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VDW e.V./001: 50 Jahre Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW e.V.)


"Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW e.V.) - 25. Oktober 2009

50 Jahre nach Gründung der VDW

Eine atomwaffenfreie Welt ist jetzt möglich
Wissenschaftler fordern Nuklearwaffenkonvention


Berlin, den 25.10.2009 - Die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) feierte dieses Wochenende im Rahmen einer Festveranstaltung sowie eines Kongresses ihr 50. Jubiläum. Dabei wies sie eindringlich auf die Rolle der Wissenschaft bei der Abschaffung der Atomwaffen hin.

Atomwaffen sind Menschenwerk, sie wurden von Wissenschaftlern erschaffen und es liegt somit auch in ihrer Mitverantwortung, diese zu beseitigen. Eine Rückbesinnung zum verantwortlichen Handeln in der Wissenschaft ist vonnöten. Schließlich dürfe Wissenschaft nicht schaden, wie Prof. Dr. Ernst Ulrich v. Weizsäcker in seiner Rede am Freitag betonte. Alle Wissenschaftler seien daher aufgefordert, jedwede Beteiligung an der Erforschung, Entwicklung, Erprobung, Produktion und Fertigung neuer Atomwaffen zu verweigern. Damit schließt sich der Kreis, denn zwei Jahre vor ihrer Gründung sorgten spätere VDW-Mitglieder, die "Göttinger 18", für Aufsehen: Die Physiker hatten den Mut, in die Politik einzugreifen, getrieben von der Sorge vor einer Ausweitung der Atomwaffen. Auch 50 Jahre später besteht die atomare Bedrohung für die ganze Menschheit fort, sie wird nur nicht mehr als virulent gesehen.

Heute ist die Vision einer atomwaffenfreien Welt realistisch. Und dieser Realismus ist so dringend wie nie zuvor. Der US-Präsident Barack Obama erhielt kürzlich u.a. für sein Engagement bei der nuklearen Abrüstung den Friedensnobelpreis. Auch Dr. Jayantha Dhanapala, ehem. stellv. UN-Generalsekretär, plädierte am Freitag für ein Neues Denken in der Tradition des Russell-Einstein-Manifests von 1955, dessen berühmte Schlussworte lauten: "Remember your humanity and forget the rest". Jetzt sei, so Dhanapala, die vielleicht einmalige Möglichkeit, weltweit für eine atomwaffenfreie Welt einzustehen. Große Chancen dafür biete die nächste Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages im Frühjahr 2010.

Alle mit "Global 0" verbundenen Sicherheitsfragen können gelöst werden, so Prof. Dr. Frank von Hippel, Professor an der Woodrow Wilson School of Public and International Affairs in Princeton. Eine wissenschaftlich erarbeitete und von der UN akzeptierte Nuklearwaffenkonvention biete dazu eine gute Grundlage. Die Aufnahme von Verhandlungen zu einer Nuklearwaffenkonvention sei das Kriterium für den Erfolg der Überprüfungskonferenz 2010 und entscheidend für die Stärkung des internationalen Proliferationsregimes.

Aktive politische Schritte zur sukzessiven, aber unumkehrbaren und transparenten Beseitigung aller existierenden Nuklearwaffen bis 2020 sind jetzt notwendig. Die VDW begrüßt die Absicht der neuen Bundesregierung, unverzüglich über den Abzug der verbliebenen US-Atomwaffen auf deutschem Boden innerhalb der NATO zu verhandeln.

Die Feierlichkeiten umfassten neben der Festveranstaltung am Freitag auch den, in Kooperation mit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), stattfindenden zweitägigen Kongress "Forschen - Erkennen - Handeln: Verantwortung von Wissenschaft und Forschung in einer globalisierten Welt".

Auf der Mitgliederversammlung am 24. Oktober 2009 wählte die VDW einen neuen Vorstand: Vorsitzender ist nun der Politologe und Pädagoge Prof. Dr. Ulrich Bartosch von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Weitere Vorstandsmitglieder sind die Agrarbiologin Dr. Angelika Hilbeck und Dr. Beatrix Tappeser, seit 2004 Fachbereichsleiterin am Bundesamt für Naturschutz. Die ausscheidenden Vorstandmitglieder PD Dr. Stephan Albrecht, Prof. Dr. Hartmut Graßl und Prof. Dr. Ernst Ulrich v. Weizsäcker wurden in den Beirat gewählt.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 25. Oktober 2009
Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW e.V.)
Schützenstr. 6a, 10117 Berlin
Telefon: +49 30 21234056, Fax: +49 30 21234057
E-Mail: info@vdw-ev.de
Internet: www.vdw-ev.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Oktober 2009