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BUCHTIP/353: "Peter I. - Russlands trinkfester Imperator" (idw)


Universität Rostock - 01.08.2013

Peter I. und die Rostocker Hanse-Sail

Wie ein russischer Zar zum ersten Gleichstellungsbeauftragten wurde



Auf die diesjährige Rostocker Hanse-Sail vom 8. bis 11. August freut sich die Politikwissenschaftlerin Dr. Ludmila Lutz-Auras von der Universität Rostock ganz besonders. Russland ist das Partnerland des großen Windjammertreffens 2013. "Da kommen zweifach Heimatgefühle auf", sagt die 31-Jährige. Sie wurde in der Ukraine in einer russischen Familie geboren, studierte einige Semester in Moskau, lebt nun aber schon seit vielen Jahren in Rostock.

Als der Hanse-Sail-Verein überlegte, wie ein Bezug der Großveranstaltung zu Russland hergestellt werden kann, stießen die Verantwortlichen auf Lutz-Auras und liefen bei der Wissenschaftlerin offene Türen ein. Sie hat nun ein Buch geschrieben mit dem Titel "Peter I. - Russlands trinkfester Imperator". Das bringt der Verlag Lexikus aus Bad Kleinen pünktlich zum 8. August über den Buchhandel auf den Markt. "Es ist keine neue Biografie üblicher Art, sondern es geht um den Charakter Peters I. und seine alltäglichen Gewohnheiten, welche einen großen Einfluss auf sein politisches Treiben hatten", sagt die Autorin. Dieser Aspekt wird so erstmalig auf dem deutschen Büchermarkt beleuchtet, insbesondere auch, was seinen Hang zum Alkohol betraf und wie er seine Untertanen zwang, es ihm gleich zu tun.

Peter I. und die Rostocker Hanse-Sail?

"Ja, da gibt es einen gewissen Zusammenhang", sagt Lutz-Auras. Der Monarch war einmal in Rostock und sein Schiff, die Fregatte Shtandart ist nachgebaut worden. Dieser imposante Großsegler wird in diesem Jahr zur Sail erwartet. Lutz-Auras hat untersucht, warum so große Feste wie beispielsweise die Hanse-Sail von der Politik unterstützt werden und beeindruckend einen Bogen zu Peter I. geschlagen. Sie hat den Werdegang des widerspenstigen und feiersüchtigen Monarchen unter die Lupe genommen, der Anfang des 18. Jahrhunderts lebte und der feuchtfröhliche Festgelage als "Erziehungsanstalt" ansah. "Er versuchte, die europäische Kultur nach Russland zu importieren. Das ist ihm zwar nicht ganz gelungen, aber am Ende haben europäische Sitten auch in Russland Einzug gehalten, wie beispielsweise das Tanzen auf Bällen. Das war bis dato verboten und verpönt". Peter I. hatte zudem als Erster die Frauen zum gesellschaftlichen Leben des frommen Russlands zugelassen. "Er stellte eine Art Gleichstellungsbeauftragten der damaligen Zeit dar", sagt Lutz-Auras.

Auch heute lassen sich Politiker gern auf der Hanse-Sail sehen, nutzen das durch Rituale begleitete Fest als Repräsentationsmöglichkeit. "Die Großveranstaltung ist identitätsstiftend und schweißt die Gemeinschaft zusammen", resümiert die Politikwissenschaftlerin. "Es werden positive Gefühle geweckt und politische oder geschäftliche Gespräche in einer informellen Atmosphäre geführt." Die hanseatisch geprägte Sail ist weitaus mehr als Essen und Trinken. Auch Peter I. hat Anfang des 18. Jahrhunderts viele ausländische Diplomaten und Kaufmannsleute nach Russland eingeladen, um zu zeigen, wie kulturell reich, groß und stark Russland ist. "Da gibt es Parallelen zur Hanse-Sail", betont Lutz-Auras. Dieses Volksfest präsentiert Rostock auf eine ganz besonders sympathische Art und Weise. Es kommen jährlich etwa eine Million Touristen und Gäste, um das maritime Spektakel live zu erleben.

Als internationales Partnerland der Hanse-Sail wird übrigens jenes Land gewählt, das im Vorfeld des Windjammertreffens den Vorsitz im Ostseerat führt.

Hintergrund

"Peter I. - Russlands trinkfester Imperator"
Peter der Große (1672-1725) - bekannt als Reformerzar, Russlands Modernisierer und mächtiger Politiker - stellt eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte dar. Die einen lobten ihn als Gottgesandten in den Himmel, die anderen betrachteten sein Wirken als Teufelswerk. Die vorliegende Biographie beleuchtet das Alltagsleben des energischen Zaren, der Russland aus dem "Mittelalter" in den Rang einer europäischen Großmacht hob. Ohne den fundierten Boden der Forschung zu verlassen, wird dem Leser spannend, unterhaltsam und äußerst informativ ein lebendiges Bild des Monarchen präsentiert. Besonders Peters Hang zu berauschenden Feierlichkeiten und die allgemeine Festkultur des Russischen Reichs ist Gegenstand dieser interessanten Schrift.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Rostock, Ingrid Rieck, 01.08.2013
WWW: http://idw-online.de
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2013