PROJEKT/166: Peru - die Bewegung arbeitender Kinder MANTHOC wird 25
die Zeitung - terre des hommes, 4. Quartal 2006
Robinson: "Vereint für immer"
Peru: Die Bewegung arbeitender Kinder MANTHOC wird 25
von Peter Strack
"Ich bin zwölf Jahre alt, gehe ins siebte Schuljahr und wohne bei meiner Mama, meiner Großmutter und zwei Schwestern", erzählt Robinson Requejo aus Bagua im peruanischen Amazonasgebiet. "Jeder bei uns zu Hause trägt zum Lebensunterhalt der Familie bei. Meine Mutter und meine Großmutter stellen Eis am Stiel her, das wir auf der Straße verkaufen." Mit seinem Vater hat er nie zusammengelebt. "Nie habe ich von ihm so etwas wie Zuneigung erfahren."
Doch einsam ist Robinson nicht. Seit seinem vierten Lebensjahr ist er bei MANTHOC, der "Bewegung erwerbstätiger Jugendlicher und Kinder christlicher Arbeiter" Perus.
"Ich verkaufte damals Wasser, Blumen und Kerzen am Friedhof in Bagua. Ich war der Kleinste in der MANTHOC-Gruppe. Die meisten waren neun Jahre oder älter. Aber die vielen Spiele und Übungen haben mich motiviert, mitzumachen. Als ich fünf wurde, fühlte ich mich schon richtig zugehörig zu unserer Gruppe, die wir Rettungspatrouille getauft hatten. Denn wir waren immer gemeinsam zur Stelle, wenn es irgendein Problem gab."
Die Lösung unzähliger Alltagsprobleme arbeitender Kinder in den Lokalgruppen ist ein wichtiger Erfolg von MANTHOC: Die Arbeitsbedingungen und Wohnviertel werden verbessert, arbeitende Kinder bei Misshandlung verteidigt und bei Krankheit und familiären Problemen unterstützt. Und in der Schule von MANTHOC, die terre des hommes seit 20 Jahren unterstützt, bekommen arbeitende Kinder eine Schulausbildung, die in öffentlichen Schulen nicht zurechtkommen.
Krisen und Wachstum
MANTHOC ist eine Organisation von arbeitenden Kindern und Jugendlichen, aber gleichwohl auf Unterstützung angewiesen. Erwachsene Begleiter, viele von ihnen selbst früher arbeitende Kinder, helfen zum Beispiel bei Rechtsgeschäften oder Krisen. Auch die Gruppe von Robinson in Bagua drohte sich aufzulösen, als die Älteren irgendwann ihre eigenen Wege gingen. "Deshalb haben wir uns damals mit den Kindern vom Friedhof und denen, die auf der Straße arbeiten, neu organisiert", erinnert sich Robinson. "Wir haben uns auch einen neuen Namen gegeben: 'Vereint für immer, die arbeitenden Kinder.' Ich wurde zu ihrem Sprecher gewählt und gemeinsam setzen wir uns nun schon sechs Jahre lang für die Gruppe und unsere Organisation ein."
Im letzten Jahr wurde Robinson in den nationalen Vorstand von MANTHOC gewählt. Gemeinsam mit den Delegierten aus anderen Landesteilen kümmert er sich um die Aktivitäten von und für inzwischen 5.000 arbeitende Kinder und Jugendliche in 27 Städten Perus.
Die Kommunikation zwischen den Regionen wird koordiniert, Treffen werden organisiert. Mit der Regierung werden Verhandlungen wegen der Verfolgung von Straßenkindern in Lima oder zu den Vorschlägen der ILO gegen Kinderarbeit geführt. Alleine ist MANTHOC hierbei zum Glück nicht mehr. Nach 15 Jahren des eigenen Bestehens hat MANTHOC gemeinsam mit anderen Projekten und Initiativen die übergreifende "Bewegung organisierter arbeitender Kinder und Jugendlicher Perus" (MNNATSOP) ins Leben gerufen. Sie ergreift nun auf nationaler und internationaler Ebene die Stimme für die erwerbstätigen Kinder Perus.
Vortritt für Kinder
Auch auf terre des hommes hat MANTHOC mit der Idee der Kinderbeteiligung Einfluss genommen. MANTHOC hat gezeigt, dass das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe auch für Kinder gilt. Und Robinson ist ein Beispiel dafür, dass die Übernahme von Verantwortung Kinder in ihrer Persönlichkeit wachsen lässt, statt ihnen Spaß und Unbekümmertheit zu nehmen: Jedenfalls dann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und Erwachsene bereit sind, Kindern den Vortritt zu lassen.
terre des hommes fördert die Manthoc-Schule für 120 arbeitende Kinder mit Lernschwierigkeiten in Lima im Jahr 2006 mit 14.00 Euro.
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Quelle:
die zeitung, 4. Quartal 2006, Seite 6
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
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veröffentlicht im Schattenblick am 5. Januar 2007