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GUTE-NACHT/2588: Urlaubspläne im Häuschen am Hang (SB)


Urlaubspläne im Häuschen am Hang

In einem kleinen Haus wird jeder Platz gut genutzt. Steht etwas im Weg, wird es gleich in den Keller oder auf den Dachboden geschafft. Manchmal aber wird auch etwas vom Dachboden wieder gebraucht. Heute ist das bei Hedda und Mandy der Fall. Hedda hat noch einige Tage frei. So hat sie beschlossen, mit Mandy eine Reise zu unternehmen. "Wo werden wir denn hinfahren?", fragt Mandy. "Möchtest du dich nicht überraschen lassen?", stellt Hedda die Gegenfrage. Aber Mandy möchte es lieber gleich wissen. Es könnte ja beim Packen der Koffer wichtig sein, wohin es geht.

Die Koffer - ja, genau die werden nun vom Dachboden heruntergeholt. Hedda und Mandy steigen beide hinauf. "Wo hab ich den Trolli denn nur verstaut?", grübelt Hedda, während Mandy sich genau umschaut. Schon beim letzten Besuch hier oben fand sie es ganz spannend, sich umzusehen.

Hedda entdeckt die Koffer einen Meter über sich. Es ist nicht ganz leicht, die Koffer von ihrem Platz herunter zu holen. Sie liegen auf den Querbalken, eingerahmt von vielen Kartons, die zum Teil auch noch auf den Koffern selbst aufgetürmt liegen. Als Hedda die ersten Kartons herunterholt, fällt sogleich eine dicke Staubschicht gen Boden. Mandy springt zur Seite, um sich nicht in einen Staubwedel zu verwandeln. Die meisten Kartons sind leer. "Wenn wir von unserer Reise zurück sind, sollten wir unbedingt den Dachboden aufräumen", plant Hedda. "Da helfe ich dir", pflichtet Mandy ihrer Tante bei. Schließlich kann so ein Dachboden zu einer richtigen Entdeckungsreise werden.

"Gut, daß ich die Koffer in Plastikfolie gesteckt habe, als ich sie hier hinauf schaffte, sonst wären sie jetzt genauso verstaubt wie die Kartons", findet Hedda. Mandy ist inzwischen an eines der beiden Fenster getreten. "Von hier können wir über die ganze Stadt gucken!", stellt sie erfreut fest. "Naja, nicht über die ganze Stadt", sagt Hedda, "aber schon über ein ganzes Stück." Mandy sieht die Sonne, wie sie langsam ihre Farbe von gelb nach rot verändert. "Ja, wir sollten uns beeilen", erklärt Hedda, "wenn die Sonne untergeht, wird es hier oben auch gleich dunkel sein. Denn auf dem Dachboden ist kein elektrisches Licht."

Mandy wirft schnell noch einen Blick in die Ecke mit den Spielsachen und findet einen Karton mit einer Puppe, deren Kopf und die Hände wie die weiße Kaffeekanne auf dem Frühstückstisch aussehen, der Körper aber aus Stoff gefertigt ist. Die Puppe hat ein Mützchen auf dem Kopf, das am Hals zugebunden ist. "Darf ich die Puppe mitnehmen?", fragt Mandy. "Wenn sie dir gefällt?", entgegnet Hedda. Mandy möchte wissen, was die Puppe für Haare auf dem Kopf hat und zieht das Mützchen ab. Ein Schrei ertönt auf dem Dachboden. Es ist Mandy. Vor lauter Schreck hat sie die Puppe fallen gelassen. Hedda dreht sich um und geht gleich zu Mandy hinüber. "Was ist?", fragt sie und hebt die Puppe auf. Ohne das Mützchen zeigt sich das wahre Gesicht der Puppe, und das sind gleich vier Gesichter. Fast gleich einem Würfel mit seinen vier Seiten besitzt dieser Kopf vier verschiedene Gesichtsausdrücke. Das eine Gesicht lacht, das andere weint, das dritte schläft, während das vierte aus Leibeskräften zu schreien scheint. Gerade dieses Gesicht war es, das Mandy so erschreckt hat.

Hedda bindet der Puppe das Mützchen lieber wieder auf und läßt nur das schlafende Gesicht herausschauen. "Komm, wir legen die Puppe in das Bettchen dort drüben und lassen sie schlafen", schlägt Hedda vor. "Hier oben verstaubt sie genauso wie die Kartons", protestiert Mandy. Dennoch möchte sie die Puppe heute noch nicht mit nach unten nehmen. Ihre Tante schlägt vor: "Wir holen sie nach unserer Reise herunter."

Mandy ist einverstanden. Jetzt wird es aber wirklich Zeit vom Dachboden herab zu steigen. Ein Trolli und ein Koffer ohne Rollen sind die Ausbeute des heutigen Dachbodenbesuchs. "Dann verrate ich dir jetzt mal, wohin die Reise geht", verkündet Hedda, "wir reisen zu meiner Mama, also deiner Oma." Mandy freut sich, denn sie möchte ihre Oma gern kennenlernen. Als Baby war sie einige Male bei ihr, aber daran erinnert sich Mandy nicht mehr. Sie weiß es nur durch die Erzählungen ihrer Mutter und ihrer Tante. "Übrigens", beginnt Hedda, "die Puppe vom Dachboden hat damals deiner Oma gehört."

Mandy überlegt, ob ihre Oma vielleicht genauso erschreckend ist wie ihre Puppe dort oben auf dem Dachboden im Puppenbett.

"Gute Nacht, ihr vier Puppengesichter!"

26. März 2008

Gute Nacht