Deutsches Archäologisches Institut - 16.10.2015
Survey in al-Hira, Irak
Erstmals seit 2003 finden unter Leitung des Deutschen Archäologischen Institut wieder deutsche Feldforschungen im Südirak statt
In einem modernen Baggerschnitt fanden sich zwei Wandplatten aus
Stuck mit der Darstellung eines Kreuzes
Foto: © Martina Müller Wiener
Zwei Wochen lang konnten Spezialisten für spätantike und frühislamische Archäologie eine archäologische Oberflächenbegehung (Survey) in al-Hira im Südirak durchführen. Al-Hira, eine historisch berühmte Stadt der Lahmiden-Dynastie, die seit dem 3. Jahrhundert bis in das 10 Jahrhundert n. Chr. besiedelt war, liegt heute im Stadtgebiet von Kufa (Provinz Najaf). Sie gilt als Vorgängersiedlung zu dieser Stadt, der ältesten islamischen Stadtgründung im Irak.
Unter der Projektleitung von PD Dr. Martina Müller-Wiener und der
institutionellen Leitung durch Dr. Dr. h.c. Margarete van Ess (Deutsches
Archäologisches Institut) sowie der Mitarbeit der irakischen
Antikenverwaltung von Najaf wurden wesentliche Teile des riesigen
Stadtgebiets begangen, präzise Kartierungen von Architektur- und
Topographiebefunden unternommen sowie Keramik und Kleinfunde gesammelt.
Ziel ist es, die Größe der besiedelten Fläche sowie Funktionsbereiche der Stadt festzustellen und über die Datierung der Fundobjekte zu einer Einschätzung zu kommen, wie der Übergang von der sasanidischen zur islamischen Zeit verlief und wie sich die Lebensformen langsam veränderten. Al-Hira war berühmt für seine große Anzahl von Palästen für die lokalen Eliten, aber auch für seine große Anzahl von Kirchen und Klöstern sowohl der assyrischen wie der syrisch-orthodoxen Gemeinden. Aus früheren Ausgrabungen war bereits bekannt, welch eminent wichtigen Beitrag al-Hira zur Archäologie und Geschichte dieser Zeit liefern kann.
Durch den Survey konnten diese älteren Unternehmungen präzise lokalisiert und auf großer Fläche neue Siedlungsreste dokumentiert werden. Bemerkenswert ist der Fund von zwei Wandplaketten mit eingeritzter und bemalter Kreuzesdarstellung, die mit einiger Wahrscheinlichkeit auf ein christliches Bauwerk deuten. Sie ergänzen den Befund, den irakische Archäologen seit 2007 in nicht allzugroßer Entfernung von den neuen Funden auf dem Gelände des Flughafens von Najaf freigelegt haben. Dort befinden sich die archäologischen Reste eines Gebäudes, das als Kloster des auch historisch bekannten Abdel Massih interpretiert wird, der mit dem islamischen Eroberer des Gebiets, Khalid ibn al-Walid, einem Gefährten des Propheten Mohammed, Verhandlungen führte.
Archäologen besprechen die Keramikbefunde des Surveys
Foto: © Ulrike Siegel/DAI
Am Survey war eine Gruppe junger irakischer Archäologen beteiligt, die im Rahmen des Weiterbildungsprogramms des Deutschen Archäologischen Instituts moderne Technologien in der Archäologie trainieren. Das Programm wird maßgeblich vom Auswärtigen Amt finanziert. Das wissenschaftliche Personal aus Deutschland wurde durch die Max van Berchem-Stiftung unterstützt.
Weitere Informationen unter:
http://www.dainst.org/presse/pressemitteilung/-/article-display/L11mBpjClzu5/1314443
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1321
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsches Archäologisches Institut, Nicole Kehrer, 16.10.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Oktober 2015
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