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AGRAR/1408: Erklärung des Aktionsbündnisses Forum Natur zur Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 28. Oktober 2010

Erklärung des Aktionsbündnisses Forum Natur zur Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik

"Wir stehen für die nachhaltige und verantwortungsvolle Nutzung der Natur"


Die Mitglieder im FORUM NATUR, die Verbände der Bauern, Landfrauen, Waldbesitzer, Gärtner, Winzer, Grundbesitzer, Jäger, Jagdgenossen, Fischer, Reiter und der vor- und nachgelagerten Industrie leben und arbeiten für das ländliche Deutschland. Das Aktionsbündnis FORUM NATUR vertritt rund 6 Millionen Menschen im ländlichen Raum, die insgesamt ca. 30 Millionen Hektar Ackerland, Grünland, Wald, Sonderkulturen und Gewässer in Deutschland bewirtschaften.


Wir sichern

die Versorgung unserer Bevölkerung mit hochqualitativen, gesunden und bezahlbaren Nahrungs- und Genussmitteln,
die nachhaltige Produktion und Bereitstellung von Holz für die stoffliche wie auch energetische Nutzung,
die Versorgung unseres Landes mit mineralischen Rohstoffen als Voraussetzung für die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft,
den Erhalt unserer Kulturlandschaften in ihrer Vielfalt von Arten und Biotopen, die Sicherung stabiler ländlicher Räume als Lebens- und Wirtschaftsstandort, die Verbesserung der Versorgungsgemeinschaft bei Energie und Rohstoffen aus Biomasse.

Leistungen für die Gesellschaft

Unsere Kulturlandschaften sind einmalig. Es gibt sie nur, weil sie von den Naturnützern geschaffen, bewirtschaftet und gepflegt werden. Durch unterschiedliche Nutzungen ist ein Landschaftsbild entstanden, welches heutzutage von unserer gesamten Bevölkerung geschätzt und als erhaltenswert angesehen wird. Diese Kulturlandschaft Deutschland ist das Ergebnis der Arbeit, des wirtschaftlichen Interesses, der Erfahrung und des Idealismus der Naturnützer, welche sich im FORUM NATUR zusammengeschlossen haben. Durch den nachhaltigen, verantwortungsvollen und generationenübergreifenden Schutz und die Nutzung von Grund und Boden, Tieren und Pflanzen und natürlichen Ressourcen stabilisieren wir unser Land.

Außerdem sorgen wir Mitglieder im Aktionsbündnis FORUM NATUR für Arbeit, Wachstum und Beschäftigung auch in vor- und nachgelagerten Bereichen, im Tourismus und im Handwerk. Aus diesen Gründen fordern wir eine Politik, die das Wirken unserer Mitglieder im ländlichen Raum anerkennt, erhält und fördert.


Agrarpolitik ist mehr als Förderung des Agrarsektors

Uns ist bewusst, dass sowohl die ländlichen Räume als auch die Kulturlandschaften stetigem Wechsel unterworfen sein werden. Die Anforderungen der Gesellschaft an die Märkte, aber auch an den Tier-, Natur- und Umweltschutz verändern sich. Das bedeutet, dass sowohl wir uns als Naturnützer als auch die Politik sich den Herausforderungen des Klimaschutzes und der Rohstoffsicherung stellen müssen.

Gerade aus diesen Gründen muss der ländliche Raum auch durch die bevorstehende GAP-Reform als attraktiver Wirtschaftsstandort gesichert bleiben, wenn er alle seine Funktionen in der Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft - auch beim Erhalt der Kulturlandschaft und der Stärkung des Natur- und Umweltschutzes - erfüllen soll. Nur so lässt sich auch der jungen Generation eine dauerhafte Perspektive für das Leben und Wirtschaften im ländlichen Raum vermitteln.

Das Aktionsbündnis Forum Natur bekräftigt, dass die künftige Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik nach 2013 weit über die Förderung des Agrarsektors hinaus reicht. Im Mittelpunkt steht auch die sichere Versorgung von einer halben Milliarde EU-Bürgern mit Nahrungsmitteln. Die heimische Erzeugung sorgt für eine sichere Versorgung der Verbraucher mit hochwertigen Lebensmitteln zu bezahlbaren Preisen bei strengem Tier-, Natur- und Umweltschutz in lebendigen Landschaften. Die Gemeinsame Agrarpolitik muss zudem die Weichen dafür stellen, dass bis 2050 die weltweite Nachfrage nach Lebensmitteln um die Hälfte steigen wird.


Starke europäische Agrarpolitik für stabile ländliche Räume

Das Aktionsbündnis Forum Natur setzt sich für eine starke EU-Agrarpolitik ein als wirksame Gemeinschaftsinitiative von 27 Ländern für eine nachhaltige und standortgerechte Bewirtschaftung der 185 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche und nicht zuletzt für einen lebendigen ländlichen Raum. Die Weiterentwicklung der GAP nach 2013 muss die Multifunktionalität der Landwirtschaft abbilden und der Erkenntnis Rechnung tragen, dass auch 500 Millionen Verbraucher eine starke Landwirtschaft brauchen. Die Landwirtschaft der EU wirtschaftet heute unter Weltmarktbedingungen und muss im weltweiten Maßstab strenge Produktionsstandards einhalten. Beides ist nur möglich, wenn sie weiterhin einen Ausgleich für ihre gesellschaftlichen Leistungen erhält. Das gilt für die Nahrungs- und Rohstoffsicherung ebenso wie für den Natur- und Umweltschutz und wie für die Landschaftspflege. Neue Herausforderungen wie der Klimawandel oder der Schutz der Biodiversität müssen in Kooperation mit den Landnutzern vorangebracht werden.


Öffentliche Ausgaben sind gut angelegt

Wir fordern daher eine solide Finanzierung der Gemeinsamen Agrarpolitik. Dabei muss das geltende System der ersten und zweiten Säule beibehalten werden. Die erste Säule sichert eine von Bauern getragene Landwirtschaft in einem globalen Wettbewerb- wobei es allerdings aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten in den Mitgliedsstaaten der EU keine EU-weit einheitlichen Direktzahlungen geben kann. Die zweite Säule sichert eine vielfältige Kulturlandschaft. Hier muss ein Gleichklang zwischen Instrumenten zur Stärkung der Landwirtschaft im ländlichen Raum (z.B. Investitionshilfen) und der Stabilisierung der natürlichen Ressourcen und der Biodiversität (z.B. durch Kulturlandschaftsprogramme und Extensivierungsprogramme) gefunden werden.

Die Leistungen für die Gesellschaft sind nicht zum Nulltarif zu erhalten. Die Aufwendungen für die europäischen Bauern umfassen nur 1 % aller öffentlichen Ausgaben in der EU - dies ist gut angelegtes Geld!

Berlin, Oktober 2010


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Quelle:
Pressemitteilung vom 28. Oktober 2010
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2010