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BUNTE WELT/425: Erich-Klausener-Schüler "Wir werden nie vergessen" (Stadt Herten)


Stadt Herten

"Wir werden nie vergessen": Weiße Ballons steigen in den Hertener Himmel

Schüler der Erich-Klausener-Schule organisieren Holocaust-Gedenkfeier


Herten. Deutschland, 1938: Das jüdische Mädchen Inge muss sich von nun an Sara nennen. Wie alle jüdischen Frauen. Ein gestempeltes "J" im Ausweis und ein gelber Stern, sollen es für alle deutlich machen: Juden haben nicht länger die gleichen Rechte. Jedes Jahr findet im Glashaus Herten der Holocaust-Gedenktag statt. Zwei zehnte Klassen der Erich-Klausener-Schule richteten die Gedenkfeier aus, an der 320 Schüler von weiterführenden Schulen teilnahmen.

Mit hebräischen Liedern, nachgespielten Szenen aus dem Theaterstück "Ab heute heißt du Sara" und weißen Luftballons die zum Himmel stiegen, schufen die EKS-Schüler einen stimmungsvollen Rahmen.

"Heute wollen wir nicht nur zurück schauen, sondern auch den Grundstein für ein anderes Leben und eine bessere Zukunft legen", begrüßte Bürgermeister Dr. Uli Paetzel die Anwesenden.
"Das Interesse der Schüler macht mir Hoffnung und Mut", sagte die Schulleiterin der Erich-Klausener-Schule Luzia Iserloh. Dennoch ermahnte sie die Schüler, die Verantwortung, die sie trügen, auch in Zukunft ernst zu nehmen. Sie lobte das Engagement der beiden Lehrerinnen Susanne Kreiss und Christiane Slowinski, die die Veranstaltung gemeinsam organisiert hatten.

In dem Theaterstück "Ab heute heißt du Sara" wird die Geschichte des jüdische Mädchen Inge Deutschkron erzählt. Sie ist gerade elf, als ihr Leben durch den Nationalsozialismus eine völlig unerwartete Wendung nimmt. Plötzlich soll sie anders als andere Kinder sein. Sie darf nicht mehr am Sportunterricht teilnehmen, eilt einem anderen jüdischen Mädchen zu Hilfe, das auf offener Straße geschlagen wird und bekommt einen "Judenausweis". Sie muss sich sagen lassen, dass man Juden an der besonderen Ohrenform erkennt, und falls doch nicht, zumindest an dem leuchtend gelben Stern auf der Jacke.

Zwischen den einzelnen Szenen präsentierte der EKS Chor hebräische Lieder.

In ihrer Gedenkrede erinnerten die Schüler an die vielen Menschen die den Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind: Juden, Sinti und Roma oder Demokraten. Sie erinnerten an "Massentransporte in Viehwagen, zerrissene Familien, perverse Versuche an Zwillingspaaren, an Jahre der Leidenszeit und an Befreier, die nicht helfen konnten." Mit einer Schweigeminute beendeten sie ihre Ansprache.

Zum Gedenken an die jüdischen Familien, die in Herten gelebt hatten, legten die Schüler nach jüdischem Brauch Steine auf ein symbolisches Grab.

"Gibt es noch Juden in Herten?", "Gab es auch hier Menschen, die Juden versteckt haben?" - einige Schüler nutzten die Gelegenheit dem Fachmann für Hertener Geschichte, Hans Heinrich Holland, Fragen zu stellen. Er erzählte, wie die Menschen früher "fabrikmäßig ermordet wurden" und betonte: "Die Nazis haben versucht die Spuren der Menschen auszulöschen. Doch solange wir ihre Namen nennen, verhindern wir dieses Vorhaben!"

Zum Abschluss ließen die Teilnehmer weiße Luftballons in den Himmel steigen. Weiß steht im Judentum für die Erinnerung und kleine Kärtchen, die an den Ballons mit nach oben schwebten, verkündeten: "Wir werden nie vergessen".


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Quelle:
Pressemitteilung von Mittwoch, 28. Januar 2009
Pressestelle der Stadt Herten
45697 Herten
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2009