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GUTE-NACHT/2592: In der Stadt und auf dem Land (SB)


In der Stadt und auf dem Land

Am Tisch sitzt Gabor und sticht mit einer kleinen Form Mäuse aus Knete aus. Denen verpaßt er noch zwei Augen und einen langen Schwanz, ebenfalls aus Knete, aber in einer anderen Farbe. "Mama, möchtest du auch mitkneten?" - "Nein danke." Mama ist viel zu sehr mit der Planung von Gabors Geburtstagsfest beschäftigt. Als sie den Stift aus der Hand legt, sagt sie: "Ich glaube, du mußt jetzt aufhören und ins Bett huschen. Es ist schon recht spät." Gabor mault: "Es ist doch noch hell draußen!" - "Das liegt daran, daß am Wochenende die Uhr umgestellt wurde. Eigentlich ist es jetzt erst eine Stunde früher. Aber durch die Zeitumstellung nutzt uns das nichts, denn wir müssen morgen früh auch eine Stunde eher aufstehen. Morgen gehst du leider wieder zur Schule. Da solltest du schon ausgeschlafen sein. Aber freu dich doch, dann bist du einen Tag näher an deinem Geburtstag." Das stimmt Gabor versöhnlich und er packt die Knete beiseite. Er weiß ja auch, daß Mama ihm gleich auch noch eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen wird und zwar eine über Mäuse.


*


Es war einmal eine Stadtmaus und eine Landmaus. Die Stadtmaus lebte in einem herrschaftlichen Haus einer reichen, alten Dame. Dort hatte sie immer so viel zu essen wie sie wollte und trug die feinsten Kleider. Das einzige, womit sie auch leben mußte, war der große, fette Kater der alten Dame, vor dem sie ständig auf der Hut sein mußte. Eines Tages ging ihr dieser Kater so auf die Nerven, daß sie beschloß ihre Verwandte auf dem Land zu besuchen. Sie packte also ihre Koffer und reiste los.

Die Landmaus freute sich sehr über den vornehmen Besuch. Sie ließ die Stadtmaus in ihrem einzigen Bett schlafen und gab ihr die besten Speisen, die sie hatte. Doch leider waren sie der Stadtmaus nicht gut genug. Immer hatte sie etwas auszusetzen. Das Bett war ihr zu hart und das Essen zu eintönig, denn es gab jeden Tag nur Körner, ein Stückchen Möhre und zum Trinken nur klares Wasser.

"Du hast keine Milch, keinen Käse und keinen Speck. Wie kannst du es hier nur aushalten, so arm wie du bist." Schon längst hatte die Stadtmaus den großen, fetten Kater vergessen und schwärmte nur von all den leckeren Gerichten, die es in ihrem vornehmen Haus gab. Am Ende sehnte sich sogar die genügsame Landmaus danach, und beide beschlossen zusammen in die Stadt zu gehen.

Gesagt, getan. Die Landmaus war überwältigt von dem riesigen Haus und erst die vielen leckeren Speisen. Soetwas hatte die Landmaus noch nie gegessen. Deshalb aß sie auch so viel, daß sie kaum noch laufen konnte. Doch das war ein Fehler. Denn jetzt kam der große, fette Kater wieder ins Spiel. Er war mit seiner alten Dame drei Tage verreist gewesen. Jetzt aber war er wieder da und roch sofort, daß Mäuse im Haus waren. Besonders eine ganz näturlich riechende Maus schien inzwischen hier eingebrochen zu sein. Der große, fette Kater ließ den Mäusen keine ruhige Minute. Er jagte durchs ganze Haus hinter ihnen her. Nur mit knapper Not entkam die Landmaus seinen Krallen.

Da hatte die Landmaus genug und erklärte: "Ich bleibe nicht mehr länger hier in diesem gefährlichen Haus. Habe ich auch nur wenig zu essen und sind es auch nur Körner und Wurzeln oder würde ich von nun an nur noch auf der Erde schlafen müssen, ich will lieber in meiner bescheidenen Höhle unter der Erde leben, als hier im Wohlstand, aber mit der steten Angst, gefressen zu werden. So verabschiedete sich die Landmaus von der Stadtmaus und jeder lebte dort weiter, wo sie zuhause war.

Gute Nacht

31. März 2008

Gute Nacht