda
|
undetermined
|
Uganda
|
944,262
|
Kenya
|
181,092-200,000
|
Somalia
|
1,100,000
|
Ethiopia
|
200,000
|
Sudan
|
6,000,000
|
Eritrea
|
32,000
|
Lebanon
|
90,000-390,000
|
Yemen
|
25,000-35,000
|
Syria
|
433,000
|
Iraq
|
2,778,000
|
Pakistan
|
undetermined
|
India
|
at least 600,000
|
Nepal
|
50,000-70,000
|
Indonesia
|
150,000-250,000
|
Sri Lanka
|
at least 500,000
|
Bangladesh
|
500,000
|
Philippines
|
at-least 292,000
|
Timor-Leste
|
100,000
|
Myanmar (Burma)
|
503,000
|
Quelle: Internal Displacement Monitorin Centre
*
Quelle:
die zeitung, 1. Quartal 2009, S. 5
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. April 2009