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MELDUNG/223: Historical Social Research-Sonderheft erschienen - Terrorism, Gender, and History (idw)


GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften - 16.07.2014

Sonderheft der HSR erschienen: Terrorism, Gender, and History



Das Sonderheft der Zeitschrift Historical Social Research, herausgegeben von Sylvia Schraut & Klaus Weinhauer, beschäftigt sich mit Gender-Aspekten im Terrorismus - eine Perspektive, die in der Terrorismusforschung bislang kaum Beachtung gefunden hat.

Von Boko Haram bis ISIS, von ETA über RAF bis IRA - der Terrorismus beschäftigt uns bereits seit Jahrzehnten und ist dennoch so aktuell wie nie. Dabei sind nicht nur die Motive und Ziele der Akteurinnen und Akteure völlig unterschiedlicher Natur, sondern auch deren Organisationsgrad, ihr lokaler Handlungsrahmen und ihre Wirkungsweisen. Doch so umfangreich die daran anschließende Terrorismusforschung auch sein mag, so wenig ist dort bislang die Gender-Perspektive auf Terrorismus Gegenstand der Wissenschaft geworden.

Welche Rolle spielen Genderaspekte im Terrorismus? Wie unterscheiden sich Frauen und Männer im bewaffneten Kampf? Welchen Beitrag kann die Beachtung von Geschlechteraspekten zum besseren Verständnis von Entstehung und Wirkungsweisen des Terrorismus leisten?

Das von Sylvia Schraut & Klaus Weinhauer herausgegebene Sonderheft der Historical Social Research "Terrorism, Gender, and History. State of Research, Concepts, Case Studies" versucht, diesen Fragen auf den Grund zu gehen und steht damit in der Tradition einer kulturwissenschaftlich orientierten interdisziplinären Terrorismusforschung, wie sie sich seit den 1990er Jahren entwickelt hat.

Die Forschungserträge der Beiträge dieses Hefts zeigen, dass man die politischen, historischen und kulturellen Traditionen des Terrorismus ignoriert, wenn man ihn als ein geschichtsloses aktuelles politisches Problem betrachtet. Wird die Kategorie Geschlecht in politischen oder akademischen Terrorismusstudien vernachlässigt, trägt dies nicht nur dazu bei, die transnationalen, verflochtenen und transgenerationellen Einflüsse von Gender-Konzepten auf terroristische Handlungen zu übersehen, sondern beschränkt auch das Verständnis der Repräsentation des Terroristen in den Medien und in der Forschung.

Die Interaktionen zwischen Terrorismus, Staat und Mediengesellschaften werden von Geschlechteraspekten entscheidend mitbestimmt. In Mediengesellschaften übermitteln die Mainstream-Medien nicht nur passiv irgendwelche Botschaften. Vielmehr können sie dominante politisch-kulturelle (Geschlechter-)Normen und Werte unterstützen, aber auch Agenda-setting betreiben, indem sie über terroristische sowie darauf bezogene staatliche Aktionen berichten, sie interpretieren und diskutieren. Damit generieren sie Anschlusskommunikation, auf die Terroristen und der Staat reagieren müssen.

Schließlich vertieft der interdisziplinäre Austausch in gender-orientierten Terrorismusstudien unser Wissen über politische Gewalt. Zudem wird so deutlich, wie wichtig es ist, Geschlecht nicht nur als eine weitere Analysekategorie unter anderen zu verwenden, sondern intensiver über die weitergehenden Implikationen nachzudenken, die sich aus der Arbeit mit Geschlechterkonzepten für die gesamte Terrorismusforschung ergeben.


Als die größte deutsche Infrastruktureinrichtung für die Sozialwissenschaften steht das GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Forscherinnen und Forschern auf allen Ebene ihrer Forschungsvorhaben mit seiner Expertise und seinen Dienstleistungen beratend zur Seite, so dass gesellschaftlich relevante Fragen auf der Basis neuester wissenschaftlicher Methoden, qualitativ hochwertiger Daten und Forschungsinformationen beantwortet werden können. GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und unterhält institutionelle und projektbezogene Kooperationen mit diversen Universitäten. GESIS ist an wichtigen europäischen und internationalen Studien und Projekten wie u.a. dem European Social Survey (ESS) und der European Value Study (EVS), dem europäischen Archivverbund CESSDA und dem OECD-Projekt Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC) beteiligt.



Weitere Informationen unter:
http://www.gesis.org Homepage von GESIS
- Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften

http://www.gesis.org/hsr/aktuelle-ausgaben/aktuelle-hefte/393-terrorism-and-gender/
- Homepage des aktuellen Sonderhefts der HSR

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution479

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften,
Christian Kolle, 16.07.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juli 2014