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SOZIALES/124: "Bilanz der Lebensqualität" in 321 europäischen Städten (KEG)


Europäische Kommission - Brüssel, den 23. September 2008

Kommission zieht "Bilanz der Lebensqualität" in 321 europäischen Städten


Die EU-Kommissarin Danuta Hübner, zuständig für Regionalpolitik, stellte heute die Ergebnisse des gemeinsam mit EUROSTAT durchgeführten Städteaudit vor, eine Bilanz der Lebensqualität in 321 Städten in Europa. Das Audit stützt sich auf 420 000 Daten über die größten aktuellen Herausforderungen wie Alterung der Bevölkerung, Migration, Wohnen und Umwelt. Dieses Datenmaterial über die Lebensbedingungen in den Städten ist ein wichtiges Instrument im Rahmen der Kohäsionspolitik und der europäischen Strategie für Wachstum und Beschäftigung. Die neuen Daten werden helfen, die Maßnahmen und Investitionen besser am Bedarf auszurichten. Die Städte können sich auch untereinander vergleichen und sich in ausgewählten Bereichen verbessern.

"Ausgangspunkt für eine gute Politik sind solide Informationen," erklärte Frau Hübner. "Das Städteaudit ist instrumental für die europäische Kohäsionspolitik, sein Potenzial muss aber auch auf allen Entscheidungsebenen in den Mitgliedstaaten und bei allen Maßnahmen mit Auswirkungen auf Städte ausgeschöpft werden. Auch die Privatunternehmen und alle Bürger, die sich für ihre Umwelt und ihre Stadt interessieren, können profitieren."

Bevölkerungsentwicklung: In vielen europäischen Städten, vor allem im zentral- und osteuropäischen Raum, nimmt die Bevölkerung ab. So ist in Rumänien in 13 der 14 betrachteten Städte die Einwohnerzahl im Vergleich zum Landesdurchschnitt, der selbst im Zeitraum 1996 bis 2004 gesunken ist, rückläufig. Dies lässt sich mit der Abwanderung ins Ausland und dem Umzug aus den Innenstädten in die Vororte erklären.

Das Städteaudit macht aber auch deutlich, dass anderswo die Einwohnerzahlen in den letzten Jahren beträchtlich gestiegen sind, vor allem in Palma de Mallorca (Spanien), Galway (Irland), Kalamata (Griechenland) und Oulu (Finnland). Eine Erklärung hierfür ist die Zuwanderung aus anderen Mitgliedstaaten und aus Ländern außerhalb der Union. Aufgabe der Kohäsionspolitik ist es, die Städte bei der raschen Anpassung an die neuen Herausforderungen zu unterstützen. So ermöglicht das von der Stadt Venedig geleitete Projekt MILE (Managing migration and integration at the local level), das Teil des Programms URBACT ist, 24 Städten in Europa, ihre Erfahrungen im Bereich der Migration auszutauschen.

Beschäftigung - Die Unterschiede in der Arbeitslosenquote sind zwischen den einzelnen Vierteln einer Stadt oft größer als zwischen den Städten und Regionen in der Union selbst. Die Kommissarin nannte als Beispiel die Städte Hamburg, Athen und Bratislava, wo die Arbeitslosenquote in bestimmten Stadtteilen besonders hoch ist. Als Maßnahme auf europäischer Ebene versucht die Kohäsionspolitik, eine "Gettoisierung" im Herzen von Großstädten zu verhindern. Wichtig ist ein integrierter Ansatz mit mehreren parallel laufenden Strategien in den verschiedenen Lebensbereichen eines betroffenen Stadtviertels: Renovierung öffentlicher Gebäude, beschäftigungsfördernde Maßnahmen, soziale und kulturelle Aktionen usw. So werden von 2007-2013 6,3 Millionen EUR aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in die Sanierung des Hamburger Stadtteils Wilhelmsburg investiert.

Umwelt - Mit dem Städteaudit wurden auch neue Umweltdaten bereitgestellt. Eine Erkenntnis ist beispielsweise, dass einige Städte in Europa ihren Müll zu fast 80 % recyceln (Dresden, Frankfurt a. M.). Brüssel wiederum verbrennt mehr als 90 % seiner Abfälle. Von den 180 der 321 Städte in EU-27, für die entsprechende Daten vorlagen, entsorgen 67 Städte mehr als 80 % ihres Mülls noch in Deponien. Die Kohäsionspolitik hilft diesen Städten bei der Suche nach anderen Lösungen, indem sie von 2007-2013 6,2 Milliarden EUR in Projekte zur Entsorgung von Haus- und Industriemüll pumpt.


Hintergrundinformationen

Die heute vorgestellten Daten wurden 2006 und 2007 erhoben und beziehen sich auf das Jahr 2004. Der Erhebungsbereich umfasst 362 Städte, davon 321 in EU-27 und 41 außerhalb der Union (Norwegen, Schweiz, Kroatien, Türkei). In diesen Städten leben 25 % der europäischen Bevölkerung, insgesamt 120 Millionen Menschen. Ab 2009 wird das Städteaudit jedes Jahr durchgeführt.

1998 wurde das Audit von der Europäischen Kommission als Pilotprojekt ins Leben gerufen und lieferte seither alle drei Jahre vielfältige statistische Informationen. Eurostat, das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften, hat die Arbeit der nationalen Ämter koordiniert und die Ergebnisse zusammengestellt. Der Umfang des Datenmaterials hängt von der Bereitschaft der Städte zur Mitarbeit ab, die von Land zu Land unterschiedlich ist. Das Städteaudit erstreckt sich auf neun Bereiche: Demografie, Soziales, Wirtschaft, Umwelt, allgemeine und berufliche Bildung, Mobilität und Verkehr, Informationsgesellschaft, Kultur und Freizeit, Bürgerengagement (Wahlbeteiligung usw.).

Die Ergebnisse erhärten insgesamt die Empfehlungen, welche die Europäische Kommission in ihrer Mitteilung "Die Kohäsionspolitik und die Städte" (KOM(2006) 385) formuliert hat. Soeben hat die Kommission außerdem eine Studie in Auftrag gegeben, um die jetzt vorliegenden Daten noch gründlicher auszuwerten, und sie arbeitet an einem zweiten Bericht über die Lage der Städte in Europa, der im September 2009 veröffentlicht wird.

Mehr:
http://www.urbanaudit.org
http://ec.europa.eu/regional_policy/themes/urban/audit/
EUROSTAT-URBAN AUDIT
http://www.urbanaudit.org/CityProfiles.aspx

© Europäische Gemeinschaften, 1995-2008


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Quelle:
Pressemitteilung IP/08/1387, 23.09.2008
Europäische Kommission (KEG), Brüssel
Internet: www.ec.europa.eu, www.europa.eu/rapid/


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2008