Schattenblick → INFOPOOL → EUROPOOL → FAKTEN


GRENZEN/068: Verweigerte Seenotrettung - Beihilfe zum Tod tausender Menschen (Pro-Asyl)


Pro Asyl - Pressemitteilung vom 16. April 2015

Bootsflüchtlinge: Deutschland und Europa leisten Beihilfe zum Tod tausender Menschen

- Bundesinnenminister de Maizière lehnt einen EU-Seenotrettungsdienst ab
- PRO ASYL: Europäische Seenotrettung ist das Gebot der Stunde


Der Bundesinnenminister de Maizière lehnte heute im ZDF eine EU-Seenotrettung ab. Diese wäre "das beste Geschäft für Schlepper", erklärte de Maizière heute im Morgenmagazin.

PRO ASYL ist empört über diese ablehnende Haltung. "Die Bundesregierung macht sich mitschuldig", erklärt Günter Burkhardt, Geschäftsführer von PRO ASYL. "Wer einen europäischen Seenotrettungsdienst ablehnt, leistet Beihilfe zum Tod tausender Menschen. Rettung ist das Gebot der Stunde".

Am Wochenende sind wahrscheinlich 400 Bootsflüchtlinge gestorben. Ihr Boot kenterte im Mittelmeer auf dem Weg nach Italien. Damit sind in 2015 mindestens 900 Flüchtlinge an Europas Grenzen ums Leben gekommen. Im ersten Quartal 2014 hat sich die Zahl der Toten gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzehnfacht. Ein weiterer Anstieg ist zu befürchten, da die meisten Flüchtlinge in den Sommermonaten aufbrechen.

PRO ASYL, UNHCR und andere Menschenrechtsorganisationen fordern die sofortige Einrichtung eines eigenen Seenotrettungsdienstes der EU. Eine Rettungsmission wird jedoch bisher allen voran von Deutschland abgelehnt, da ein Pull-Effekt befürchtet wird - wenn die Überfahrt gefährlicher ist, wagen sich weniger Menschen auf die Boote, so das zynische Kalkül. Die aktuellen Zahlen beweisen einmal mehr das Gegenteil: Verstärkte Kontrolle und mehr Überwachung hindert Menschen in Not nicht daran, sich auf den Weg zu machen. Die Lage in Syriens Nachbarländern und die Gewalt in Libyen sind so dramatisch, dass Flüchtlinge in diesem Jahr trotz aller Gefahren selbst in den Winter und Frühjahrsmonaten die Überfahrt wagen.

Eine europäische Seenotrettung und die Öffnung legaler Wege nach Europa sind dringender denn je. Die Länder Europas dürfen nicht länger zusehen, wie Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten vor verschlossenen Grenzen stehen und bei dem verzweifelten Versuch ihr Leben zu retten ertrinken.

*

Quelle:
Pro Asyl - Pressemitteilung vom 16. April 2015
Postfach 160 624, 60069 Frankfurt/M.
Telefon: +49 069 - 23 06 88, Fax: +49 069 - 23 06 50
E-Mail: proasyl@proasyl.de
Internet: www.proasyl.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang