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MELDUNG/075: Erforschung von Graphen - Ein Flaggschiff nimmt Fahrt auf (idw)


Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg - 29.01.2013

Ein Flaggschiff nimmt Fahrt auf



Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Andreas Hirsch, Lehrstuhl für Organische Chemie II der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), ist an einem EU-Großprojekt beteiligt, das zweidimensionale Werkstoffe - eine vielversprechende, aber noch nicht anwendungsreife Materialklasse - bald einsatztauglich machen soll. Die Erforschung von Graphen und verwandten Materialien ist eines der zwei Flagship-Projekte in der neuen Future & Emerging Technologies-Initiative (FET) der Europäischen Kommission.

Beginnend mit dem Jahr 2013 darf jedes "Flaggschiff" bis zu einer Milliarde Euro Fördergeld an Bord nehmen. Damit ausgerüstet, können die Forscher über einen Zeitraum von zehn Jahren auf Entdeckungen ausgehen.

Mit den FET-Flagships steuert die Europäische Gemeinschaft auf wissenschaftlichem Gebiet ehrgeizige visionäre Ziele an, die eine starke und breite Basis für erhebliche Fortschritte in der Technologie und damit auch in Wirtschaft und Gesellschaft abgeben sollen. In der vorbereitenden Phase ab Mai 2011 hatten sechs "Piloten" über eine zwölfmonatige Förderung die Möglichkeit, eine gute Startposition zu erreichen. Unter diesen Kandidaten machten zwei das Rennen. Angeführt wird die Flotte nun vom Human Brain-Projekt und der Graphen-Forschungsthematik. Damit startet eine neue Form der Verbundforschung in Europa.

Graphen, eine einzelne Lage Kohlenstoffatome, hat nicht nur einer neuen Materialklasse, den zweidimensionalen Kristallen, den Weg bereitet. Wegen seiner erstaunlichen mechanischen Belastbarkeit und Flexibilität und der herausragenden elektronische Leitfähigkeit ist der ultradünne Kohlenstoffkristall mit der Honigwaben-Struktur auch in den vergangenen acht Jahren zum neuen Hoffnungsträger für zukünftige Technologien avanciert. Die Nobelpreis-Verleihung an Prof. Andre Geim und Prof. Kostya Novoselov im Jahre 2010 für ihre grundlegenden Experimente an dem neuartigen Werkstoff kann dafür als Symbol stehen. Die beiden gehören eben so wie die Physik-Nobelpreisträger von 2007 und 1985, Albert Fert und Klaus von Klitzing, dem strategischen Beirat an, der das Management-Team des Graphen-Flagships unterstützt.

Die Beteiligung von Prof. Andreas Hirsch am Flagship-Projekt dokumentiert die führende Position Erlangens im Bereich der Entwicklung von neuen Kohlenstoffallotropen, zu denen Graphen zählt. Bereits als Sprecher des Sonderforschungsbereichs "Synthetische Kohlenstoffallotrope" und durch die Einwerbung des ERC-Advanced Grant "Graphenochem" hat Prof. Hirsch sich in diesem Bereich profiliert.

Das Ziel des Flagship-Projektes ist eine rasche wirtschaftliche Nutzung von Graphen und ähnlichen zweidimensionalen Materialien in Informations- und Telekommunikationstechnologie, Materialwissenschaft, Energie und Life Science. 126 akademische und industrielle Forschergruppen in 17 europäischen Ländern arbeiten von Beginn an zusammen; eine Vergrößerung des Konsortiums um 20 bis 30 Gruppen ist bereits geplant. Für die 30 monatige Startphase hat die EU 54 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Projekt wird von der Chalmers University of Technology in Göteborg koordiniert.

Die Forschung einzelner europäischer Forschergruppen war der Wegbereiter für die herausragende Stellung von Graphen in Wissenschaft und Technologie. Eine Koordination auf europäischer Ebene ist Voraussetzung dafür, dass die führende Rolle der EU erhalten bleibt. Über das Graphen-Flagship Projekt ist es gelungen, eine große, fokussierte und interdisziplinäre europäische Forschungsgemeinschaft für diesen Zweck zusammenzubringen.

Weitere information zum EU FET Graphene Flagship Projekt:
http://cordis.europa.eu/fp7/ict/programme/fet/flagship/home_en.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution18

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,
Blandina Mangelkramer, 29.01.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Februar 2013