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GUTE-NACHT/2403: Miranda hat Wäschetag (SB)


Es ist Schlafenszeit. Miranda geht in ihr Zimmer und traut ihren Augen nicht. In ihrem Puppenbett liegt Arim. Er scheint mächtig müde zu sein. Denn er reagiert nicht, als Miranda aus Schreck die Tür schnell zuschlägt. Schließlich soll Mama den kleinen Kerl nicht zu Gesicht bekommen. Womöglich verfährt sie mit ihm wie mit all den anderen Tieren, die sie hinauswirft oder gar zerdrückt.

"Wo kommst du denn her?" fragt Miranda, während sie auf das Puppenbettchen zugeht, das jetzt wieder an seinem alten Platz steht. Mirandas Mama hatte auch heute hier wieder für Ordnung gesorgt, ihre Ordnung. Da Arim sich nicht rührt, rüttelt Miranda leicht am Puppenbett. Davon erwacht Arim und streckt sich. Jetzt erst sieht Miranda, daß die Kissen, Decken und das kleine Laken voller Erdklumpen sind. "Wo kommt der ganze Dreck her?" fragt sie. "Das ist kein Dreck", erklärt Arim, "das ist guter Erdboden." - "Gut, aber wie kommt die Erde in das Bett?" möchte Miranda wissen. "Schau dir nur meine Kleider an", erklärt Arim. "Was hast du angestellt, daß du so schmutzig geworden bist?" fragt Miranda.

"Ich habe in eurem Garten gegraben. Aber ich bin nicht so tief gekommen, daß ich wieder in meine Heimat zurückfinde", erzählt Arim. "Du meinst, du wohnst in der Erde?" Arim nickt. "Aber wie bist du dann aus der Erde herausgekommen? Hier war nirgends ein Spalt oder ein Loch." Jetzt schüttelt Arim seinen Kopf: "Das möchte ich auch zu gern wissen.

Miranda nimmt Arim erst einmal mit ins Bad. Die Tür schließt sie vorsorglich ab. Dann läßt sie Wasser in das Waschbecken ein. "Jetzt kannst du baden!" schlägt Miranda vor. Arim zieht seine Sachen aus und Miranda entdeckt, daß Arim eine leicht grünliche Haut hat. Das ist ihr bisher noch gar nicht aufgefallen. Aus ihrem Schrank nimmt sie einen Waschlappen. "Hier, das ist dein Handtuch." Nachdem Arim wieder aus dem Waschbecken ausgestiegen ist und sich abgetrocknet hat, wäscht Miranda seine Sachen. Die Erde geht leicht wieder heraus.

Die Türklinke wird jetzt heruntergedrückt. Da die Tür aber verschlossen ist, klopft jemand dagegen. Es ist Mama und sie sagt: "Du sollst doch nicht abschließen. Wenn dir mal etwas passiert, kann ich gar nicht hinein, um dir zu helfen." Miranda brabbelt, als hätte sie Zahnpasta im Mund. Mama scheint sich wieder zurückgezogen zu haben. Miranda steckt Arim in die Tasche ihres Bademantels, blickt sich im Bad noch einmal um, ob auch nichts auf Arims Dasein hinweist, dann zieht sie sich in ihr eigenes Zimmer zurück.

Arim versteckt sie in ihrem Kleiderschrank. Mama kommt bestimmt noch einmal, um gute Nacht zu sagen. Miranda überlegt, was sie Arim zum Anziehen geben kann. Seine Sachen sind einfach noch viel zu naß, obwohl sie die doch in ein Handtuch eingewickelt und gedreht hat, wie Mama das immer macht.

Mama kommt ins Kinderzimmer. Sie trägt frische Wäsche auf dem Arm. Hoffentlich will sie die jetzt nicht in Mirandas Schrank legen. Aber Mama wird abgelenkt. Sie sieht die kleine nasse Wäsche auf der Heizung liegen. Schnell plaziert sie den Wäschestapel auf Mirandas Sessel und geht neugierig zur Heizung hinüber. "Hast du Kens Sachen gewaschen?" fragt sie. Zuerst schluckt Miranda, dann schwindelt sie ein Ja heraus. Mama lächelt: "Hast wohl Handwäsche gemacht?" Bei diesem Stichwort fällt Mama der Wasserkessel auf dem Herd ein und sie verläßt fluchtartig das Zimmer. Miranda nutzt die Zeit, um Arim schnell in ihrer Spielzeugkiste zu verstecken. "Du mußt aber ganz ruhig sein!" sagt sie ihm. Arim verspricht es. Dann ist Mama auch schon wieder da und legt die Wäsche, wie Miranda vermutet hat, direkt in den Schrank. Miranda hat sich vorsorglich schon einmal in ihr Bett gelegt. Jetzt kann Mama ihr gleich gute Nacht sagen und braucht nicht noch einmal zu kommen. Mama knipst das große Licht aus, so daß nur noch das Dimmerlicht leuchtet und wünscht: "Gute Nacht, mein Schatz!"

16. August 2007

Gute Nacht