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MELDUNG/009: Förderung für Projekt DARCLIFE - Entdeckungen im Meeresboden (idw)


MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen - 27.01.2010

DARCLIFE - Entdeckungen im Meeresboden

MARUM-Wissenschaftler erhält Forschungsförderung vom Europäischen Forschungsrat


Prof. Dr. Kai-Uwe Hinrichs vom MARUM, dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen, erhält 2,9 Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC). Mit dem "ERC Advanced Grant 2009" wird sein Projekt DARCLIFE zur Untersuchung einzelliger Organismen im tiefen Meeresboden ab April 2010 fünf Jahre lang gefördert.

Professor Kai-Uwe Hinrichs erläutert das spannende Forschungsprojekt in einem Video (https://www.marum.de/Page9247.html).

DARCLIFE ist eines von 236 Projekten, die der Europäische Forschungsrat ab diesem Jahr mit insgesamt 515 Millionen Euro fördert. Das Kürzel steht für "Deep subsurface Archaea: carbon cycle, life strategies, and role in sedimentary ecosystems". Mit diesem Projekt will Professor Hinrichs Licht in das weitgehend unbekannte Leben der Mikroorganismen tief unter dem Meeresboden werfen und deren Wechselwirkungen mit Prozessen an der Erdoberfläche erforschen. Dass in Tiefen bis zu mehreren Kilometern unter extremen Bedingungen überhaupt Leben existieren kann, war lange Zeit umstritten. Erst Expeditionen des internationalen Ozeanbohrprogramms (Ocean Drilling Program, ODP) während der letzten drei Jahrzehnte lieferten Beweise für die sogenannte tiefe Biosphäre. Darunter versteht man das mikrobielle Leben unter dem Meeresboden. Neben der Tiefsee bildet die tiefe Biosphäre das größte zusammenhängende Ökosystem der Erde.

Alle Lebewesen auf der Erde lassen sich drei Hauptkategorien zuordnen: Es gibt Bakterien, Archaeen und Eukaryonten. Die in der tiefen Biosphäre lebenden Bakterien und Archaeen machen bis zu einem Drittel der gesamten Biomasse auf der Erde aus. "Wir vermuten, dass Archaeen den größten Anteil daran haben." erklärt Hinrichs, "Allerdings ist bislang immer noch unklar, wie sie unter den extremen Bedingungen überleben, woher sie ihre Energie und Nährstoffe nehmen und welche Rolle sie im globalen Kohlenstoffkreislauf - und somit im gesamten Erdsystem - spielen." Ab Frühjahr 2010 begeben sich der Biogeochemiker und sein 20-köpfiges Team, bestehend aus Wissenschaftlern verschiedenster Fachrichtungen, auf die Suche nach den Antworten. Hierbei arbeiten sie u.a. eng mit Kollegen vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie Bremen, vom Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven, vom Archaeenzentrum an der Universität Regensburg sowie von der University of North Carolina Chapel Hill/USA zusammen.

Mit dem "ERC Advanced Grant" unterstützt der Europäische Forschungsrat innovative Projekte der besten Forscherinnen und Forscher Europas, die zu den Grenzen der heutigen Wissenschaft vorstoßen. Für die zweite Ausschreibung gingen 1584 Bewerbungen aus den Bereichen Lebenswissenschaften, Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie den Sozial- und Geisteswissenschaften ein. Der Europäische Forschungsrat wurde 2007 ins Leben gerufen und ist Teil des siebten Rahmenprogramms zur Forschungsförderung der Europäischen Union. Mit dem "ERC Advanced Grant" unterstützt er etablierte Wissenschaftler aller Nationalitäten, die innovative und exzellente Grundlagenforschung in Europa betreiben.

Nach seinem Studium der Chemie in Oldenburg promovierte Kai-Uwe Hinrichs am dortigen Institut für Chemie und Biologie des Meeres in der Organischen Geochemie und arbeitete danach an der renommierten Woods Hole Oceanographic Institution in den USA. 2002 nahm der heute 46jährige die Professur an der Universität Bremen an, wo er das Fachgebiet der Organischen Geochemie am MARUM etablierte und das Forschungsfeld "Wechselwirkungen zwischen Geosphäre und Biosphäre" leitet.

"Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung.", sagt MARUM-Direktor Professor Gerold Wefer, "Die Forschungsmittel und die geplante Zusammenarbeit mit in- und ausländischen Kooperationspartnern bieten ausgezeichnete Voraussetzungen, neue Erkenntnisse zum Leben unter extremen Bedingungen in tiefen Sedimentschichten zu erarbeiten. Die sehr guten Arbeitsbedingungen am MARUM haben sicher dazu beigetragen, dass Professor Hinrichs diese hoch angesehene Auszeichnung gegen große europäische Konkurrenz gewinnen konnte."


Das MARUM entschlüsselt mit modernsten Methoden und eingebunden in internationale Projekte die Rolle des Ozeans im System Erde - insbesondere im Hinblick auf den globalen Wandel. Es erfasst die Wechselwirkungen zwischen geologischen und biologischen Prozesse und liefert Beiträge für eine nachhaltige Nutzung der Ozeane.

Weitere Informationen unter:
http://www.marum.de/Page9247.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution314


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität
Bremen,
Albert Gerdes, 27.01.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Januar 2010