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FUNDSTÄTTEN/012: Weltweit erst der Vierte seiner Art? (idw)


Deutsches Archäologisches Institut - 06.10.2011

Weltweit erst der Vierte seiner Art?

Kopf des Satyrs 'Ludovisi' aus Chimtou. - Foto: © DAI Rom

Kopf des Satyrs "Ludovisi" aus Chimtou. Der Ausbruch an der
Stirnseite ist zur Hand der Mänade zu ergänzen.
Foto: © DAI Rom

Kopf eines Satyrs Typus "Ludovisi" im tunesischen Chimtou entdeckt Bei den archäologischen Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Rom in Simitthus (Chimtou, Tunesien) wurde 2010 der fragmentierte Kopf eines Satyrs entdeckt. Bei den Detailuntersuchungen konnte nun festgestellt werden, dass es sich bei dem unterlebensgroßen Kopf um einen Satyr der Satyr-Mänaden-Gruppe "Ludovisi" handelt. Der Kopf aus Chimtou ist damit der vierte bekannte Satyrkopf der Gruppe weltweit.

Besondere Aufmerksamkeit erregt der Fund darüber hinaus, da es erst die zweite bekannte Großplastik aus Simitthus ist, die nicht aus numidischen Marmor (gallo antico) gefertigt wurde. Neben dem Kopf des Satyrn aus weißem kristallinem Marmor ist bisher nur der sogenannte "Knabe aus Chimtou" bekannt. Der Vergleich mit dem Satyrkopf im Thermenmuseum in Rom zeigte nun, dass es sich bei dem Fragment aus Chimtou um eine Replik der hellenistischen Satyr-Mänaden-Gruppe Typus "Ludovisi" handelt.

Der fragmentierte Kopf war als Spolie in einer mittelalterlichen Mauer verbaut, die im zerstörten Podium eines römischen Tempels dokumentiert werden konnte. Der Podiumtempel, der allgemein als Kaiserkulttempel angesprochen wird, wurde in severischer Zeit mit einer monumentalen Platzanlage ausgestattet. Zusätzlich wurde im Westen des Areals eine Thermenanlage errichtet, aus der möglicherweise auch die Gruppe des Satyrs und der Mänade stammt.

Die Arbeiten am Kaiserkulttempel sind Teil des deutsch-tunesischen Kooperationsprojekts in Chimtou im heutigen Tunesien. Das Deutsche Archäologische Institut, Abteilung Rom und das Institut National du Patrimoine de la Tunisie (INP Tunis) forschen seit 1965 im Stadtgebiet der ehemaligen römischen Colonia Simitthus. Unter der Leitung von Philipp von Rummel und Mustapha Khanoussi konzentrieren sich die Bemühungen derzeit auf das Areal des Forums, den sog. Kaiserkulttempel und die traianische Brücke.

Areal des sog. Kaiserkulttempels in Chimtou. - Foto: © DAI Rom

Areal des sog. Kaiserkulttempels in Chimtou
Foto: © DAI Rom


Weitere Informationen unter:
http://www.dainst.org/de/project/chimtou
- Informationen zum Projekt in Chimtou

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1321


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsches Archäologisches Institut, Nicole Kehrer, 06.10.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2011