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MARKT/103: Milch - Ein Preis von 31 Cent kann Produktionskosten von 46 Cent nicht decken (EMB)


European Milk Board - Pressemitteilung vom 01.06.2015

Ein Preis von 31 Cent kann Produktionskosten von 46 Cent nicht decken

Aktuelle Zahlen im Milchsektor zeigen weiter großes Minus für die Erzeuger - Kriseninstrument für die EU gefordert


(Brüssel, 01.06.2015) Im Januar 2015 lagen die Produktionskosten in Deutschland bei durchschnittlich 45,64 Cent/kg Milch. Die Zahlen entstammen der aktuellen Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL), die gemeinsam vom European Milk Board (EMB) und der MEG Milch Board in Auftrag gegeben wurde.

Bei einem durchschnittlichen Milchpreis von 31,03 Cent/kg sind die Produzenten demnach mit einem großen Defizit konfrontiert. Die Preis-Kosten-Ratio zeigt so auch eine Kostendeckung von nur 68 Prozent in Deutschland an. Der Vorsitzende des EMB, Romuald Schaber, beurteilt die Situation daher weiterhin als "sehr kritisch". Man könne auch aktuell nicht von angemessenen Preisen für die Milcherzeuger sprechen, da die Menge am Markt einfach zu hoch sei. "Das ist ein immenser Druck für die Produzenten. Viele können dem nicht mehr lange standhalten und sind zunehmend in ihrer Existenz bedroht. Dies gilt insbesondere für investierende und wachsende Betriebe."

Da es derzeit keine angemessenen Rahmenbedingungen am EU-Milchmarkt gibt, wird sich dieser Trend noch verstärken. In Krisen sollte man jedoch in der Lage sein, den Markt zu stabilisieren. "Wir haben der Politik dazu das Marktverantwortungsprogramm (MVP) vorgeschlagen", so Schaber. Im Zentrum stehe dabei ein freiwilliger Lieferverzicht, der in Krisenzeiten eine Überproduktion verhindert. Das verbessert den Preis für alle Produzenten schnell und effektiv, so dass in der EU auch in Zukunft eine flächendeckende Milchproduktion möglich ist.


Hintergrund:

Die gemeinsam von European Milk Board (EMB) und MEG Milch Board beim Büro für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) in Auftrag gegebene Kostenstudie berechnet die deutschlandweiten Erzeugungskosten der Milch. Sie basiert zum einen auf Daten des InformationsNetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen der Europäischen Kommission (INLB), nutzt zu deren Aktualisierung zudem Preisindizes für landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Futter, Dünger, Saatgut und Energie vom Statistischen Bundesamt und greift auf einen Einkommensansatz zurück, der die Arbeitsleistung der Betriebsleiter und Familienangehörigen kalkuliert.

Auf dieser Studie aufbauend hat die MEG Milch Board den Milch Marker Index (MMI) entwickelt, der den aktuellen Verlauf der Erzeugungskosten (mit Basisjahr 2010 = 100) dokumentiert. Für Januar 2015 beträgt der MMI 110 Punkte. Vierteljährlich wird er gemeinsam mit einer Preis-Kosten-Ratio veröffentlicht. Diese zeigt das Verhältnis zwischen den amtlich erfassten Rohmilchpreisen an die Erzeuger und den Milcherzeugungskosten.

Mehr zum Marktverantwortungsprogramm (MVP) finden Sie auf der Seite des EMB im Internet unter:
www.europeanmilkboard.org

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Quelle:
Pressemitteilung vom 1. Juni 2015
EMB asbl - European Milk Board
Rue du Commerce 124, bte 4, 1000 Brussels
Telefon: +32 (0)2 808 1935, Fax: +32 (0)2 808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Internet: www.europeanmilkboard.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2015

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