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FUNDSTÄTTEN/139: 2.700 Jahre alter Tempel im äthiopischen Hochland entdeckt (idw)


Deutsches Archäologisches Institut - 18.02.2020

2.700 Jahre alter Tempel im äthiopischen Hochland entdeckt


Ein Team des Deutschen Archäologischen Instituts legt bei jüngsten Ausgrabungen im heutigen Kirchengelände des Fundplatzes Yeha die Reste eines weiteren Monumentalbaus frei.


Foto: © Deutsches Archäologisches Institut

Das moderne Klosterareal mit dem antiken Großen Tempel (re.)
Foto: © Deutsches Archäologisches Institut

Der Fundort Yeha liegt im nördlichen Hochland Äthiopiens in der Provinz Tigray und bildete in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. das politische und religiöse Zentrum einer der bedeutendsten komplexen Gesellschaften südlich der Sahelzone. Die Entstehung dieser Kultur hängt unmittelbar mit der Migration sabäischer Bevölkerungsgruppen aus dem heutigen Jemen zum nördlichen Horn von Afrika zusammen. Ein äthiopisch-deutsches Kooperationsprojekt untersucht die kulturellen Kontakte zwischen den eingewanderten Sabäern und der ansässigen Bevölkerung. Im Vordergrund steht die Erforschung des Prozesses der Interaktion dieser beiden Kulturen. So fallen neben indigenen Merkmalen insbesondere die südarabischen Einflüsse auf, die sich in der Kunst, der Repräsentationsarchitektur aber auch in Schrift, Sprache, Religion und der gesellschaftlicher Organisation widerspiegeln.

Die monumentalen öffentlichen Bauwerke konzentrieren sich in der unbefestigten Siedlung Yeha auf das heutige Kirchengelände und seine unmittelbare Umgebung. Neben dem "Großen Tempel", einem in den letzten Jahren erforschten und restaurierten Heiligtum des höchsten sabäischen Gottes Almaqah, zählen zu diesen Monumentalbauten weiterhin ein etwa 60 m x 60 m großer mehrgeschossiger Palast sowie mehrere bisher nur in Ansätzen untersuchte Repräsentationsbauten. Mit den jüngsten Ausgrabungen kann nun ein weiterer Tempel mit 1,40 m starken Außenmauern sowie einer Pfeilerhalle im Inneren des Gebäudes rekonstruiert werden, auch wenn bislang nur wenige Reste freigelegt wurden.

Typisch für eine südarabische Bauweise sind die gestufte Anordnung der Quaderlagen der Außenmauer sowie der mörtel- und dübellose Versatz der Steine. Identisch mit der südarabischen Steinmetztechnik ist zudem die Gestaltung der Quadersichtflächen mit geglättetem Rand und aufgerauter Mittelfläche. Anhand dieser Details lässt sich das Gebäude in das 7. Jahrhundert v. Chr. datierten und entstand damit etwa zeitgleich mit dem Großen Tempel. Pfeilerhallen, die die mehrschiffigen Innenräume der Tempel gliedern, sind für südarabische Sakralbauten im heutigen Jemen bekannt. Mit den sabäischen Einwanderern fand dieser Bautyp Eingang in die architektonische Gestaltung der Heiligtümer von Yeha.


Foto: © Irmgard Wagner, Deutsches Archäologisches Institut

Blick in die Grabung im November 2019
Foto: © Irmgard Wagner, Deutsches Archäologisches Institut

Mit dem neuen Sakralbau wird die herausragende religiöse Bedeutung unterstrichen, die der Fundplatz Yeha in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. in dieser Region besaß.

Die Arbeiten in Yeha werden von der Orient-Abteilung des DAI gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als Langfristvorhaben gefördert.



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1321

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsches Archäologisches Institut, 18.02.2020
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2020

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