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ARBEIT/134: Russische Arbeitnehmer haben mehr Netto vom Brutto (idw)


ESCP Europe - 05.10.2011

Russische Arbeitnehmer haben mehr Netto vom Brutto

Kienbaum und ESCP Europe untersuchen Arbeitskosten in Ost- und Zentraleuropa


Gummersbach, 5. Oktober 2011 Im Vergleich zentral- und osteuropäischer Arbeitnehmer beziehen russische Mitarbeiter das höchste Nettogehalt im Verhältnis zu ihren Bruttobezügen. Umgerechnet 17.400 Euro beträgt der Nettolohn eines Arbeitnehmers in Russland, wenn er ein Bruttoeinkommen in Höhe von 20.000 Euro verdient. Bei den besserverdienenden Arbeitnehmern, die über ein jährliches Bruttogehalt von 100.000 Euro verfügen, zeigt sich ein ähnliches Bild: Hier werden in Russland und der Ukraine die höchsten Nettogehälter gezahlt. Dies ergab die Auswertung der Studie "Beschäftigung in Zentral- und Osteuropa (CEE)", die Kienbaum und ESCP Europe gemeinsam durchgeführt haben. Untersucht wurden Sozialversicherung, Arbeitsbedingungen und Besteuerung in zehn zentral- und osteuropäischen Ländern (CEE), jeweils am Beispiel eines ledigen Arbeitnehmers. "Die Studie verdeutlicht die großen Unterschiede bei den Nettogehältern in den zentral- und osteuropäischen Ländern. Auch bei den Gesamtbruttogehältern und den Gesamtarbeitskosten herrschen große regionale Disparitäten", sagt Maria Smid, Vergütungsexpertin der Managementberatung Kienbaum in Wien.


Geringe Einkommensabgaben in der Ukraine

Platz zwei in der Liste der höchsten Nettoeinkommen bei 20.000 Euro Bruttogehalt nach Russland belegen die ukrainischen ledigen Arbeitnehmer. Sie beziehen netto jährlich 16.161 Euro. Im Gegensatz dazu erhält ein lediger Arbeitnehmer mit dem gleichen Bruttoeinkommen in Ungarn lediglich 12.436 Euro netto ausgezahlt - somit sind die ungarischen Arbeitskosten in dieser Einkommensklasse am höchsten. Während Russland, die Ukraine und Ungarn bei der Untersuchung die größten Abweichungen vom Durchschnitt aufweisen, bewegen sich die weiteren untersuchten Länder Tschechien, Polen, Slowakei, Rumänien, Slowenien und Kroatien auf einem ähnlichen Niveau. Hier erhält ein lediger Arbeitnehmer zwischen 13.034 und 14.780 Euro Nettoeinkommen jährlich.


Russische Spitzenverdiener mit geringen Abgaben

Ein ähnliches Bild zeigt die Untersuchung der Arbeitskosten bei den Besserverdienenden in Zentral- und Osteuropa: Arbeitnehmer mit einem Bruttogehalt von 100.000 Euro haben in Russland (87.000 Euro) und der Ukraine (82.561 Euro) die höchsten Nettoeinkommen im Vergleich der CEE-Länder. Schlusslichter in der Rangliste der Nettolöhne bei den Spitzenverdienern sind Slowenien und Kroatien. Hier erhalten die Arbeitnehmer mit 50.227 Euro in Slowenien beziehungsweise 50.309 Euro in Kroatien nur rund die Hälfte ihres Bruttoeinkommens netto ausgezahlt.


Uneinheitliche Gesamtbruttogehälter bei geringeren Einkommen

Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung von Kienbaum und ESCP Europe waren die Gesamtbruttogehälter, also das Bruttogehalt inklusive der vom Arbeitgeber zu begleichenden Abgaben: Sie fallen bei den geringer Verdienenden in der Slowakei und Tschechien mit knapp 27.000 Euro am höchsten aus. In Slowenien (23.220 Euro) und Kroatien (23.440 Euro) sind die Gesamtbruttoeinkommen im Vergleich dazu am niedrigsten. In der Einkommensstufe 100.000 Euro zahlen die Arbeitgeber in Tschechien die höchsten Beiträge. Mit 134.000 Euro nimmt das Land den Spitzenrang der Untersuchung ein; Russland belegt den letzten Platz. Hier betragen die Arbeitgeberbeiträge lediglich 3.807 Euro.


Stark abweichende Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge

Betrachtet man die addierten Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge, schwanken diese bei 20.000 Euro Bruttoeinkommen zwischen 6.144 Euro in der Ukraine und 9.519 Euro in der Slowakei. Somit sind die Sozialabgaben der slowakischen Arbeitgeber und -nehmer um fast ein Drittel höher als die der ukrainischen. Noch gravierender sind die unterschiedlichen Gesamtarbeitskosten bei den Positionen mit 100.000 Euro Bruttogehalt: Während die Gesamtbeiträge in dieser Einkommensstufe in Tschechien 45.000 Euro betragen, belaufen sie sich in der Ukraine ebenfalls auf 6.144 Euro - dies entspricht den Gesamtbeiträgen der geringer verdienenden Arbeitnehmer mit 20.000 Euro Bruttoeinkommen.


Höchste Lohnsteuer in der Türkei und Kroatien

Ein Vergleich der Lohnsteuer in Zentral- und Osteuropa offenbart große Unterschiede: In der Türkei beträgt die Lohnsteuer bei einem ledigen Arbeitnehmer mit 100.000 Euro Bruttoeinkommen 30.114 Euro, in Kroatien 29.501 Euro. Dagegen zahlen rumänische Arbeitnehmer jährlich lediglich 14.557 Euro Lohnsteuer, russische mit 13.000 Euro noch weniger. Die Lohnsteuer auf 20.000 Euro Bruttoeinkommen wurde ebenfalls untersucht: Die Ungarn zahlen mit 4.064 Euro die höchsten Steuersätze, die Polen mit 1.567 Euro die niedrigsten im zentral- und osteuropäischen Vergleich.


Über die Autoren:

Prof. Dr. Marion Festing - Inhaberin des Lehrstuhls für Personalmanagement und interkulturelle Führung an der ESCP Europe Wirtschaftshochschule Berlin.

Ihar Sahakiants - wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Personalmanagement und interkulturelle Führung an der ESCP Europe Wirtschaftshochschule Berlin.


Über die ESCP Europe

Die ESCP Europe (ehemals ESCP-EAP) ist die älteste Handelshochschule in Europa und wurde 1819 in Paris gegründet. Sie hat heute rund 4.000 Studierende aus über 90 Nationen an fünf europäischen Standorten: Berlin, London, Madrid, Paris und Turin. Die akademische Ausbildung der Studierenden erfolgt in transnationalen Studiengängen und vermittelt wirtschaftliche und praxisnahe Fachkenntnisse. Von verschiedenen Master-Studiengängen über Promotions- und MBA-Programme bis zur Corporate Education bietet die ESCP Europe ein breites Spektrum an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für internationale Studenten und Führungskräfte. Die ESCP Europe in Berlin ist als wissenschaftliche Hochschule staatlich anerkannt und arbeitet seit 1973 in Deutschland. Bundesweit ist sie die erste Hochschule, die von allen drei wichtigen internationalen Akkreditierungsagenturen - AACSB, AMBA und EFMD (EQUIS) - anerkannt worden ist und damit die so genannte "Triple Crown" erhalten hat.


Über Kienbaum

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Weitere Informationen unter:
http://www.escpeurope.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
ESCP Europe, Holger Büth, 05.10.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Oktober 2011