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HINTERGRUND/169: Ansteckung vermeiden - Mutter-Kind-Übertragung von HIV/Aids


die zeitung - terre des hommes, 4. Quartal 2010

Ansteckung vermeiden
Mutter-Kind-Übertragung von HIV/Aids

Von Urte Tegtmeyer


In den Entwicklungsländern ist die Übertragung des HI-Virus von der Mutter auf das Kind einer der häufigsten Infektionswege bei der Erkrankung von Kindern. Allein in Afrika werden so 95 Prozent der betroffenen Kinder mit HIV infiziert. Weltweit werden täglich 1.600 Kinder angesteckt, davon 1.500 in Afrika. Werden die Kinder nicht frühzeitig behandelt, stirbt etwa die Hälfte der Neugeborenen in den ersten beiden Lebensjahren, die meisten anderen vor ihrem fünften Geburtstag. Mehr als zwei Drittel aller HIV-positiven Kinder infizieren sich während der Geburt oder beim Stillen, nur ein Drittel während der Schwangerschaft.

Durch Präventionsmaßnahmen konnte in Industrieländern die Mutter-Kind-Übertragungsrate auf weniger als ein Prozent gesenkt werden. Die Voraussetzung, um eine Ansteckung des Kindes zu vermeiden, ist die Aufklärung der Eltern und das Wissen über den HIV-Status der Mutter. Um die Übertragungsrate zu verringern, ist eine kontrollierte Geburt durch Kaiserschnitt, die Behandlung der Mutter und ihres Säuglings mit anti retroviralen Medikamenten in der Zeit vor und nach der Entbindung und das Abstillen wichtig.

Dem steht entgegen, dass werdende Mütter in Afrika häufig keinen Zugang zu Gesundheitszentren haben, die mit Kaiserschnitt entbinden können. Ein Abstillen ist aus kulturellen und medizinischen Gründen oft schwierig, weil die Mutter als HIV-positiv erkannt und diskriminiert werden könnte. Außerdem ist Milchersatznahrung teuer und muss mit sauberem Trinkwasser angerührt werden. Doch viele Arme müssen verschmutztes Wasser nutzen, was zu tödlichen Infektionen führt.

Die derzeit häufigste Methode, um eine Mutter-Kind-Übertragung zu verhindern, ist die Verabreichung von Nevapirin, einem antiretroviralen Medikament, kurz vor und nach der Entbindung. Damit wird die Viruslast der Mutter entscheidend gesenkt und das Risiko einer Ansteckung für das Kind auf die Hälfte reduziert. Doch diese Kurzzeittherapie hat auch entscheidende Nachteile, vor allem für die Mutter. Häufig werden Mütter nach der Verabreichung von Nevapirin gegen andere retrovirale Medikamente resistent. Wirken diese Medikamente nicht, sterben die Frauen früher. Außerdem schützt Nevapirin den Säugling nicht vor einer Infektion während der Stillzeit. Deshalb muss in der Prävention auch das Überleben der Mütter eine wichtige Rolle spielen. Mit verschiedenen Programmen, die zum einen die medizinischen Voraussetzungen schaffen, um eine Mutter-Kind-Übertragung zu reduzieren, sich zum anderen aber auch um die soziale Betreuung der Familie kümmern, werden bereits gute Erfolge erzielt. Doch weniger als die Hälfte der HIV-positiven Mütter haben bislang Zugang zu Präventionsprogrammen. Die übrigen Frauen werden nicht behandelt und übertragen somit das HI-Virus auf ihr Baby.

Urte Tegtmeyer
u.tegtmeyer@tdh.de


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Quelle:
die zeitung, 4. Quartal 2010, S. 5
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Dezember 2010