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PREIS/124: Wie das Plattdeutsch aus dem Alltag verschwindet (Kreis Borken)


Pressemitteilung von Dienstag, 23. November 2010

Wie das Plattdeutsch aus dem Alltag verschwindet

Gesellschaft für historische Landeskunde des westlichen Münsterlandes zeichnet Schülerarbeiten aus, neues Buch vorgestellt


Kreis Borken. Die Eltern von Eva-Maria Bergerbusch aus Südlohn-Oeding sprechen untereinander Platt. Ihre 18-jährige Tochter versteht das zwar, gesprochen haben die Eltern mit ihr aber von klein auf Hochdeutsch. "Damit setzt sich mit mir der Sprachverlust fort", sagt die Schülerin, die zurzeit am Gymnasium Georgianum in Vreden auf ihr Abitur hinarbeitet. In einer Facharbeit hat sie die Frage "Ist Plattdeutsch noch zu retten?" gestellt. Für ihre ausführliche Antwort wurde sie am Montag (22.11.) im Kreishaus mit dem Schülerpreis der Gesellschaft für historische Landeskunde des westlichen Münsterlandes ausgezeichnet. Im Rahmen ihrer Studie, die sie in der zwölften Klasse als Facharbeit verfasst hat, befragte sie auch einige Jugendliche zur Bedeutung, die sie dem Plattdeutschen beimessen. Ihr Ergebnis: "Eltern geben ihre Kenntnisse kaum noch weiter und auch wenn viel für die Erhaltung der Sprache getan wird, versteht sie nur noch ein geringer Teil der Jugendlichen."

"Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein junger Mensch im Jahr 2010 mit diesem Thema auseinandersetzt", betonte Winfried Semmelmann, stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft, bei der Preisverleihung. Er lobte die Arbeit von Eva-Maria Bergerbusch, die den spürbaren Niedergang des Plattdeutschen sehr konstruktiv und schlüssig skizziere. "Es war eine Freude, diese Arbeit zu lesen", so Semmelmann.

Eva-Maria Bergerbusch erhielt neben der Siegerurkunde auch einen Buchpreis. Das gilt auch für die Zweitplatzierte, Sabine Hilgenbrink aus Steinfurt-Borghorst. Unter dem Titel "Sonderzüge in den Tod" beschäftigte sie sich mit der Deportation von Juden aus Borghorst. Jeweils ein dritter Preis wurde den Verfassern der übrigen acht Arbeiten, die eingereicht worden waren, zuerkannt. Dies sind: Eva Maria Derking aus Vreden, Dominik Harpering aus Ahaus, Meret Pettirsch aus Stadtlohn, Freya Rath aus Dülmen und Carolin Weber aus Ahaus sowie das Team Silke Borowski, Anja Farwick, Jana Gesing, Laura Kühlkamp, Nina Wiemann und Anna Witt (alle aus Ahaus).

Landrat Dr. Kai Zwicker überreichte die Preise und lobte den großen Eifer der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Wettbewerb der Gesellschaft für historische Landeskunde des westlichen Münsterlandes stärke das Interesse von Jugendlichen für die regionale Vergangenheit. Gleichzeitig führe er vor Augen, dass die Idee eines - im Zuge der REGIONALE 2016 angedachten - überregional wirksamen "Kulturhistorischen Zentrums Westmünsterland" in Vreden Sinn mache. "Denn dort werden Menschen, die sich mit der Geschichte unserer Region auseinandersetzen möchten, noch bessere Rahmenbedingungen vorfinden."

Im Rahmen der Preisverleihung stellte die Gesellschaft für historische Landeskunde auch den zweiten Band ihrer Schriftenreihe vor. Unter dem Titel "Das Westmünsterland in der Weimarer Republik und der NS-Zeit" bündelt das Buch sechs Aufsätze zu einzelnen Facetten dieser Jahrzehnte im Westmünsterland. Mit Beiträgen vertreten sind der Leiter des Borkener Stadtmuseums und Stadtarchivs Dr. Norbert Fasse, Josef Barnekamp aus Velen, Gregor Müller aus Ahaus, Ingeborg Höting aus Stadtlohn, Hendrik Schulze Ameling aus Vreden sowie Dr. Adolf Vogt aus Recklinghausen. Sie greifen unter anderem die Rolle der Schützenvereine während des Dritten Reiches und den Bau des "Westfalenwalls" kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges auf.

Das Buch ist zum Preis von 16 Euro im Handel erhältlich.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.ghl-westmuensterland.de.


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Quelle:
Pressemitteilung von Dienstag, 23. November 2010
Kreis Borken
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. November 2010