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GUTE-NACHT/2264: Maria und der Maulwurf im Aquarium (SB)


Vierunddreißig Tage bis Ostern


Gleich heute schaut Maria im Garten nach, ob der Maulwurf in der vergangenen Nacht wieder einen neuen Hügel aufgeworfen hat. Dann könnte Maria nämlich gleich noch einen zweiten Ostereierbaum für ihre Oma einsäen. Doch der Maulwurf hat noch kein weiteres Erkennungszeichen hinterlassen. Maria fragt ihre Mama: "Hast du schon mal einen richtigen Maulwurf gesehen oder gestreichelt?" Da erzählt Mama folgende Geschichte.


*


Der Maulwurf im Aquarium

"Morgen mag ich gar nicht in die Schule", protestierte Barbara. Die drei Schwestern, Barbara, Ilona und Petra, lagen im Bett und erzählten noch ein bißchen. "Morgen ist aber doch der letzte Schultag?" meinte Ilona, und Petra fragte: "Magst du keine Ferien?"

Natürlich mochte Barbara Ferien. Aber seit zwei Tagen hatten sie in Barbaras Schule einen kleinen Maulwurf, den die Kinder Hans genannt hatten. "Morgen", begann Barbara, "müssen wir Hans wieder freilassen." - "Wer ist denn Hans?" fragte Petra. "Na, der kleine Maulwurf, den Barbara gestern, auf dem Hof gefunden hat." Gestern, als Barbara zur Schule gehen wollte, lief über den Hof ein kleiner Maulwurf. Und da der Hof vollständig gepflastert war und rechts und links des Hofes je ein recht langgestrecktes Haus gebaut war, hatte der kleine Maulwurf keine Möglichkeit, wieder in der Erde zu verschwinden. Er hatte sich aus dem Garten auf den Hof verirrt.

"Was macht denn Hans jetzt?" wollte Petra wissen. "Der sitzt in seinem Aquarium", erklärte Barbara. "Kann er denn schwimmen?" wollte Petra wissen. Sie kannte das Aquarium, das bei ihrem Vater in der Praxis stand mit den vielen Fischen drin. Jetzt schaltete sich Ilona ein: "Der kann doch nicht schwimmen! Barbara hat das leere Aquarium aus der Garage genommen, den Hans da hineingesetzt, und dann hat sie das Aquarium mit dem Hans drin auf dem Bollerwagen mit in die Schule genommen." Wie die Kinder gestaunt hatten. Fräulein Janzik, die Lehrerin, sorgte gleich dafür, daß die Kinder ersteinmal Erde in das Aquarium füllten und dann wurden immer zwei der Schüler zum Würmerholen bestimmt. Schließlich brauchte Hans ja etwas zum Essen.

Fräulein Janzik bestimmte dann, daß morgen am letzten Schultag der Maulwurf wieder freigelassen werden sollte. Die Kinder sollten ihn morgen auf einem Feld freilassen. "Das ist wichtig, nicht nur weil ihr dann Ferien bekommt, sondern weil der Maulwurf sonst verhungern würde, er braucht viel mehr Nahrung als ihr ihm beschaffen könnt." Toll war es schon, so einen Maulwurf mal durch einen Glaskasten zu sehen, denn Hans grub Gänge und die konnten die Kinder bestaunen. Damit er auch mal an die Scheibe kam, wurde das Klassenzimmer verdunkelt.

"Maulwürfe sind eben keine Haustiere und schon gar keine Kuscheltiere", meinte Fräulein Janzik noch als die Kinder meinten, sie könnten sich doch in den Ferien um Hans kümmern. Da hätten sie doch viel Zeit. Aber Fräulein Janzik war entschlossen, morgen einen kleinen Ausflug mit den Kindern und dem kleinen Hans in seinem Aquarium bis in die Felder zu unternehmen. Dort sollte Maulwurf Hans seine Freiheit wiederbekommen.

"Ob Hans sich manchmal an uns erinnert", mit diesem Gedanken schlief Barbara ein, und Petra träumte von einem kleinen Maulwurf, der in einem Aquarium lebte und dort immer seine Runden schwamm.


Erstveröffentlichung am 25. Juli 1998

5. März 2007


Gute Nacht