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ENTWICKLUNGSHILFE/034: EU-Entwicklungsbericht über die Millenniums-Entwicklungsziele (KEG)


Europäische Kommission - Brüssel, den 19. September 2008

Unerlässlich für die Verwirklichung der Millenniumsziele:
Reform der globalen Wirtschaftsinstitutionen, bessere Infrastruktur und wirksamere Hilfe


Nach einem heute in Brüssel vorgestellten EU-Entwicklungsbericht über die Millenniums-Entwicklungsziele (MDG) der Vereinten Nationen stellen die hohen Lebensmittel- und Ölpreise sowie die Verlangsamung des weltweiten Wirtschaftswachstums eine Gefährdung dieser Ziele dar. In dem Bericht wird vorgeschlagen, die Hilfe effektiver zu machen, zugunsten eines nachhaltigen Wachstums in die Infrastruktur zu investieren und den Sozialschutz auf die Tagesordnung eines jeden Landes zu setzen. Der Bericht wurde von einer unabhängigen Gruppe europäischer Wissenschaftler unter Leitung von Prof. François Bourguignon, Direktor der Paris School of Economics, durchgeführt.

EU-Kommissar Louis Michel sagte hierzu: "Die Europäische Union steht bei den internationalen Bemühungen zur Verwirklichung der MDG in vorderster Reihe. Der jüngste Bericht liefert uns wertvolle Erkenntnisse darüber, wie die internationale Gemeinschaft diese wichtigen Ziele, darunter die Halbierung der Armut, am besten erreichen kann. Er befürwortet auch die Politik der Europäischen Kommission, die größere Kohärenz bei der Entwicklungshilfe fordert. Ich bin überzeugt, dass diese Arbeit dazu beiträgt, etwas zu verändern und die europäische und internationale Entwicklungsagenda voranzubringen".

Der Leiter der Gruppe, François Bourguignon, betonte: "Unsere Untersuchungen zeigen, dass die MDG bis zum Jahr 2015 ein wertvoller Rahmen für die Entwicklungsarbeit bleiben werden. Dennoch müssen schneller Fortschritte erzielt werden und dies erfordert eine engere Abstimmung der Politik auf allen Ebenen. Die Fortschritte bei der Erreichung der MDG werden durch drei Faktoren bestimmt: Sie lassen sich daran ablesen, in welchem Ausmaß den Entwicklungsländern das globale Wirtschaftswachstum zugute kommt, inwieweit ihre eigenen Maßnahmen zur Minderung der Armut beitragen und wie effektiv die Hilfe gegeben und genutzt wird. In Bezug auf alle diese Faktoren besteht Anlass zur Sorge".


Die Untersuchungsgruppe empfiehlt Maßnahmen in sechs Bereichen:

1. Die Geber müssen ihren Zusagen in Zusammenhang mit Handel, Schuldenerlass, Höhe und auch Wirksamkeit der Hilfe nachkommen.

2. Investitionen in die Infrastruktur sind von wesentlicher Bedeutung, um ein nachhaltiges Wachstum zu schaffen. Diese Investitionen dürfen aber nicht auf Kosten der Grundbedürfnisse und -rechte getätigt werden.

3. Die weltweit tätigen Wirtschaftsinstitutionen, einschließlich der Bretton-Woods-Institutionen, sollten reformiert werden. Dazu gehört auch die Wiederaufnahme der Handelsgespräche; so zum Beispiel im Rahmen der Doha-Runde und des Abschlusses von wirtschaftlichen Partnerschaftsabkommen der Gemeinschaft.

4. Es ist unbedingt notwendig, die ärmsten Menschen vor Schocks, wie den hohen Lebensmittel- und Ölpreisen oder den Folgen des Klimawandels, abzuschirmen.

5. Entwicklungsländer mit schwachen Institutionen, in denen ein Konflikt herrscht oder gerade überwunden wurde, müssen mit politischen, finanziellen und in manchen Fällen mit militärischen Mitteln unterstützt werden.

6. Da sich die "geografische Verteilung" der Armut verändert - China und andere Staaten werden zu Ländern mit mittlerem Einkommen, - ist es wichtig, auch über die Millenniums-Entwicklungsziele nach 2015 nachzudenken.


Hintergrund

Grundlage der Millenniums-Entwicklungsziele bilden die acht Kapitel der im Jahr 2000 unterzeichneten UN-Millenniumserklärung. Eines der Ziele besteht darin, bis 2015 den Anteil der Bevölkerung, der von weniger als 1 US-Dollar pro Tag lebt, zu halbieren, ein weiteres Ziel ist es, allen Kindern Grundschulbildung zu ermöglichen.

Der EU-Entwicklungsbericht über die MDG im Internet:
http://ec.europa.eu/development/index_en.cfm
Die Millenniums-Entwicklungsziele der UN:
http://www.un.org/millenniumgoals/
Der UN-Bericht 2008 über die MDG
http://www.un.org/millenniumgoals/pdf/The%20Millennium%20Development%20Goals%20Report%202008.pdf

Website über die Konferenz zur Wirksamkeit der Entwicklungshilfe:
EU-Kommission drängt auf effizientere Entwicklungszusammenarbeit zur Erreichung der Millenniumsziele
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/08/1284&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=de

Pressemitteilung der Kommission:
EU muss ihre Versprechen einhalten und die zur Verwirklichung der
Millenniums-Entwicklungsziele erforderlich Entwicklungshilfe bereitstellen
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/08/548&format=HTML&aged=1&language=DE&guiLanguage=de

Die Expertengruppe setzt sich wie folgt zusammen:
François Bourguignon (Director der Paris School of Economics)
Agnès Bénassy-Quéré (Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Université Paris 10 und Forscherin am Cepii),
Stefan Dercon (Professor für Wirtschaftswissenschaften, Oxford University)
Antonio Estache (Professor für Wirtschaftswissenschaften, ECARES, Université Libre de Bruxelles/Vrije Universiteit Brussel)
Jan Willem Gunning (Professor für Wirtschaftswissenschaften, Vrije Universiteit Amsterdam)
Ravi Kanbur (Professor für Wirtschaftswissenschaften, Cornell University)
Stephan Klasen (Professor für Wirtschaftswissenschaften, Universität Göttingen),
Simon Maxwell (Direktor des Overseas Development Institute, London)
Jean-Philippe Platteau (Professor für Wirtschaftswissenschaften, Université de Namur)
Amedeo Spadaro (Paris School of Economics und Universidad de las Islas Baleares/University of Balearic Islands)

© Europäische Gemeinschaften, 1995-2008


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Quelle:
Pressemitteilung IP/08/1375, 19.09.2008
Europäische Kommission (KEG), Brüssel
Internet: www.ec.europa.eu, www.europa.eu/rapid/


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2008