Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/2625: Ein Pfennig auf Reisen - Bratwurstkauf (SB)


Ein Pfennig auf Reisen

Nach dem langen Traum erwacht, möchte der kleine Pfennig noch immer aus der Geldbörse heraus und auf Reisen gehen, um endlich wieder als Glückspfennig tätig zu werden.

Seinem Namen Glückspfennig bereitet der kleine Pfennig heute wirklich alle Ehre. Es ist wohl um die Mittagszeit als die Geldbörse geöffnet wird, denn das einfallende Licht ist sehr grell. Eine Hand greift hinein und beginnt etwas zu suchen. Bis heute hat der kleine Pfennig lange überlegt, wie er es wohl anstellen kann, aus der Geldbörse heraus zu springen. Schließlich ist er sich sicher, der Besitzer der Geldbörse wird seinen Glückspfennig nicht selber herausholen. Außer er legt keinen Wert mehr auf einen solchen. Das kann natürlich geschehen, denn für einen Pfennig kann er sich nach der Umstellung der Währung von Mark auf Euro nichts mehr kaufen. Nur noch Euro und Cent sind gefragt.

Aus dem Geldbeutel heraus zu gelangen, geht einfacher als der kleine Pfennig gedacht hat, haben wir es hier doch mit einem Glückspfennig zu tun. Der Besitzer der Börse kramt und kramt in jeder Ecke seiner Börse. Er sucht wohl etwas Bestimmtes. Ja, er braucht noch einen einfachen Cent, um am Stand seine Bratwurst bezahlen zu können. Da er nicht seinen Fünf-Euro-Schein anbrechen will, sucht er in der Börse genauer als sonst. Er weiß, daß da immer noch so ein kleiner lumpiger Kerl in seinem Portemonnaie herumlungerte. Schon oft ist er ihm zwischen die Finger geraten, aber dann benötigte er ihn doch nicht. Jetzt aber soll das Centstück endlich auch zum Einsatz kommen.

Schließlich findet der Bratwurstkäufer, was er gesucht hat. Doch was er für einen Cent gehalten hat, ist ein Pfennig. Der aber ist ja nur die Hälfte eines Cents wert und obendrein nicht mehr gültig. "Was soll ich denn mit dir?" fragt der Geldbörsenbesitzer ärgerlich. Er nimmt den kleinen Pfennig aus dem Portemonnaie heraus, beschaut ihn sich noch kurz und wirft ihn sich dann rücklings über die Schulter. Dabei wünscht er sich sogar noch etwas. Denn sich etwas über die Schulter zu werfen und dabei an einen Wunsch zu denken, ist ebenfalls ein Brauch, der Glück verheißt. Wie der Wunsch gelautet hat ist ja wohl klar - schließlich will er endlich in seine leckere Bratwurst beißen.

Nachdem nun noch immer ein Centstück zum Bezahlen der Bratwurst fehlt, kramt der Mann noch weiter in der Börse und will gerade seinen Fünf-Euro-Schein herausholen, da spricht ihn jemand an: "Sie haben da was verloren!" Mit diesen Worten überreicht ihm ein Fremder einen Cent. Der Mann, der gerade einen Pfennig weggeworfen hat, will seinen Augen nicht trauen. Sollte er sich so getäuscht haben? Doch egal, nun hat er ja endlich seinen Cent und kann sich doch noch die leckere Bratwurst kaufen, ohne seinen Fünf-Euro-Schein anzubrechen.

Hatte sich der Pfennig verwandelt? War er als Glückspfennig dazu in der Lage? Wir werden sehen.


Erstveröffentlichung am 28. August 2003

8. Mai 2008

Gute Nacht