Deutsches Schifffahrtsmuseum - Leibniz-Institut für Maritime Geschichte - 21.02.2020
Der lange Arm der Hanse: Neues Forschungsprojekt zu wirtschaftlicher Entwicklung schottischer Inseln in der frühen Neuzeit
Wie haben sich Randgemeinden Nordwesteuropas an den Wandel der Wirtschaft in der frühen Neuzeit angepasst? Und welche Rolle haben dabei Kaufleute aus den Hansestädten Bremen und Hamburg gespielt? Diesen Fragen geht ein neues Forschungsprojekt unter Beteiligung des Deutschen Schifffahrtsmuseums / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte (DSM) am Beispiel der schottischen Orkney- und Shetlandinseln in den Jahren 1468 bis 1712 nach. Die Ergebnisse solllen nach der dreijährigen Projektphase unter anderem in einer Wanderausstellung präsentiert werden, die auch im DSM zu sehen sein wird.
Natascha Mehler bei der Vermessung des einstigen deutschen Handelsplatzes
in Gunnister Voe, Northmavine, Shetland.
Foto: © Mark Gadiner
In der frühen Neuzeit dehnte sich die Entwicklung eines kapitalistischen Welthandelssystems allmählich aus, bis es einen Großteil der Welt in seinen Einflussbereich brachte. Auch in Europa führte dies dazu, dass periphere Orte eng in die kontinentaleuropäischen Handelsnetze eingebunden wurden. In dem Projekt mit dem Titel "Looking in from the Edge" (LIFTE) untersuchen Forschende aus Großbritannien und Deutschland, wie die Orkney- und Shetlandinseln im frühneuzeitlichen Europa in einen größeren Wirtschaftsraum integriert wurden. Zugänge dafür liefern dabei unter anderem Archivforschungen, Geländebegehungen und Ausgrabungen an ehemaligen Handelsplätzen.
Die Kirche von Lunna Wick auf der Insel Unst, Shetland, mit den
Grabsteinen der Bremer Kaufleute Segebad Detken (1573) und Hinrick
Segelcken (1585).
Foto: © Natascha Mehler
Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem britischen Arts and Humanities Research Council (AHRC) mit insgesamt rund 900.000 Euro gefördert. Es ist eins von 19 Projekten, die im Wettbewerb eines neu initiierten deutsch-britischen Kooperationsverfahrens unter 170 Bewerbungen überzeugten. Neben dem DSM auf deutscher Seite sind auf britischer Seite das Archäologische Institut des Orkney College der University of Highlands and Islands und die University of Lincoln an LIFTE beteiligt.
PD Dr. Natascha Mehler, die die deutsche Projektgruppe am DSM leitet, untersucht mit ihrem Team seit einigen Jahren den deutschen Handel mit den nordatlantischen Inseln. Das Wissen über Handelsmechanismen und deren kulturelle Auswirkungen sei erheblich angestiegen. Doch die vorherigen Forschungen fokussierten sich vornehmlich auf Island. LIFTE, so sagt sie, hat dabei einen anderen Blickwinkel: "Dieses neue Projekt ermöglicht es uns nun, die Orkney- und Shetland-Inseln näher zu betrachten und die Unternehmungen der Bremer und Hamburger Kaufleute dort mit denen auf Island in einen Kontext zu stellen".
Bei ihren Recherchen können die Forschenden auf einen Datenpool aus dem Vorgängerprojekt "Zwischen Hanse und Nordmeer - Interdisziplinäre Studien der Hanse" am DSM zurückgreifen, bei dem auch die öffentlich verfügbare Onlinedatenbank HansDoc (https://hansdoc.dsm.museum) entstand, die historische Quellen über den deutschen Handel mit Island, Shetland und den Faröern bündelt. Ergebnisse der Forschung können zudem auf dem Projektblog Fish and Ships (https://fishandships.dsm.museum) verfolgt werden.
Das Deutsche Schifffahrtsmuseum / Leibniz-Institut für Maritime
Geschichte
Die wechselvolle Beziehung zwischen Mensch und Meer zu erforschen und in
Ausstellungen erlebbar zu machen - das hat sich das Deutsche
Schifffahrtsmuseum / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte (DSM) in
Bremerhaven zur Aufgabe gemacht. Es ist eines von acht
Leibniz-Forschungsmuseen in Deutschland. Mit seinen mehr als 80
Mitarbeitenden und Auszubildenden und rund 8000 Quadratmetern überdachter
Ausstellungsfläche zählt es zu den größten maritimen Museen Europas.
Zurzeit befindet sich das DSM im Wandel und verbindet eine
Gebäudesanierung sowie den Bau eines Forschungsdepots mit einer
umfassenden Neukonzeption aller Ausstellungs-und Forschungsbereiche.
Während dieser bis 2021 andauernden Phase bleibt das Haus geöffnet - mit
einem vielfältigen Programm, wechselnden Sonderausstellungen und
Veranstaltungen. Auch die mehr als 600 Jahre alte Bremer Kogge und die
Museumsschiffe im Außenbereich können weiterhin besichtigt werden.
Forschungsprojekte am DSM werden durch namhafte nationale und internationale Förderprogramme unterstützt. Als attraktiver Arbeitsort für junge und berufserfahrene Talente in der maritimen Forschung unterhält das DSM vielfältige Kooperationen mit Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Unterstützung erfährt das Museum nicht zuletzt von den fast 3000 Mitgliedern des "Fördervereins Deutsches Schifffahrtsmuseum e.V." Dieser sowie das "Kuratorium zur Förderung des Deutschen Schifffahrtsmuseums e.V." hatten einst die Eröffnung des Hauses im Jahr 1975 vorangetrieben und begleiten es nun auf seinem Zukunftskurs.
Weitere Informationen unter:
http://fishandships.dsm.museum
http://hansdoc.dsm.museum
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution256
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsches Schifffahrtsmuseum - Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, 21.02.2020
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Februar 2020
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang