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FUNDSTÄTTEN/038: Grabungen in Jaffa decken frühen Handel mit Zedernholz auf (idw)


Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 31.10.2013

Grabungen in Jaffa decken frühen Handel mit Zedernholz auf

Seminar für Altes Testament und Biblische Archäologie seit 2007 an der Erkundung der antiken Stadtanlage von Jaffa beteiligt



Wie die Bibel berichtet, wurden die Zedernstämme für den Bau des Salomonischen Tempels vom Libanon über Jaffa nach Jerusalem gebracht. Auch wenn die biblischen Texte wohl viel jünger als die Zeit Salomos sind, zeigen neue Ausgrabungen in Jaffa, dass libanesische Zedern sogar schon in der späten Bronzezeit (1550-1200 v.Chr.) zum Bau einer ägyptischen Festung verwendet wurden. Das Seminar für Altes Testament und Biblische Archäologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist seit 2007 zusammen mit der Universität Los Angeles (UCLA) und der Israelischen Antikenverwaltung (IAA) an Grabungen auf dem antiken Hügel von Jaffa in Israel beteiligt.

Foto: © JCHP (Peilstöcker & Burke)

Ein Zedernbalken während der Grabung 2013
Foto: © JCHP (Peilstöcker & Burke)

Die Grabungskampagne des Jahres 2013, geleitet von Martin Peilstöcker (Mainz) und Aaron A. Burke (Los Angeles), konzentrierte sich auf die Untersuchung der stark verbrannten Überreste im Torkomplex einer ägyptischen Festung in Jaffa. Dieser Torbau aus dem 14. Jahrhundert v.Chr. ist die einzige bislang in Israel ausgegrabene ägyptische Toranlage. Das Ausmaß des Brandes, das sich bereits in der Saison 2012 innerhalb des Torkomplexes zeigte, datiert in die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts v.Chr. Unter anderem wurde hier ein Skarabäus von Amenophis III. (ca. 1388-1351 v.Chr.) gefunden. Er fand sich in den oberen Schichten der Zerstörung und stammt wahrscheinlich aus dem zusammengestürzten zweiten Stockwerk, in dem sich die Verwaltung der Festung befunden hatte.

2013 wurde der Tordurchgang vollständig freigelegt. Dazu musste angehäufter Zerstörungsschutt von mehr als 1,5 Meter Höhe beseitigt werden. Unter den Funden waren mehrere Pfeilspitzen, eine Speerspitze, ein Bleigewicht, dekorative Einlegearbeiten aus Elfenbein, Tausende von Samenkörnern, einige einzigartige Keramikgefäße, die Geweihe von mindestens vier Hirschen sowie fast zwei Dutzend verkohlte Zedernbalken. Die Pfeilspitzen und die Speerspitze rühren von der Eroberung der Festung her. Die Geweihe, die nur an einer Seite des Tordurchgangs angebracht waren, vermitteln einen lebhaften Eindruck des ehemaligen Tordurchgangs. Das Tor war wohl kein reiner Zweckbau, wie das üblicherweise angenommen wird. Vielmehr hängten ägyptische Soldaten diese Geweihe hier als Jagdtrophäen auf. Die jetzt freigelegte Toranlage gehört zur ältesten bisher bekannten ägyptischen Festung in Kanaan. Die Ausgrabungen haben gezeigt, dass hier übereinander eine ganze Reihe von Toren bestanden, die die ägyptische Militärpräsenz verdeutlichen können.

Für das zweite Stockwerk des mächtigen Torbaus wurden libanesische Zedern verwendet. Die Balken sind die ältesten und größten bisher entdeckten Zedernstämme aus Israel. Sie liefern nicht nur wichtige chronologische Daten für die Datierung, sondern bieten auch ein besseres Verständnis zur Erfassung der Umwelt und des Klimas in der Spätbronzezeit.

Tausenden von Samen, die unter den Trümmern des Torbaus gefunden wurden, ermöglichen umfangreiche Radiokarbon-Tests. Zu den auf dem Boden des Tores geborgenen Samen gehören Gerste, Oliven- und Weintraubenkerne sowie Kichererbsen, die schwarz verkohlt, aber dennoch mit bloßem Auge erkennbar sind. Diese Funde waren in diesem Zusammenhang unerwartet, da sich in monumentaler Architektur meist keine brauchbaren Hinweise auf die Konsumgewohnheiten der Bewohner einer Siedlung befinden. Ägyptische Torkomplexe waren demnach nicht ausschließlich Verteidigungsanlagen, sondern dienten auch als Wohnraum für Verwaltungsbeamte, als Lagerräume und für andere Zwecke.

Foto: © JCHP (Peilstöcker & Burke)

Skarabäus mit dem Namen Amenhotep III. (14. Jh. v. Chr.)
Foto: © JCHP (Peilstöcker & Burke)

Die Ausgrabungen und die weiteren Untersuchungen der Funde sind Teil des "Jaffa Cultural Heritage Project" (JCHP), einem interdisziplinären Forschungsprojekt zur Untersuchung des kulturellen Erbe Jaffas, das von der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA), der Israelischen Antikenverwaltung (IAA) und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz getragen wird. Für die Ausgrabungen 2013 erhielt das JCHP eine Förderung des amerikanischen National Endowment for the Humanities Funds im Rahmen eines Projekts mit dem Titel "Aufstand, Widerstand und Interaktion: Archäologische Untersuchung ägyptischer Herrschaft des Neuen Reichs in Jaffa".

Einige der Funde der Grabungen sind noch bis zum 18. Mai 2014 im Frankfurter Bibelhaus Erlebnis-Museum in der Ausstellung "Jaffa - Tor zum Heiligen Land" zu sehen. Zum Thema "Die Archäologie Jaffas" wird Martin Peilstöcker am Mittwoch, den 6. November im Bibelhaus Frankfurt eine Expertenführung leiten. Am 27. November wird er an der Johannes Gutenberg-Universität einen Vortrag zum Thema "Biblische Archäologie heute: Jaffa" halten.

Weitere Links:
http://www.ev.theologie.uni-mainz.de/index.php
http://jaffa.theol.uni-mainz.de/
http://www.nelc.ucla.edu/jaffa/

http://www.jaffa-ausstellung.de/
(Ausstellung und Expertenführung im Bibelhaus Frankfurt)

http://www.fba.uni-mainz.de/2013/10/06/vortrag-ws-1314-a/
(Vortrag "Biblische Archäologie heute: Jaffa")

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution218

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Petra Giegerich, 31.10.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2013