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AUTOREN/039: Max von der Grün, Abschluss der Werkausgabe (Pendragon Verlag)


Pendragon Verlag, Pressemitteilung vom 30.03.2011

Abschluss der 10-bändigen Werkausgabe Max von der Grün

Band IX "Ein Bild von Eintracht und Verlorenheit" (Erzählungen) Band X "Wenn der tote Rabe vom Baum fällt" (Prosa)


Die beiden Bände "Ein Bild von Eintracht und Verlorenheit" und "Wenn der tote Rabe vom Baum fällt" bilden den Abschluss der von der Kunststiftung NRW geförderten Werkausgabe des berühmten Schriftstellers Max von der Grün.

In "Ein Bild von Eintracht und Verlorenheit" erzählt Max von der Grün von der Kriegs- bzw. unmittelbaren Nachkriegszeit. Von Mühsal, Elend und nicht zuletzt von dem schwierigen Umgang mit den ehemaligen diktatorischen Machthabern. Er urteilt nicht, bezieht aber - wie es seine Leser von ihm gewohnt sind - unmissverständlich Stellung.

"Wenn der tote Rabe vom Baum fällt" vereinigt Beobachtungen, die Max von der Grün auf einer Reise anstellte. Drei Wochen war der Dichter unterwegs, als er 1974 auf Einladung der Goethe-Institute Izmir, Istanbul, Teheran, Kabul, Karatschi, Tel Aviv und Jerusalem besuchte. Das Ergebnis ist eine faszinierende und lebendige Schilderung dessen, was einem deutschen Schriftsteller passieren kann, wenn er als "Repräsentant deutscher Kultur" unterschiedlichste Länder bereist.

Zeit seines schriftstellerischen Schaffens beschäftigte sich Max von der Grün in seinen Büchern mit der Arbeitswelt sowie mit politischen und sozialkritischen Themen. Obwohl er selbst "unter Tage" gearbeitet hat, bevor er sich ganz der Schriftstellerei widmete, ist er mitnichten ein klassischer "Arbeiterdichter". Von Anfang an wiesen seine Werke ein hohes literarisches Niveau auf.

Der schriftstellerische Durchbruch gelang dem früheren Bergarbeiter 1963 mit seinem zweiten Roman "Irrlicht und Feuer" - eine eindringliche Beschreibung der mangelhaften Arbeitsbedingungen der Kumpel. Das Buch war stark umstritten: Die Gewerkschaften lehnten das Werk, das später in der damaligen DDR verfilmt wurde, als "gewerkschaftsfeindlich" ab. Einem jüngeren Publikum ist Max von der Grün durch seinen Roman "Vorstadtkrokodile" (1976) bestens bekannt. Sein Roman über einen gelähmten Jungen, der in eine Kinderbande aufgenommen werden möchte und eine Mutprobe bestehen muss, wird noch heute vielfach in den Schulen gelesen. Das Buch wurde von Christian Ditter neu verfilmt und kam Ende März 2009 in die deutschen Kinos. Aufgrund des großen Zuspruchs folgten bereits die Teile 2 und 3.

Mit dem Schreiben hatte der Wahl-Dortmunder Max von der Grün bereits 1953 begonnen. Neben Gedichten in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichte von der Grün Essays und literaturkritische Arbeiten. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt, millionenfach verkauft und nahezu vollständig verfilmt. Der Autor wurde mehrfach ausgezeichnet. 1979 erhielt er den Warschauer Janus-Korczak-Preis, 1988 den Ruhrpreis für Literatur und 1998 in Minden den mit 10.000 Mark dotierten Kogge-Literaturpreis. Er war bis zur Auflösung Mitglied der "Gruppe 61", deren Ziel die künstlerische Auseinandersetzung mit der industriellen Arbeitswelt war, und gehörte dem deutschen PEN-Zentrum an.

Max von der Grün gilt als einer der wichtigsten deutschen Vertreter der Literatur der Nachkriegszeit. Alle Bände der neuen 10-bändigen Werkausgabe sind in gebundenen Ausgaben erschienen. Jeder Band erhält zusätzliche Erzählungen, Reportagen und Erinnerungen. Die Nachworte zu jedem Band werden von Autoren oder Germanisten verfasst, die Weggefährten des Schriftstellers waren oder solche, die sich intensiv mit Leben und Werken von Max von der Grün beschäftigt haben. Am 25. Mai 2011 wäre Max von der Grün 85 Jahre alt geworden.


Über Max von der Grün:

Max von der Grün wurde am 25. Mai 1926 in Bayreuth geboren und wuchs in Mitterteich in der Oberpfalz auf. Er besuchte die Volksschule, die Mittelschule und die Handelsschule und absolvierte eine kaufmännische Lehre. Am Zweiten Weltkrieg nahm er 1944 als Fallschirmjäger teil und geriet bei Quimper (Bretagne) in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, die er in Lagern in Schottland, Louisiana, Texas und New Mexico verbrachte. Im April 1948 wurde von der Grün aus der Kriegsgefangenschaft entlassen ("Drei Jahre Kriegsgefangenschaft waren meine Universität".) Nach seiner Entlassung machte er, der gelernte "Kaufmännische Gehilfe", eine Umschulung als Maurer und arbeitete bis 1951 in diesem Beruf. Von 1951 bis 1954 war er als Hauer auf der Zeche Königsborn in Unna im Ruhrgebiet tätig. Nach einem schweren Unfall unter Tage wurde er zum Grubenlokführer ausgebildet. Diesen Beruf übte er bis 1963 aus. Zwischenzeitlich hatte er mit dem Schreiben begonnen. Er lebte als freier Schriftsteller von 1963 bis zu seinem Tod am 7. April 2005 in Dortmund-Lanstrop. Sein Nachlass befindet sich im Fritz-Hüser-Institut in Dortmund.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 30.03.2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. April 2011