Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → TERRE DES HOMMES

PROJEKT/169: Simbabwe - Unterstützung ländlicher Kooperativen


die zeitung - terre des hommes, 1. Quartal 2007

Wertvolles Gemüse
Simbabwe: Seit mehr als 20 Jahren unterstützt OCCZIM ländliche Kooperativen

Von Claudia Berker


Gäbe es einen Orden für die erfolgreichste Kleinbäuerin des Distrikts, Maria Sungai wäre eine aussichtsreiche Kandidatin. Auf ihrem kleinen Feld in der Provinz Masvingo, im Süden Simbabwes, wachsen reichlich Tomaten, Kartoffeln und Kovo, ein großblättriges Gemüse, sehr widerstandsfähig und so verbreitet wie hierzulande der Rotkohl. "Dreimal im Jahr kann ich ernten, mehr, als meine Familie braucht. Die Überschüsse kann ich deshalb an Nachbarn verkaufen", berichtet Maria. Und wie zum Beweis ihrer Geschäftstüchtigkeit holt sie ein abgegriffenes Schreibheft hervor, ordentlich sind darin die Zahlenkolonnen addiert, die den Erfolg ihres kleinen Unternehmens dokumentieren.

Dieses Geld wird für vieles gebraucht: Schulgebühren, Arztrechnungen, Seife, Zucker und andere Dinge des täglichen Lebens. Selbst ohne Ehemann, versorgt Maria mit ihren Ernteerträgen neben der verwitweten Schwiegertochter auch einige Enkel. Auch hier, im Süden Simbabwes, ist dies die augenfälligste Auswirkung von HIV/AIDS: Überall in den Familien sind Lücken, die größte klafft zwischen Großeltern und Enkeln.

Ein paar Kilometer weiter zeigt auch das Leben von Margrit Masunda, wie wichtig Gemüsegärten sein können: Deren Produkte ernähren Margits eigene Familie sowie fünf Waisenkinder im Haus des Schwagers. Mit dem erwirtschafteten Geld konnte die zielstrebige Mittvierzigerin eine Ziege anschaffen, stolz präsentiert sie außerdem das neue Kochgeschirr. Wie Maria profitiert auch Margrit von einem Bewässerungssystem, das ihr nicht nur die Arbeit erleichtert, sondern das wenige verfügbare Wasser gezielt bei den einzelnen Pflanzen ankommen lässt.


Mit einfacher Technik gegen den Hunger

Schläuche, Wassertonnen, Saatgut und Zubehör, aber auch das nötige Know-How für ein erfolgreiches Wirtschaften unter schwierigsten Bedingungen hat die Organisation OCCZIM zur Verfügung gestellt. Bereits seit den Gründungsjahren der Republik Simbabwe Anfang der achtziger Jahre, als mit der Unabhängigkeit von Großbritannien und dem Ende der weißen Vorherrschaft ein Geist des Aufbruchs durch das ehemalige Rhodesien wehte, unterstützt OCCZIM kleine Kooperativen, die sich in Dörfern der Provinz Masvingo zusammengeschlossen haben. Seit 1986 ist OCCZIM Partnerorganisation von terre des hommes und damit eine der ältesten im südlichen Afrika.

Obwohl das Modell der Einzelgenossenschaften aus streng sozialistischen Zeiten stammt und damit vielfach als überholt gilt, sind für die Mitarbeiter Ansatz und Motivation der Gründungstage weiterhin aktuell: Verarmte Bevölkerungsgruppen sollen in die Lage versetzt werden, selbstständig so erfolgreich zu wirtschaften, dass sich dadurch ihre Lebenssituation verbessert.

Landwirtschaft, Schreinereien und Nähereien sind solche Sprungbretter, die sich bewährt haben. Von Beginn an hatte OCCZIM besonders die Förderung von Frauen im Blick, die nicht nur in Simbabwe häufig die Hauptlast bei der Versorgung der Familie tragen.


Die Saat geht auf

Ihre Situation, wie auch die ihrer Familienmitglieder, hat sich nicht nur auf Grund von AIDS und regelmäßigen Dürreperioden verschärft. Seit einigen Jahren befindet sich die Wirtschaft Simbabwes im freien Fall, die einstige Kornkammer Afrikas ist unter der Politik ihres Regierungschefs Robert Mugabe zu einem Armenhaus geworden. Und so hat die Arbeit von OCCZIM in den vergangenen Jahren, anders als einmal geplant, immer mehr dazu dienen müssen, die Menschen vor dem Verhungern zu bewahren. Patrick, landwirtschaftlicher Berater bei OCCZIM, will dennoch nicht resignieren: "Unsere Arbeit in diesem Gebiet hat wirklich etwas bewirkt und das Leben der Menschen zum Guten verändert. Doch wir müssen noch viel mehr tun, damit alle hier genug zu essen haben."

Für Maria und Margrit und hunderte anderer Familien ist die Saat OCCZIMs bereits aufgegangen. Und alle, die von ihren Erträgen leben, wissen sehr genau, wie kostbar 100 Quadratmeter fruchtbares Land sein können.


*


Quelle:
die zeitung, 1. Quartal 2007, Seite 6
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

die zeitung - terre des hommes erscheint
4 Mal jährlich. Der Verkaufspreis wird durch Spenden
abgegolten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Mai 2007