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GROSSBRITANNIEN/006: Literaturhinweis - Die Zukunft Großbritanniens (idw)


Humboldt-Universität zu Berlin - 27.10.2016

Die Zukunft Großbritanniens

Zwischen internen und externen Spaltungen


Anlässlich der aktuellen politischen Lage hat das Großbritannien-Zentrum (GZB) der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) das Buch The Future of the UK: Between Internal and External Divisions veröffentlicht. Die sieben Kapitel basieren auf der gleichnamigen Ringvorlesung im Sommersemester 2016 an der HU. Die einzelnen Beiträge behandeln die Ursachen und möglichen Auswirkungen eines EU-Austritts in Großbritannien. Das Buch bietet einen Überblick über die bisherigen Entwicklungen und zeigt die Perspektiven eines Brexits auf.


Der Organisator der Ringvorlesung Dr. Marius Guderjan, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Großbritannien-Zentrum der HU, zeigt in seinem Beitrag, dass die Entscheidung für einen Brexit nur teilweise auf eine Unzufriedenheit der Briten mit der EU zurückzuführen ist. Großbritannien war zwar nie ein großer Verfechter der politischen Integration Europas, dennoch ist die externe Spaltung zu großen Teilen das Ergebnis verschiedener interner Konflikte. Wachsende soziale Ungleichheiten sind unter anderem für das Votum verantwortlich. Ein erheblicher Anteil der Gesellschaft fühlt sich eher als Verlierer denn als Gewinner offener Grenzen und internationaler Freizügigkeit. Vor allem Bewohner ländlicher Regionen fürchten sich vor einer Überfremdung und der Einwanderung konkurrierender Arbeitskräfte aus Osteuropa. Hier ist die Sehnsucht nach der einstigen Größe des britischen Weltreiches und nach politischer Selbstbestimmung stark verbreitet. Außerdem konnten Bürger, die sich von der politischen Elite des Landes nicht vertreten fühlen, der regierenden Klasse mit Ihrer Stimme gegen die EU einen Denkzettel verpassen.

Diese gesellschaftlichen Spannungen sind nicht neu, aber das Referendum hat sie deutlich zu Tage gebracht. Durch einen Brexit wird sich die wirtschaftliche Lage wahrscheinlich weiter verschärfen und die interne Spaltung zunehmen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren in ihren Beiträgen die möglichen Modelle für die zukünftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union. Momentan scheint die britische Regierung einen 'harten' Brexit zu verfolgen, um die Einwanderungen zu beschränken und Entscheidungshoheit zurückzugewinnen. Dieser würde aller Wahrscheinlichkeit nach erhebliche wirtschaftliche und soziale Kosten zur Folge haben.

Der anstehende Brexit hat auch die Unabhängigkeitsbestrebungen Schottlands wieder bestärkt und Fragen aufgeworfen, wie es um den weiteren Zusammenhalt der Union steht. Die Forscherinnen und Forscher erklären daher, warum die Schotten anders gestimmt haben als England und Wales und wie die Aussichten auf eine Abspaltung Schottlands zu bewerten sind. Zudem ist der nordirische Friedensprozess und das Verhältnis zu Irland von einem Brexit betroffen, wie Professor Paul Carmichael, Gastdozent und Research Fellow am GBZ, in seinem Kapitel zeigt.

Die Ringvorlesung und das Buch wurden durch den Kosmos Dialog Devolution in the UK gefördert. Die Beiträge bieten zugängliche Überblicke zu verschiedenen Themen, die auch eine nicht-wissenschaftliche Leserschaft ansprechen. Zusätzlich zur elektronischen Version gibt es eine gedruckte Auflage, die auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden kann.


Über die Ringvorlesung: "The Future of the UK / Die Zukunft Großbritanniens"
Die Ringvorlesung "The Future of the UK / Die Zukunft Großbritanniens" an der HU geht im Wintersemester 2016/17 in eine zweite Runde. Dr. Ulrich Hoppe, Generaldirektor der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer, eröffnet die Vorlesungsreihe mit seinem Beitrag zum Thema: "Die wirtschaftlichen Auswirkungen des BREXITS".

Über das Großbritannien-Zentrum
Das Großbritannien-Zentrum ist ein interdisziplinäres Forschungsinstitut der Humboldt-Universität zu Berlin, das neben seiner wissenschaftlichen Arbeit und dem postgradualen Studiengang Master in British Studies auch Veranstaltungen für die interessierte Öffentlichkeit und Informationen für die Medien zu aktuellen britischen Themen anbietet.

Weitere Informationen:
https://gbz.hu-berlin.de/
- Die Studie zum Download

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution46

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Humboldt-Universität zu Berlin, Ibou Diop, 27.10.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. November 2016

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